Lexikon

Handwörterbuch der Textilkunde aller Zeiten und Völker für Studierende, Fabrikanten, Kaufleute, Sammler und Zeichner der Gewebe, Stickereien, Spitzen, Teppiche und dergl., sowie für Schule und Haus, bearbeitet von Max Heiden, Stuttgart 1904

Gesamtindex
Eintrag: Stopfen
Stopfen, eine Nadelarbeit zur Ausbesserung von G-eweben oder Strickereien, mittels welcher die fehlenden oder zerrissenen Fäