Lexikon

Handwörterbuch der Textilkunde aller Zeiten und Völker für Studierende, Fabrikanten, Kaufleute, Sammler und Zeichner der Gewebe, Stickereien, Spitzen, Teppiche und dergl., sowie für Schule und Haus, bearbeitet von Max Heiden, Stuttgart 1904

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Eintrag: Stickerei
Stickerei (lat.: opus acu pictum, phrygicum, racamatum, Alemannicum, acupictura, ricamum; franz.: broderie, oeuvre à l'aiguille; engl.: embroidery, needle-work); das Erzeugnis eines Arbeitsverfahrens, welches aus einem Aneinanderreihen von Fäden besteht, die man mit Hilfe eines spitzen Instrumentes auf eine natürliche oder künstlich geschaffene geschmeidige und weiche Fläche in geraden Linien oder mannigfach gestalteten Schleifen heftet. Die Elemente der auf diese Weise entstandenen Linien- oder Flächenmuster heissen Stiche, welche Gottfried Semper stilistisch mit den Einheiten vergleicht, womit die Mosaiken zusammengesetzt sind, wenn man die Stickerei als eine Art der Mosaik in Fäden bezeichnet, wodurch im künstlerischen Sinne ihr allgemeiner Charakter und ihr Verhältnis zur Malerei und Skulptur festgestellt ist.

Die Einteilung der Stickereien kann erfolgen nach Art des Grundstoffes und dem zu diesem verwendeten Material: Seiden-, Woll-, Leinen-, Gold- und Silber Stickereien, Mull-, Stramin-, Tüllstickereien u. s. w., nach Farbe des Grundstoffes: Weiss- und Buntstickerei, nach der Stich art: Kreuzstich-, Plattstich-, Kettenstich-, Strichstichstickerei u. s.w., nach der Mustererzielung: Flach-, Belief-, Applikations stickerei u. s. w., nach der technischen Ausführung: Hand- und Maschinenstickerei.

Die einfachste Art der Stickerei ist diejenige im Kreuzstich, der durch Ausfüllen von kleinen Quadraten welche in Kette und Schuss des Grundgewebes vorgezeichnet erscheinen, Muster entstehen lässt, die von Ursprung an auf geometrische Figuren angewiesen sind, aber auch sonst aus keinen, anderen Elementen als quadratischen hervorgehen können. Nächst dem Baumwollen- oder Leinenstoff (s. Leinenstickerei) ist das offene Gewebe des Kanevas (s. Kanevasstickerei) der geeigneteste Grund dafür; Stoffe aus feineren dichtgewebten Fäden werden im Kreuzstich mit Hilfe von Kanevasauflage bestickt, die man wieder auszieht. Der halbe Kreuzstich oder petit-point wird auf ganz fein geteiltem Grunde gearbeitet.

Zu den Stickereien auf abgezählten Fäden gehören viele Arten von Stichen, welche zum Teil erst in neuer Zeit auf Grund von älteren europäischen und orientalischen Vorbildern entstanden und willkürlich benannt worden sind; als die gebräuchlichsten kann man bezeichnen:
Zopf- oder Flechtenstich, welcher aus dem Kreuzstich entsteht, wenn sich die Stickfäden nicht ganz im Quadrat, sondern über einen oder zwei Grundfäden weiter kreuzen und so die Darstellung einer Flechte oder eines Zopfes hervorrufen.
Strich-, Linien- oder HoIbeinstich (s. d.), welcher in eckigen Umrisslinien Stern- und Hankenmuster in ein- und doppelseitiger Ausführung selbständig oder Einzelheiten als Erweiterung im Kreuzstichmuster darstellt. Werden durch ihn Muster aus umrandeten kleinen Quadraten gebildet, so erscheint er als Kästchenstich.
In geraden und dicht nebeneinander überstochenen Fäden aus quadratisch abgesetzten Flächen gebildete Muster sind im Flach- oder Gobelinstich gestickt, der sich auf dicht gewebtem Leinengrund und in breiteren Flächen als Webstich kennzeichnet, weil er das Aussehen eines Gewebes, wie es durch den Durchschuss des Einschlags durch die Kette entsteht, nachzuahmen weiss.

In der Kanevas- oder Straminstickerei führt die Encyklopädie der weiblichen Handarbeiten von Therese de Dillmont (Dornach im Elsass nahezu an 50 Stichweisen auf, welche durch die verschiedensten Versetzungen der immer wieder wechselnden Fadenlagen entstehen; davon sind Hauptarten:

Blattstich, Ausführung in getrennten Reihen über 2 Doppelfäden nach der Breite und nach der Höhe. Der Faden geht unter den mittleren Fäden wagerecht durch, greift nach rechts aufwärts schräg über zwei Doppelfäden. Darstellung: Gerade Reihen in der Mitte zusammengeschlossener Schrägstiche, in Gestalt von Blattrippen.

Byzantinischer Stich zum Ausfüllen grosser Flächen, dessen erste Reihe aus sechs Schrägstichen nach der Höhe und Breite über zwei Doppelfäden, die zweite in gleich vielen Stichen über einen Doppelfaden besteht. Darstellung: Ineinandergeschobene schräge Reihen gleich breiter Zackenlinien in stufenförmigen Absätzen.

Flammen- oder Wasserstich, in verschiedenen zackig abgesetzten geometrischen Grundmustern im Flachstich ausgeführt, bei denen die einzelnen Figuren mit einer Farbe, aber in vielen Schattierungen regelmässig abgetönt erscheinen.

Florentiner Stich, wird abwechselnd über einen und über zwei Doppelfäden des Stramins in schräger Richtung ausgeführt. Darstellung: Schräge Reihen aus ineinander geschobenen kurzen und längeren schrägen Stichen, in ähnlicher Wirkung eines Köpergewebes.

Grätenstich, in der Wirkung dem Stengelstich gleich: ein über drei senkrechte und drei wagerechte Fäden nach abwärts geführter Arbeitsfaden wird mit einem Rückstich über die letzte Straminkreuzung festgehalten. Diese Rückstiche laufen abwechselnd je nach der Lage der langen Stiche nach rechts oder links. Darstellung: Auf- und abwärts schräglaufende Stiche, deren Teilung durch kleine Mittelstiche die Wirkung grätenförmig erscheinen lässt.


Abb Tafel VIII


Griechischer Stich, wie der gewöhnliche Kreuzstich über vier Fäden nach der Höhe und ebensoviel nach der Breite beginnend, der darauf folgende Deckstich wird gleich über acht Fäden nach der Breite geführt; in der Erscheinung einem unregelmässigen Zopfstich ähnlich.

Jacquardstich, zur Ausfüllung grösserer Flächen ; die erste Stichreihe besteht aus sechs Schrägstichen nach der Höhe und Breite über je zwei Doppelfäden, die zweite in gleich vielen Stichen über einen Doppelfaden. Darstellung: Ineinander geschobene schräge Reihen abwechselnd schmale und breite Zackenlinien in stufenförmigen Absätzen.

Kaschmirstich, in Nachahmung des gleichnamigen Gewebes, entsteht durch einen Schrägstich über ein Straminkreuz und zwei Schrägstiche über zwei Fäden nach der Höhe und Breite.

Kettenstich, in Nachbildung von orientalischen Arbeiten: Füllung von dicht aneinander stehenden von oben nach unten laufenden Schlingstichen, welche in verschiedenen Farben die Fläche diagonal streifen.

Mailänder Stich, in der ersten Reihe läuft der Hinterstich in nach abwärts ausgeführter Reihe abwechselnd über eine und vier schräge Straminkreuzungen, in der zweiten nach aufwärts zu arbeitenden Reihe über drei und zwei, in der dritten, wieder nach abwärts führenden Reihe abermals über drei und zwei, in der vierten, wieder nach aufwärts gerichteten Reihe wieder über eine und vier Straminkreuzungen. Die folgenden langen Stiche sind unter die letzten kurzen, die kurzen auf die Mitte des nächsten langen Stiches zu stellen.

Maltastich, mit dem Quästchenstich (s. d.) verwandt; wird auch auf grobem geteilten Leinenstoff ausgeführt und greift je nach der Stärke des Materials über vier bis sechs Webefäden. Ein wagerechter Querstich hält gewisse Fadenbüschel zusammen, die über einen Stab eingezogen werden.

Maurischer Stich als Würfelmuster, das sich stufenartig aufbaut und aus schrägen Stichen über ein, zwei, drei, zwei und einen Doppelfaden gebildet.

Mosaikstich, dessen erste Reihe aus einem kurzen und einem längeren Schrägstich, die zweite zurückgehende Reihe aus kurzen Stichen gebildet, deren letztere die erste ergänzen. Darstellung: Schräge köperbindige Reihen aus abwechselnd langen und kurzen Stichen.

Muschelstich aus einem Faden, der auf- und abwärts über sechs Doppelfäden nach der Höhe und unter einem nach der Breite geführt wird. Wenn der vierte Faden gespannt ist, wird die Nadel zwischen dem dritten und vierten wagerechten und rechts vom dritten überlegten Längsfaden herausgeführt. Die vier gespannten Fäden sind nun mit einem Hinterstiche über einen Doppelfaden des Kanevas zu binden. In diese Hinterstiche wird dann ein Faden in abstechender Farbe zweimal eingezogen und so kleine runde Muscheln gebildet. Wagerechte Steppstiche über zwei Doppelfäden verdecken den Grrund zwischen den langen Stichreihen. Darstellung: Auf Reihen von Stichbündeln sind ovale Felder aneinander geschlossen.

Orientstich: schräg gestellte Stiche über einen, zwei, drei und vier Doppelfäden bilden Dreiecke. Der erste Stich des zweiten Dreieckes kommt unter und in die Mitte des vorhergehenden. Gobelinstiche füllen die durch die Dreiecke leer gelassenen Stellen an den Rändern aus.

Osmanischer oder Trikotstich, der Technik in orientalischen Sumakhteppichen nachgebildet man arbeitet eine Reihe schräger Stiche über vier senkrechte und wagerechten Stofffäden und rückt hierbei bei jedem Stiche um zwei senkrechte Stofffäden weiter. Die zweite Reihe wird in entgegengesetzter Richtung gestickt und vollendet den Stich Darstellung: Eng aneinander geschlossene wagerechte Reihen von Flechten.

Pariser Stich, stellt ein Grrundmuster aus geraden, einfachen, abwechselnd langen und kurzen Fäden dar, die über drei und einen Faden des Grrundgewebes gestickt sind.

Perlstich, wird aus der ersten Reihe des Kreuzstiches gebildet, gleicht also einem groben sog. petit-point.

Plüschstich zur Nachahmung orientalischer Knüpftechnik, besteht aus Schlingen, welche durch einen Kreuzstich festgehalten werden. Man arbeitet diese Schlingen am besten über einen schmalen Holzstab oder über ein breites Fischbein, wodurch das Gleichhalten sämtlicher Schlingen bedeutend erleichtert wird. Sobald die den Noppen eines Plüschgewebes ähnlichen Schlingen aufgeschnitten werden, erhält man eine samtartige Fläche.

Quästchenstich zur Nachahmung von Knüpfteppichen mit kurz geschorenem Vliess, der mit dem einfachen Maltastich (s. d.) verwandt ist. Jeder Stich verlangt in der Breite zwei Stofffäden und je zwei Stofffäden bleiben zwischen den einzelnen Reihen frei. Die dicht gestickte Fläche macht in geschorenem Zustande den Eindruck eines geknüpften Teppichs.

Reissstich entsteht, indem zuerst der ganze auszufüllende Grund mit grossen Kreuzstichen über vier Fäden nach der Höhe und Breite überarbeitet wird, dann werden diese mit vier Stichen übernäht, welche über die ersten Fäden nach rechts und links über je zwei Straminfäden gemacht werden und sich im Kreuzungsraum des Stramins begegnen. Sie bilden über den ersten Kreuzstichen wieder ein Kreuz.


Abb. 111 Originalaufnahme aus dem Königl. Landesgewerbemuseum in Stuttgart: Rundes Feld, Muster in durchzogenen farbigen Wollfäden auf Leinwand Darstellung eines antiken Kriegers mit Schild und Speer in Umrahmung des Bogenbandes (sogen, laufender Hund). Aus einem koptischen Grabe des 5. 7. Jahrh.


Renaissancestich, besonders geeignet für grösser angelegte quadratische Muster. Man arbeitet einen wagerechten Stich über zwei Doppelfäden und überfängt diesen mit einem senkrechten, über einen Doppelfaden reichenden Stich an seinem Ausgangspunkte und mit einem zweiten gleichen Stiche in seiner halben Länge. Anschliessend an den wagerechten Stich führt man dicht darunter einen zweiten wagerechten Stich über zwei Doppelfäden aus und überfängt ihn abermals mit zwei kurzen senkrechten Stichen. Darstellung: Je vier gerade Stiche über zwei Fäden bilden ein Quadrat.

Ripsstich in Nachahmung des gleichnamigen Gewebes, über zwei senkrechte und einen wagerechten Faden in senkrechten Reihen ausgeführt.

Rokokostich, in schrägen Reihen gearbeitet, indem der Faden über vier einfache oder zwei Doppelfäden gelegt ist, die Nadel nach links gewendet und unter einem Doppelfaden durchgeführt wird. Darstellung: Reihenweis durch wagerecht liegende Stiche gebundene Schleifen.

Schottischer Stich für Würfelmuster, besteht aus schrägen Stichen über ein, zwei, drei, zwei und einen Doppelfaden, die nur durch halbe Kreuzstichreihen voneinander getrennt sind. Darstellung: Je vier quadratische Felder aus schrägen Stichen sind einzeln von Perlstichen eingerahmt, so dass ein kariertes Muster entsteht.

Smyrna-Knüpfstich zur Nachahmung langhaariger orientalischer Knüpfteppiche wird, gleich dem doppelten Maltastich (s. d.), aus vier Stichen bestehend, auf grobfädigem Leinenstoff nach gezählten Fäden in wagerechter Reihe gearbeitet. Jeder, als kleines Quästchen erscheinende Knüpfstich reicht über vier Stofffäden, und vier Fäden werden stets in der Höhe zwischen den Reihen freigelassen. Nach der reihenweisen Vollendung wird jede Stichreihe sogleich geschoren.

Smyrna-Kreuzstich entsteht, wenn ein einfacher Kreuzstich über vier Fäden nach der Breite und vier Fäden nach der Höhe ausgeführt werden. Darüber arbeitet man einen zweiten gerade stehenden Stich, ebenfalls über vier Fäden nach der Höhe und vier Fäden nach der Breite. Ueber sechs bis acht Fäden lässt sich der gleiche Stich ausführen.

Stengelstich wird schräg über zwei Doppelfäden nach der Höhe und Breite und unter einem Doppelfaden ausgeführt, der wieder in die Reihe des Ausganges der Stiche zurückgeführt ist; zwischen den langen Stichen liegen Steppstiche. In der Wirkung ähnlich dem Grätenstich.

Sternchenstich, dessen einzelne Figuren aus acht Stichen bestehen, die einem gemeinsamen Mittelpunkte zustreben. Man beginnt mit einem schrägen Stiche über zwei Fädenkreuzungen von rechts nach links abwärts, wobei man den Faden in die als Mittelpunkt dienende Webelücke führt, sticht unter zwei Fäden senkrecht nach aufwärts, arbeitet auf der Rechtseite zum Mittelpunkt zurückkehrend, einen ebenfalls gleichseitigen, nach links aufwärts weisenden Stich über zwei Fadenkreuzungen, worauf man mit einem wagerechten Stich nach links die sich so bildende Sternchenfigur fortsetzt.

Ungarischer Stich wird - als Füllmuster einfarbig - in unterbrochenen Reihen so gearbeitet, dass immer eine Reihe in die andere zurückgreift, diese ergänzt und dadurch den Grundstoff vollkommen bedeckt. Man arbeitet einen senkrechten Stich über zwei Fäden, daneben einen senkrechten Stich über vier Fäden, der den ersten nach oben und unten um je einen Faden überragt und wieder einen kurzen senkrechten Stich über zwei Stofffäden in gleicher Höhe mit dem ersten kurzen Stiche.

Ein Hauptelement im Bereiche der Stickerei ist der Plattstich, welcher, indem er seine Fäden über die Fläche hinlegt, nicht wie der Kreuzstich mosaikartig zusammengesetzt, sondern seine Muster durch eine Reihung von einzelnen Stichen entstehen lässt, welches so geschieht, dass die Enden derselben zusammentreffen und sich die Fäden, wie in einer gewebten Atlasfläche, ganz oder zum Teil ihrer Länge nach berühren. Auf diese Weise ist die Möglichkeit der Darstellung jeder Figur gegeben: mag die vorgeschriebene Zeichnung in geraden oder geschwungenen Linien begrenzt sein. Durch dichtes Nebeneinanderlegen und durch das Doppeln der Fäden, ferner durch Unterlagen, die von Fäden übersponnen werden, erlangt man mehr oder weniger reliefartig hervortretende Muster, welche die Stickerei in das schon erwähnte


Abb. 115 Originalaufnahme aus dem königl. Landesgewerbemuseum in Stuttgart: Teil eines Kragens, flache Häkelarbeit in weissem Garn Muster aus grossen und kleinen runden Scheiben auf unregelmässigem Maschengrund. Irland 19. Jahrh.

verwandte Verhältnis zur Malerei und Skulptur bringen. "Der Plattstich ist darum auch - wie Jacob von Falke sagt - in jenen Zeiten, wo die Stickerei eine Kunst war, die am meisten geübte Technik gewesen." (S. Geschichtliches.)
Dem Plattstich zur Seite steht der Stielstich für die Ausführung dünnerer Verbindungslinien; man arbeitet ihn steil und schräg, ersteren durch Ueberstechen eines vorgezogenen Fadens von links nach rechts, letzteren ohne Vorziehen, so dass die Nadel von rechts nach links über ein bis zwei wagerechten und vier bis sechs senkrechte Fäden geführt und der lezte Stich bis zur Hälfte des vorletzten zurückgreift.
Für Weiss- und Buntstickerei kommen nach den Ausführungen von Therese de Dillmont noch folgende Sticharten in Betracht:

Languetten- oder Schlingenstich, von links nach rechts über einem vorgezogenen Faden gearbeitet.

Schnurstich, von links nach rechts über eine in Vorstichen angegebene Linie gearbeitet, und um demselben ein reliefartiges Aussehen zu verleihen, wird noch ein starker, runder Faden beim Arbeiten eingelegt. Die Xadel wird unter dem vorgezogenen Faden herausgeführt, und man arbeitet, nach aufwärts stehend, dicht aneinander gereihte senkrechte Stiche. Der Stich findet hauptsächlich in der Buchstabenstickerei Anwendung.

Steppstich, besteht aus ziemlich kleinen, dicht aneinander gereihten gewöhnlichen Steppstichen (s. Nähen), die von rechts nach links ausgeführt werden. Man verwendet diese Stichart vorzugsweise zum Füllen von Buchstaben, Blättern und Blumen.

Sandstich nennt man verstreut angebrachte Steppstiche.

Kreuzsteppstich, nur bei sehr klaren Greweben anwendbar; er bildet auf der Kehrseite eine dichte Kreuznaht und gleichzeitig eine Art Untergrund, welcher der Figur einen matten Ton verleiht. Zur Ausführung dieses Stiches führt man die Nadel wie zum gewöhnlichen Steppstich in den Stoff ein, hierauf unter dem Stoff in schräger Richtung nach der entgegengesetzten gleichlaufenden Linie der Musterung und dort heraus. Nachdem wird die Nadel wieder wie zum gewöhnlichen Steppstich in den Stoff ein- und in schräger Richtung ebenfalls unter dem Stoff nach der ersten Linie und an der für den nächsten Stich geeigneten Stelle herausgeführt. Es findet diese Stichart auch Anwendung für die Spitzenstickerei.

Einfacher Knötchenstich entsteht durch 2 nebeneinander und über die gleichen Stofffäden ausgeführte Steppstiche.

Kettenknötchenstich besteht aus einzeln gearbeiteten Kettenstichen die eine dem gewundenen Knötchenstich ähnliche Wirkung hervorrufen; er dient gleich diesem zur Füllung kleiner Flächen.

Wickelstich, zur Ausführung von Mustern in Weissstickerei, die erhaben sind und schnell ausgeführt werden sollen. Man windet den Faden um die Spitze der durch den Stoff geführten Nadel so viele Male, als es die Länge des Stiches erfordert, hält dann die Faden Windungen mit dem Daumen fest, zieht die Nadel und den restlichen Teil des Fadens durch den gewickelten Faden, sticht hierauf die Nadel an der Stelle, wo sie zuerst durch den Stoff geführt wurde, wieder hinein und zieht sie an der für den nächsten Stich bezeichneten Stelle heraus.

Bilderstich, in Nachahmung mittelalterlicher Stickereien (s. Geschichtliches), wird mit ziemlich dickem Material über ausgespannten Fäden ausgeführt, die mit Ueberfangstichen festgehalten werden.

Altdeutscher Knüpfstich, meist auf Leinen gearbeitet und nach auswärts ausgeführt, indem die Nadel wagerecht unter dem Stoff den Faden fest anzieht und denselben von links nach rechts legend unter dem ersten Stich durchgezogen und der Knoten zugeschürzt wird.

Romanischer Stich; man führt die Nadel je nach dem zur Verwendung kommenden Material zwei bis drei Fäden links von der Zeichnung heraus und rechts hinter ebenso vielen Stofffäden ein, unter diesen etwas schräge durch und ein wenig nur von der beizubehaltenden Linie heraus. Nach Anziehung des Arbeitsfadens führt man einen Stich über denselben aus, indem man die Nadel wieder gerade neben der gezeichneten Linie ein- und weiter nach links zum nächsten Stich gehen lässt.


Abb. 16 Dekomponiertes ägyptisches Stoffmuster aus einer Wandmalerei nach einer Darstellung aus: Braulik, Altägyptische Gewebe, Stuttgart 1900. Die Dekomposition ist so dargestellt, dass die schwarzen vollen Quadrate für Schwarz, die Kreuze in denselben für Indischrot, die Punkte für Zinnobergrün und die Kreise darin für Chrom gelb gelten sollen. Das Muster besteht nach Angabe von Braulik aus sechs verschiedenen Schussfäden, die sich in der Ordnung 1, 2, 3, 4, 5, 6, 5, 4, 3, 2; 1, 2, 3, 4, 5, 6, 5, 4, 3, 2 u. s w. im Gewebe wiederholen. Original im k. k. Oesterreichischen Museum in Wien.


Mossulstich, nach orientalischen Vorbildern geübte Stichart welche mit dem doppelseitigen Steppstich verwandt ist. Die Blattformen sind dazu vorher mit kurzen Stielstichen oder feinen Schnürchen einzufassen.

Arabische Technik oder orientalische Stickstiche, für grössere Arabesken und Füllstichformen, welche man ausführt, indem gezogene Längsfäden durch üeberlegstiche festgehalten und dadurch Flechtenmuster verschiedener Art dargestellt werden.

Tamburierarbeit tritt an Stelle des genähten Kettenstiches bei grösseren Stickereien, wo letzterer mit Hilfe einer besonderen Häkelnadel, der Tamburiernadel, durch Bildung von Maschen entsteht.

Eine besondere Stelle unter den Handarbeiten nimmt die Goldstickereiein. Man unterscheidet darin:

Die Anlegetechnik, welche besteht in einfachem Aufnähen der Metallfäden oder Schnüre, welche entweder unsichtbar oder sichtbar mit Ueberfangstichen in gleicher oder abstechender Farbe festgehalten werden.

Die Kordeltechnik, in der Ausführung der vorigen verwandt, doch werden sämtliche Formen über gespannte Schnureinlagen - Kordeln - angelegt. Bei beiden Arten werden die Fäden nur auf der Arbeitsseite geführt.

Das Stechen, wenn die Muster mit geraden oder schrägen Plattstichen bedeckt werden: die einzige Technik, bei welcher der Goldfaden auch auf die Kehrseite geführt wird.

Das Sprengen, wobei der Goldfaden über die zu stickenden Formen, welche eine dichte steife Unterlage erfordern, hin- und zurückgeführt und nach jedem Legen mit ein oder zwei Stichen festgehalten wird. Bei dieser Technik kommt die Spindel in Anwendung, auf welcher der Metallfaden aufgewunden ist.

Phantasiestickereien mit Kantille und Flitter werden hier jene Arbeiten genannt, bei denen die Muster durch verschiedenartiges Aufnähen von Kantillen, Flitter, Folien, bunten Steinen u. s. w. gebildet werden.

Ueber Aufnäharbeiten siehe den besonderen Artikel.

Als Hauptsticharten für die Maschinenstickerei kommen in Betracht der Plattstich und der zur Nachahmung desselben abgesonderte Doppelsteppstich, der Kreuzstich, der Ketten- oder Tamburierstich und der aus diesem hervorgegangene Feston- oder Languettenstich. Der Plattstich wird auf Maschinen erzeugt, welche mit kurzen, der Ketten- und Doppelsteppich auf Maschinen, welche mit sogen. endlosen Fäden arbeiten, wie die gewöhnliche Nähmaschine. In fast allen Fällen ist dabei der zu bestickende Stoff in einen Rahmen ausgespannt, welcher nach Massgabe des Musters bewegt wird, während die Nähmaschinen an ihrer Stelle bleiben. Der umgekehrte Fall, bei welchem der Stoff festliegen bleibt und die Maschinen bewegt werden, kommt seltener vor. Die Bildung des Kettenstiches erfolgt entweder durch eine Hakennadel in Verbindung mit einem Schiingenleger oder durch eine Oehrnadel in Verbindung mit einem schwingenden Haken (Schnepper) oder durch eine Oehrnadel in Verbindung mit einem sich drehenden Greifer. Die Bildung des Doppelsteppstiches erfolgt durch die Verschlingung zweier Fäden. Der Oberfaden wird mittels der Nadel durch den Stoff nach unten hindurchgeführt und durch die hierbei gebildete Schlinge wird der Unterfaden in seiner ganzen noch freien Länge hindurchgezogen, zu welchem Zwecke er auf einer Rolle aufgehaspelt ist. Wird hierauf der Unterfaden wieder nach oben gezogen, so ist er durch den unteren Faden verbunden. Die von der Nadel auf die gewöhnliche Art gebildete Schlinge ist nicht weit genug; sie muss erweitert werden, um den gesamten Unterfaden hindurchzulassen. Dies geschieht entweder durch ein Gehäuse, das sogen. Schiffchen, welches die walzenförmige Spule in sich selbst vollständig aufnimmt und mitsamt der Spule durch die Schlinge, dieselbe erweiternd hindurchgeht, oder es geschieht durch einen besonderen Greifer, welcher die Schlinge des Oberfadens erfasst und über die feststehende Scheibenspule des Unterfadens hinüberzieht, ohne selbst durch die Schlinge durchzugehen. Eine besondere Art, den Doppelsteppstich zu bilden, besteht darin, dass ein sich im Kreise bewegendes Schiffchen nach Art der Greifer die Schlinge erweitert, sie über die im Innern des Schiffchens befindliche Spule hinüberzieht und selbst durch die Fadenschlinge hindurchgeht. Solchen Schiingenfängern kommen Eigenschaften zu, welche teils dem Schiffchen, teils dem Grreifer eigen sind. (S. a. Stickmaschinen.)


Abb. 310 Darstellung aus der Leipziger Illustrierten Monatsschrift für Textilindustrie, Jahrgang 1890: Maschinenstickerei von Adolf Naef & Cie. in St. Gallen.


Bei den in neuester Zeit auf der Schiffchenmaschine hergestellten Aetz- oder Luftspitzen werden die baumwollenen oder leinenen Muster entweder auf Wolle (Crepe lisse) (Abb. 310) oder bei feineren Mustern auf Seide gestickt, während die seidenen Muster dann auf baumwollenem Gewebe gestickt werden. Die Spitzen sind, damit kein Verspannen u. s. w. eintritt, auf Porzellanzylinder gewickelt. Wo Pflanzenfasern, tierische Stoffe, Metalle u. s. w. gemischt auftreten, wird Guttapercha als Stickgrund genommen, welches dann durch ein geeignetes Lösungsmittel (Schwefelkohlenstoff, Benzin u. dgl.) auf gelöst wird. Das Aussehen der Spitze wird mit von der Wahl des Stiches abhängig sein. Im allgemeinen verfährt man auf der Plattstichstickmaschine in der Weise, dass man auf den Grundstoff zunächst ein Halt und Zusammenhang gebendes Gerippe hervorruft und dann zwischen dieselben Spachtelstiche legt und zu den gewünschten Ziergebilden verschlingt. Die Steppstichstickmaschine wird besonders angewendet, wenn es sich um die Herstellung netzartiger Luftspitzen handelt. Man verfährt hierbei im allgemeinen in der Weise, dass man auf den Grundstoff sich kreuzende Steppstiche stickt und diese wieder an den Knotenpunkten, wo sich die einzelnen Fäden überdecken, so umstickt, dass gewisse Arten von Yerknotungen entstehen, welche die Steppstiche nach dem Zerstören des Grundstoffes in ihrer gegenseitigen Lage halten.

Geschichtliches: Von den textilen Schwesterkünsten, der Weberei und Stickerei, wird die Stickerei als die ältere bezeichnet, weil ihre ersten Erzeugnisse der Flechterei am nächsten liegen, aus welcher beide hervorgingen. Gottfried Semper bezeichnet den Plattstich als den älteren, da er den meisten wilden Völkern schon geläufig ist, die ihn benützen, um teils mit den Barten, teils mit den gespaltenen Spulen der Vogelfedern oder anderen natürlichen buntfarbigen Fäden auf Tierhäuten und Baumrinden allerhand bunte, meistens geschmackvolle Muster auszuführen. "Wahrscheinlich wegen der ursprünglichen Anwendung der Federn für die Plattstichstickerei heisst sie bei den Lateinern opus plumarium, arabisch rekameh, wovon das italienische ricamo." Jacob von Falke deutet in seinem Vortrage "Geschichtlicher Gang der Stickerei", in der Zeitschrift für bildende Kunst, Bd. III, S. 63, darauf hin, dass man bei diesem Federstich, welcher die Fäden von einer Mittellinie schräg nach rechts und links legte, ungefähr wie sich der Bart an den Federkiel ansetzt, ebenso gut an einen Vergleich des bunten, schillernden Eindrucks der Stickerei mit den Vogelfedern denken kann. Das Alter des Kreuzstichs führt man auf die Darstellungen ägyptischer Wandmalereien zurück, die nicht nur Nachahmungen gewirkter Teppiche (Abb. 16, S. 12), sondern auch ausgeführte Stickereien dieser Art mit allen stilistischen Eigentümlichkeiten aufweisen.
Dass die Stickerei neben der Wirkerei auch bei den alten Assyrern in hoher Blüte stand, beweisen die ausgegrabenen Alabasterplatten ihrer Tempel (s. Assyrien und Babylon), und auch die Beschreibung über die Ausstattung der Stiftshütte (s. dieselben im 2. Buch Mose u. a. a. 0.) deuten darauf hin, dass Wirkerei und Stickerei schon im Altertum zu hoher Kunst entfaltet
waren, zumal die Weberei in ihrem Entwicklungstadium noch nicht im stände sein konnte, diesen Zwecken in solcher Weise vollkommen zu genügen. Homer führt in verschiedenen Stellen der Iliade auf die Kunstfertigkeiten der Nadel hin; auch Virgil und Ovid erwähnen in ihren Werken reicher Stickereien; Plinius schreibt die Kunst des Stickens den Phrygiern zu, woselbst König Attalus der erste gewesen sein soll, der stickte: man bezeichnete daher während der Glanzperiode des alten Roms die Nadelwirkerei als phrygische Arbeit - opus phrygium und die Sticker phrygiones. Diese Phrygier waren als Ausländer nach römischer Auffassung barbari, und aus solcher Bezeichnung hat dann mittelalterliches Latein barbaricarii oder auch brambaricarii gemacht, eine Korruption, die in dem deutschen Verbrämen sich erhalten zu haben scheint (Vgl. die Stickkunst im Mittelalter von Richard Freiherr v. Mansberg, Illustrierte deutsche Monatshefte LXV. 388. Januar 1889).


Abb. 311 Darstellungen aus: Heiden, Musteratlas, Leipzig 1896, Bl. 132: Stilisierte Rosenranke mit Blüten und Bäumchen, von gewirkten Kölner Borten des 15. Jahrh.

Ueber die Arten der Stickereien des Altertums lassen sich nach den literarischen Quellen nur Vermutungen aufstellen; sehr wahrscheinlich ist es, dass es sich dabei mehr um gewirkte Arbeiten handelt, bei denen die Stickerei höchstens als Ergänzung auftritt. Von bedeutenderen Kunstwerken der Stickerei konnte doch überhaupt erst die Rede sein, als das geeignetste Material, die Seiden- und Goldfäden, in grösserem Umfange dazu bereit standen. Die in den koptischen Gräbem (s. koptische Textilfunde) gefundenen Gewandreste beweisen, wie in spätrömischer Zeit die Stickerei auf Leinen und Baumwolle in den dafür gebräuchlichen Techniken geübt wurde (s. Leinenstickerei), wobei eine Art Durchzugarbeit in farbigen Wollfäden auf gewebtem Grundstoff einen Uebergang von der Wirkerei auf die Stickerei am besten darstellt (Abb. 111, S. 237), gleichzeitig auch vom stilistischen Standpunkt aus die Nachahmung der antiken Mosaikarbeiten durch Xadel und Faden deutlich erkennen lässt. In dieser Durchzugarbeit, welche als Vorläufer des späteren Webstiches anzusehen ist, sind übrigens nicht nur Gewandteile, sondern auch Wandbehänge mit antikisierenden figürlichen Darstellungen erhalten (s. Teppich).
Weitere Belegstücke für die Stickereien vor dem ersten Jahrtausend sind kaum nachzuweisen. Auch aus Byzanz (s. d.), dem letzten Hort antiker Kultur, wissen wir darüber nichts Bestimmtes. Es ist anzunehmen, dass dort, als dem Hauptsitz der Seidenweberei, auch Stickereien angefertigt wurden; die Gynäceen (s. d.) Justinians werden sicher auch gestickte seidene Kleider angefertigt haben, indessen konnten sich Beispiele aus dieser Zeit schwer erhalten. (Vgl. hierüber das kürzlich erschienene Werk Dr. M. Dreger, Künstlerische Entwickelung der Weberei und Stickerei u. s. w. Wien 1904.) Eines der ältesten Werke mittelalterlicher Kunststickerei ist der Krönungsmantel des hl. Stephan von Ungarn und seiner Gemahlin Gisela, im Kronschatz zu Ofen befindlich.
Diese kostbare Arbeit ist inschriftlich als Stiftung des genannten Fürstenpaares bezeichnet und vom Jahr 1031 datiert. Das halbrunde Gewand besteht aus dunkelviolettem Purpurseidenstoff und ist bedeckt mit Bildstickerei mit Goldfäden, wie sie für die Technik des ganzen Mittelalters bezeichnend ist. In der Mitte die Darstellung Christi, die Füsse auf bezwungene Ungetüme setzend, von ihm ausgehend nach rechts und links in mehreren Reihen die Apostel, die Propheten, viele Heilige, die Geschenkgeber selber und vielerlei Figuren; dazwischen geflügelte Engel, symbolisches Getier und ornamentales Laubwerk. Dem ungarischen Krönungsmantel zur Seite steht der kaiserliche Mantel Heinrich II im Domschatz zu Bamberg, doch ist dessen Herkunft zweifelhaft, wie es auch mit einigen anderen Gewändern in Bamberg und München der Fall ist, welche gleichfalls auf den Kaiser Heinrich und seine Gemahlin Kunigunde zurückgeführt werden. Die Technik der Bamberger Stickereien ist die gleiche wie die vom ungarischen Krönungsmantel. Als Arbeit der Königin Mathilde, Gemahlin Wilhelms I von England, gilt der um das Jahr 1100 entstandene sogen. Bayeux-teppich (s. d.). Nach den Werkstätten von Palermo (s. d.) führen die Kunststickereien, welche zu den Beichskleinodien (s. d.) gehören und im 12. Jahrh. angefertigt wurden, sie bezeichnen den Höhepunkt künstlerischer und technischer Vollendung in der Stickerei romanischer Periode, welche vornehmlich in der Anwendung von Goldfäden, getriebenen Silberplättchen, echten Perlen und anderen Edelsteinen als Prachtstücke für den Gebrauch in Kirchen, für Fürsten und Vornehme in Klosterwerkstätten, Burgen und Schlössern hergestellt wurden. Eine strenge Scheidung der Herkunft solcher hervorragenden Beispiele der Kunststickereien des früheren Mittelalters ist nicht möglich, da ausser den Hauptstätten in Byzanz und Sizilien, auch Italien, besonders Norditalien, Deutschland, England und Frankreich seit dem 12. Jahrb. in Konkurrenz treten.
Im 13. Jahrh. kommen für weniger kostbare Stücke die Stickereien auf Leinewand und geteiltem Stramingrund in Gebrauch, es erscheinen dabei auch Bildstickereien in Tamburierarbeit, die den Grund völlig bedecken und den Eindruck einer Mosaik oder Glasmalerei hervorrufen. Altarbekleidungen, Kircheugewänder und Decken anderer Art enthalten in bunter Seide auf abgezählten Fäden reiche Darstellungen mit geometrischen Musterungen: auch die Weissstickereien im Webstich für Schleier und Yelen gehören dieser Zeit an.


Abb. 312 Darstellungen aus: Heiden, Musteratlas, Leipzig 1896, Bl. 132: Stilisierte Rosenranke mit Blüten und Bäumchen, von gewirkten Kölner Borten des 15. Jahrh.


Die bedeutenderen Gewänder der romanischen Periode sind abgebildet bei Dr. Franz Bock, Die Reichskleinodien des heil, römischen Reiches deutscher Nation, Wien 1860, wozu man vergleiche von demselben Verfasser "Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters, 3 Bde., Bonn 1856-71". Interessante Studien darüber veröffentlicht Dr. Moriz Dreger in dem Werke: "Künstlerische Entwickelung der Weberei und Stickerei, Wien 1904". Die Zusammenstellnng dieser Stücke mit gleichzeitigen Mosaiken, Miniaturen und anderen Werken der Kleinkunst enthält für die Datierung solcher Denkmäler die sichersten Hinweise.
Im 13. und 14. Jahrh. stellt sich die Kunsstickerei die Aufgabe, mit der Malerei zu wetteifern, man kommt auf eine Technik der Bildstickerei, die eine freiere Behandlung des Figürlichen ermöglicht, wobei eine besondere Art der Goldfadenverwendung (brode ä or battu) Aufnahme findet, deren Ursprung aus Arras hergeleitet wird. Eine goldige Unterlage, welche aus dicht nebeneinander liegenden und mit zarter Seide auf Leinwand gehefteten Fäden, wird mittels Ueberfangstiche so fein schattiert, dass die Wirkung mit dem Ausdruck „Nadelmalerei" treffend bezeichnet ist. Diese Technik hat sich durch das ganze 15. Jahrh. erhalten und wurde nach Entwürfen berühmter Maler ausgeführt. Ein Maler aus der Schule Giottos schreibt in seinem Buche über die Kunst: „dass es eine Gattung Meister gäbe - ricamatori, Sticker - welche sich von den Malern auf die Gewebe, die sie in Bahmen gespannt haben, die Entwürfe zeichnen liessen, um sie dann in Seide und Gold höchst kunstreich auszuführen." Diese Art der Kunststickerei kam auch in Deutschland und den Niederlanden zu glänzender Entfaltung, sie stand im 14. Jahrh. in engster Beziehung mit den Malerschulen zu Köln und Prag, im 15. Jahrh. mit der niederländisch-burgundischen Schule, aus welcher Zeit die prächtigsten Schöpfungen dieser Art stammen: wie das Antependium aus Pirna, jetzt im Museum des Kgl. sächsischen Altertumsvereins, und vor allem die in der K. K. Schatzkammer zu Wien aufbewahrten sogen. Burgundischen Gewänder (s. d.). Ein Hauptsitz solcher Stickereiwerkstätten war das gewerbreiche Köln, woselbst sich im 14. Jahrh. eine eigentliche Zunft der Kunst- und Wappensticker gebildet hatte, welche sowohl für die Kirche, wie für den übrigen Bedarf arbeitete. (Vgl. Joh. Jac. Merlo, Nachrichten von dem Leben und dem Wirken Kölnischer Künstler, Köln 1852.) Diese Innung nahm so sehr die Stickerei als ihr Recht in Anspruch, dass sie es den Nonnenklöstern bestritt, diese selbst mit Gewalt an der Arbeit hindern wollte. Merlo berichtet auch die Namen verschiedener Stickerinnen, die das Geschäft gewerblich mit besonderen Spezialitäten betrieben haben, wie aus den Beisätzen „factrix mitrarum, factrix stolarum, factrix casularum" ersichtlich ist. Bei diesen Kölner Arbeiten, die in kaufmännischem Export durch alle Länder verbreitet wurden, gingen Weberei und Stickerei Hand in Hand, die Weberei arbeitete vor und die Stickerei führte einzelne Teile vollkommener aus. Der Bedarf war mannigfach. Einen Hauptgegenstand bildeten die Wappen, daher auch die Zunft ihren Namen führte, einen anderen die goldgewirkten mit Figuren und reizvollem Rankenornament (Abb. 311 und 312) verzierten Borten, aus welchen Kreuze und Stäbe der Kaseln gebildet wurden.
Der Wetteifer der Stickerei mit der Malerei und Plastik führte bisweilen zu einer Entartung; es wurde das Mass dessen überschritten, was mit Nadel und Faden stilgemäss erreichbar ist und es mochte dies wohl erkannt worden sein, indem man das Streben nach derartigen malerischen Effekten gänzlich der Gobelin Wirker ei überliess und die Reliefstickerei nur für solche Stücke verwendete, deren Bestimmung es war, in ebenen Flächen zu erscheinen.


Abb. 313 Darstellung aus: Heiden, Motive, Leipzig 1892, Bl. 211: Einsatz von einem Frauenkleide, Stickerei auf gelbem Rips in schwarzer Seide im Plattstich, Italien Anf. 18. Jahrh, Original im Kgl. Kunstgewerbemuseum zu Berlin.

Das Zurückdrängen kirchlicher Elemente durch die Formensprache der Renaissance (s. d.) lenkte auch die Kunststickerei in andere Bahnen. Ihre Aufgaben wurden vor allem erweitert durch die Umgestaltung der Innenräume fürstlicher und bürgerlicher Häuser. Neue moderne Bedürfnisse, geboten durch Veredlung der Sitten und Gebräuche, forderten der Zeit entsprechende Befriedigung und ein weites Feld öffnete sich gerade hier, praktischen Sinn mit künstlerischem Empfinden zu vereinigen. Was allein hat uns diese Zeit an Leinenstickereien (s. d.) gebracht, wozu der erweiterte Gebrauch von Tischzeug und anderer waschbaren Austattungsstücke Anregung gab. Als ganz neue Technik erscheint die Aufnäharbeit (s. d.); das Aufnähen von Goldfäden auf Seide, Sammet und Leinwand ist in bescheidene Grenzen zurückgekehrt, nicht, wie in alter Zeit, um mit schweren Brokatwebereien in Konkurrenz zu treten und durch die Fülle des Gegebenen zu prunken, sondern weite eintönige Flächen werden vornehm belebt und passen sich in Zeichnung und Ausführung abwechselnd dem Ganzen an. Auch das Kostüm bedarf bisweilen der Hilfe einer in Kunststickerei geübten Hand, obgleich schon der gewebte Stoff und Spitzenschmuck das Gewand vornehmer Leute kennzeichnen. Das Bestreben nach malerischer Wirkung scheint übrigens noch einmal seine Befriedigung gefordert zu haben in der Anwendung reich gemusterter Seidenstoffe zur Aufnäharbeit und wo dies nicht reichte, in der Bemalung einfarbiger Gewebeauflagen, was allerdings nur inmitten der Stickerei als Schattierung einzelner Flächen geschah. Malerisch erscheinen auch die der Spätrenaissance angehörigen grossen Decken in petit-point auf leichtem Kanevas, welche grosse Bankenmuster mit buntem Blütenschmuck enthalten, sowie ihn die Plattstichstickerei in naturalistisch werdender Auffassung erstehen lässt. Anregung zur Nachahmung in der Stickerei (s. Elfenbeinstickerei) geben die genähten venetianischen Spitzen, deren Muster in ausgeschnittener Leinwand und mit Spitzenstichen belebt einen lachsfarbigen Atlasgrund füllen. Im übrigen ist die Musterkarte für europäische Kunststickerei der Renaissance und folgenden Periode keine allzu ergiebige, sie kann sich bei weitem nicht messen mit der Fülle von technischen Abwechselungen, wie sie die orientalischen Stickereien (s. d.) von alters her bewahrt haben. Geläufige Sticharten gehen mit den Bändern und Alphabeten der Sticktücher (s. d.) aus Italien und Spanien nach Deutschland und den übrigen europäischen Ländern, für Verbreitung guter Zeichnungen wurde auch durch Stickmusterbücher (s. d.) reichlich gesorgt.
Die Perioden des Barock-, Bokoko-, Zopf- und Empirestils (s. d. einzelnen Artikel) bringen der Stickerei in technischer Beziehung keine wesentlichen Neuerungen. Bemerkenswert erscheint die Erweiterung der Aufnäharbeit mittels gewebter Bänder (Abb. 35), wozu der französische Ornamentstecher Marot (1650-1712) Entwürfe für grosse Decken im sogen. Kurvenstil herstellt. Unabhängig hiervon kam im 18. Jahrh. für kleinere Arbeiten die Bändchenstickerei (s. d.) auf. Für die Ausstattung der entwickelten Polstermöbel tritt die Kanevasstickerei (s. d.) in den Vordergrund. Eine besondere Tätigkeit wird in der Kostümstickerei entfaltet: zunächst für Einsätze u. dgl. (Abb. 313) der Frauentracht nocb ausgedehnter aber um die Mitte des 18. Jahrh. für den reich gestickten Galarock und seinen Zubehör des vornehmen Mannes. Grosser Luxus für Wäscheausstattung (Taufkleidchen u. s. w. in Piquestickerei) wird in der Weissstickerei getrieben, worin auch die eine Zeitlang alles beherrschende Spitze (Abb. 43, S. 60) in Nachahmung der Stickerei erscheint. Aus kirchlichen Werkstätten dieser Zeit sind die Würzburger Arbeiten (Abb. 155, S. 293) erwähnenswert. Am Ende des 18. Jahrh. erscheinen in vornehmen Häusern und Schlössern die gestickten Tapeten nicht selten (Abb. 314), wozu die aus China kommenden Wandbekleidungen Anregung gaben, die auch der europäischen Plattstichstickerei in farbig schattierter Seide zu neuem Aufschwünge verhalfen daneben erhielten sich bis in die Empirezeit hinein Borten in Aufnäharbeit für Zimmerausstattung. (Abb. 64, S. 175.)


Abb. 314 Darstellung aus Heiden, Musteratlas, Leipzig 1896: Stilisierte Rosenranke mit Blüten und Bäumchen, von gewirkten Kölner Borten des Bl. Jahrb., Bl. 117: Tapete, Stickerei auf weissem Atlas in farbiger Seide im Plattstich Ranken, in Palmetten, Akanthus und Blüten endigend, mit Gehängen aus Perlschnüren, bilden spitzovale Felder, in welchen Kelch mit Blumen

Im Anfange des 19. Jahrh. setzt die Haupttätigkeit der Stickerei mit den Arbeiten auf Kanevas- und Gazegrundstoffen ein. Am meisten geschätzt wird zuerst der holländische Leinenkanevas, den auch wohl die dort gemalten, sehr beliebten Blumenmuster dazu begleiteten. Als Haupterzeugungsstätte jener Zeit wird Berlin genannt, woselbst ein Fräulein Henriette Jügel die Mode des Kreuzstichs auf Kanevas und Gaze von neuem eingeführt haben soll. Ein grosses Absatzgebiet der Verleger bildeten die Berliner Stickmustervorlagen, welche nach gemalten Originalen auf Zinkplatten geätzt wurden, so dass jeder Farbeton sein eigenes Zeichen im Quadrat erhielt, besondere Koloristen setzten dann die Farben mit der Hand ein. Die fabrikmässige Anfertigung von Stickmustern zu jener Stickerei in Stramin mit Wolle und Seide förderte hauptsächlich die Gattin des Kunsthändlers Wittich in Berlin vom Jahre 1809 an. Um das Jahr 1850 beschäftigten in Berlin gegen 20 Stickmusterverleger 800-1000 Koloristen, welche jährlich gegen 100000 verschiedene Einzelmuster in Unmengen von Auflagen in die Welt gehen liessen. Es wird berichtet, dass einzelne Handlungen für "30-40000 Taler" Stickmuster fortwährend auf Lager hatten. Zu dieser Massenerzeugung sind noch zu rechnen die auf Kanevasgrund "angefangenen Stickmuster", welche die Frauen im eigenen Hause für ihren Bedarf vollendeten, um ein Bild zu gewinnen, welche Fülle von Erzeugnissen des Geschmackes oder Ungeschmackes über sechs Jahrzehnte hindurch den Weltmarkt überflutete. In stilistische Bahnen wurde die Kreuzstichstickerei eigentlich erst wieder zurückgeführt durch die am Ende der 1870er Jahre erschienenen altdeutschen Muster für Leinenstickerei (s. d.). Die in dieser Zeit in allen europäischen Ländern herrschende kunstgewerbliche Bewegung hat auch anderen Gebieten der Kunststickerei auf Grund älterer Vorbilder neue Wege gewiesen und wenn darin, hier wie überall, die Maschine der Handarbeit ein unliebsamer Gehilfe ward, so blieb dieser dennoch ein grosses Feld zur Betätigung selbständigen Schaffens als eigene Kunst im Hause. Die neueste Zeit gibt keiner Technik einen besonderen Vorzug, es sei denn, dass dieser oder jener Fabrikant einen Spezialartikel in bestimmter Ausführung als Modesache erscheinen lässt. Im allgemeinen passt man den wechselnden Formenkreis aus zierlichen naturalistischen, wilden oder gebändigten, geschwungenen und linearen Elementen (Tafel VIII) einer zwanglosen Stickweise an; in grösseren Arbeiten für dekorative Zwecke wechseln Aufnäharbeit mit einer Musterkarte von Sticharten ab, die Malerei tritt helfend zur Seite. Für kleinere Gebrauchs- oder Zierstücke ist der Grundstoff mit abzählbaren Fäden noch immer bevorzugt, erst vor kurzem ist in der "neudeutschen Stickerei" (s. d.) eine Abwechselung von Sticharten dafür erschienen. (Abb. 315.) Für die Musterung in freierer Linienführung wird immer der Plattstich in Verbindung mit dem Stielstich die gegebene Technik bleiben. (Abb. 316a u. b.)

Literatur:

a) Geschichte und Technik:

Alford, M., Needlework as art, London 1886;
Alvin, L., Les anciens patrons de broderies, de dentelle et de guipure, Brüssel 1863;
Bach, Emilie, Die weibliche Handarbeit, Vortrag, Reichenberg 1880;
Baumberger, G., Geschichte des Zentralverbandes der Stickereiindustrie der Ost-Schweiz und des Vorarlbergs, St. Gallen 1891;
Bock, Dr. F., Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters, 3 Bde., Bonn 1856-71;
Braun, Jos., Winke für die Anfertigung und Verzierung der Paramente. Freiburg i.B. 1904;
Day und Mary Buckle, Art in needlework, London 1900;
Dillmont, Thérèse de, Encyklopädie der weiblichen Handarbeiten, Dornach (Elsass);
Dreger M., Entwickelung der Weberei und Stickerei u. s. w., Wien 1904;
Dreidax, Therese, Der gute Geschmack in weiblichen Handarbeiten u. s. w., Gera 1897;


Abb. 315 Darstellung aus: Neudeutscbe Stickerei von Prof. Dr. jur. Hanns Frhr. V. Weissenbach, Verlag der Deutschen Modenzeitung, Leipzig 1904, S. 31: Borte mit Sternen an Bogenlinien, auf geteiltem Grundstoff in umgedrehtem Kettenstich ausgeführt.

Falke, J. von, Geschichtlicher Gang der Stickerei, 1869;
Fischer, H., Technologische Studien im sächs. Erzgebirge, Leipzig 1878;
Georgens, Die Schulen der weibl. Handarbeiten, Leipzig 1884, 12 Hefte;
Gremiich, G., Kurzer Abriss des Maschinenstickens, St. Gallen 1893;
Hohenheim, Klara v., Praktische Anweisung zu Tapisseriearbeiten, Berlin 1900;
Lefebure, Les broderies et dentelles, Paris 1887; Lipperheide, Frieda, Dekorative Kunststickerei, Berlin 1888-96;
Marshall, Frances and Hugh, Old English embroidery: is technique and symbolism., 1894;
Martin, F. R., Stickereien aus dem Orient, Stockholm 1899;
Moser, R. & Sohn, Anleitung zur Monogrammstickerei u. s. w., Leipzig 1889;
Motivenalbum für moderne Handarbeiten der "Wiener Mode", Wien 1901;
Obermayer-Wallner, Die Technik der Kunststickerei, Wien 1896;
Paulson Twonsend, W. G., Embroidery or the craft of the needle, with preface by Walter Crane, London and New York, 1899;
Saint-George, A. v.. Die Kunst der Goldstickerei, Wien;
Schinnerer, Luise, Lehrgänge für Weissstickerei und Knüpfarbeit, Stuttgart 1893;
Taurel, Ed. C, Die Aesthetik der Frauenhandarbeiten, deutsche Bearbeitung von K. Maiss, 1891;
Tikkanen, J. J., Finnische Textil Ornamentik, Leipzig 1901.

b) Vorlagenwerke:

Bach, Emilie, Muster stilvoller Handarbeiten, Wien 1879-81;
dieselbe, Neu Muster im alten Stil, Wien 1887;
Bender, Elise, Moderne Kunststickereien, 1890-93;
Braunmühl, C. v.. Das Kunstgewerbe in Frauenhand, München 1884;
Clasen-Schmid, Mathilde, Musterbuch für Frauenarbeiten, Leipzig 1881;
Dillmont, Th. de, Album de broderies au point de croix, Dornach 1885;
dieselbe, Alphabete und Monogramme, 1889;
dieselbe. Koptische Stickereien;
dieselbe, Die Stickerei auf Netzkanevas;
dieselbe, Vorlagen für die Plattstichstickerei;
dieselbe, Die Soutage und deren Verwendung, 1891;
Dreger, Wiener Kunststickereien, Wien 1900-02;
Farcy, L. de, La broderie de 11 siècle jusqu'a nos jours, Paris 1892;
Fröhlich, W., Neue Borden u. s. w., Berlin 1888;
derselbe, Neue farbige Kreuzstichmuster, Berlin 1888;
Gnant, Monogrammalbum u. s. w,, Stuttgart 1889;
Hirth, G., Album für Frauenarbeit, 1880;
Hochfelden, B. u. H.Wahl, Muster im Sezessions- und Jugendstil für Kreuz- und Holbeinstich, Leipzig 1900;
Hofmann, R., Muster für Gardinenfabrikation in Hand- und Maschinenstickerei, Plauen 1883;
Kabilka, P. u. J., Kreuzstichmuster im neuen Stil, Wien 1900;
Kick, W., Preisgekrönte Stickereiarbeiten der württ. Handarbeitsschulen, Stuttgart 1892;
Koch, A., Moderne Stickereien, Darmstadt 1900;
Kumsch, E., Spitzen und Weissstickerei, Leipzig 1889;
Lay & Fischbach, Südslawische Ornamente, Esseg und Hanau 1880;
Lessing, J., Muster altdeutscher Leinenstickerei, Berlin 1878-92;
Lipperheide, Frieda, Musterblätter für künstlerische Handarbeiten, Berlin 1889-95;
dieselbe, Muster altitalienischer Leinenstickerei, Berlin 1881-93;
Mantel, Mechanische Stickereien, St. Gallen 1897;
Müller, C. H., Almanach, Stickereimustervorlagen für Schul- und Hausgebrauch, Berlin 1875;
Originalstickmuster der Renaissance, k. k. österr. Museum in Wien, 1874;
Prignot, E., La broderie moderne, Liège, Paris 1884;
Rassmussen, S., Collection Nora, Altnordische Stickereien auf wollenem Javagewebe, Kongreskanevas oder Segeltuch, Kopenhagen 1897;
Redtenbacher, M., Farbige Stickereivorlagen, Karlsruhe 1891;
derselbe, Vorlagen für Stickerei in Leinen, Seide und Gold, Karlsruhe 1895;
Reitz, A. u. E., Farbige Flachstichmuster, Hamburg 1891;
Schaffers, A., Mustervorlagen für farbige Kreuzstichstickerei, Leipzig 1887;
Schmidt, C, Vorlagen für Litzennäherei, Stuttgart;
Steffahny, Stickereimuster, Leipzig 1892;
Stuhlmann, A., Stickmuster für Schule und Haus, Stuttgart 1890-93;
Teschendorff, Toni, Kreuzstichmuster für Leinenstickerei, Berlin 1879, 84;
Versteyl, H. A., Die kirchliche Leinwandstickerei, Düsseldorf 1878-80;
Volksstickereien, russische, aus der Sammlung von W. A. Sollergub.
Abbildungen:

Abb Tafel VIII

Abb. 111 Originalaufnahme aus dem Königl. Landesgewerbemuseum in Stuttgart: Rundes Feld, Muster in durchzogenen farbigen Wollfäden auf Leinwand Darstellung eines antiken Kriegers mit Schild und Speer in Umrahmung des Bogenbandes (sogen, laufender Hund). Aus einem koptischen Grabe des 5. 7. Jahrh.

Abb. 115 Originalaufnahme aus dem königl. Landesgewerbemuseum in Stuttgart: Teil eines Kragens, flache Häkelarbeit in weissem Garn Muster aus grossen und kleinen runden Scheiben auf unregelmässigem Maschengrund. Irland 19. Jahrh.

Abb. 16 Dekomponiertes ägyptisches Stoffmuster aus einer Wandmalerei nach einer Darstellung aus: Braulik, Altägyptische Gewebe, Stuttgart 1900. Die Dekomposition ist so dargestellt, dass die schwarzen vollen Quadrate für Schwarz, die Kreuze in denselben für Indischrot, die Punkte für Zinnobergrün und die Kreise darin für Chrom gelb gelten sollen. Das Muster besteht nach Angabe von Braulik aus sechs verschiedenen Schussfäden, die sich in der Ordnung 1, 2, 3, 4, 5, 6, 5, 4, 3, 2; 1, 2, 3, 4, 5, 6, 5, 4, 3, 2 u. s w. im Gewebe wiederholen. Original im k. k. Oesterreichischen Museum in Wien.

Abb. 310 Darstellung aus der Leipziger Illustrierten Monatsschrift für Textilindustrie, Jahrgang 1890: Maschinenstickerei von Adolf Naef & Cie. in St. Gallen.

Abb. 311 Darstellungen aus: Heiden, Musteratlas, Leipzig 1896, Bl. 132: Stilisierte Rosenranke mit Blüten und Bäumchen, von gewirkten Kölner Borten des 15. Jahrh.

Abb. 312 Darstellungen aus: Heiden, Musteratlas, Leipzig 1896, Bl. 132: Stilisierte Rosenranke mit Blüten und Bäumchen, von gewirkten Kölner Borten des 15. Jahrh.

Abb. 313 Darstellung aus: Heiden, Motive, Leipzig 1892, Bl. 211: Einsatz von einem Frauenkleide, Stickerei auf gelbem Rips in schwarzer Seide im Plattstich, Italien Anf. 18. Jahrh, Original im Kgl. Kunstgewerbemuseum zu Berlin.

Abb. 314 Darstellung aus Heiden, Musteratlas, Leipzig 1896: Stilisierte Rosenranke mit Blüten und Bäumchen, von gewirkten Kölner Borten des Bl. Jahrb., Bl. 117: Tapete, Stickerei auf weissem Atlas in farbiger Seide im Plattstich Ranken, in Palmetten, Akanthus und Blüten endigend, mit Gehängen aus Perlschnüren, bilden spitzovale Felder, in welchen Kelch mit Blumen

Abb. 315 Darstellung aus: Neudeutscbe Stickerei von Prof. Dr. jur. Hanns Frhr. V. Weissenbach, Verlag der Deutschen Modenzeitung, Leipzig 1904, S. 31: Borte mit Sternen an Bogenlinien, auf geteiltem Grundstoff in umgedrehtem Kettenstich ausgeführt.

Abb. 316 Darstellungen aus: Heiden, Musteratlas, Leipzig 1896, a) abgepasste Stickerei für ein Kissen, auf dunkelgrünem Atlas in hellgrüner und weisser Seide im Platt- und Stilstich : Stilisierter Myrtenzweig, b) Borte, auf grünem Tuch, in grüner, gelber und weisser Wolle im losen Platt- und Stilstich: Löwenzahnstauden. Arbeiten aus der Royal shool of art needle work, London 1885. Originale im Kgl. Kunstgewerbemuseum zu Berlin.

Abb. 35 Bettdecke nach einer Darstellung aus: Ornamentation Usuelle, I. anne, cahier 15. u. 16, Grundstoff Damast, Muster aus breitem und schmalem Band- und Litzenwerk aufgenäht: Symmetrischer Aufbau in Art einer Umrahmung, aus breiten Bändern, welche zu Voluten aufgerollt sind; darin die Darstellung eines aus Stoff gerafften Baldachins, dessen Entwicklung in Zusammenhang gebracht ist mit dem halbrunden Bogenabschluss der ganzen Umgebung. Frankreich Anfang 18. Jahrh. (Stil Marot: 1650-1712.)

Abb. 43 Batiststickerei nach einer Darstellung aus: Heiden, Musteratlas, Blatt 13, Leipzig 1896. Borte eines dreieckigen Jackentuches, weiss in Weiss, z. T. durchbrochen gestickt. Deutschland Anfang des 18. Jahrhdts. Original: Königl. Kunstgewerbemuseum, Berlin.

Abb. 64 Darstellung aus Heiden, Musteratlas, Leipzig 1896. Tafel 117, 2: Borte, farbige Tambourierarbeit auf grünem Sammet, Muster aus Weinranke, Köcher und Urne. Kopie im Kgl. Kunstgewerbemuseum zu Berlin nach einem Original im Schloss Monrepos bei Ludwigsburg.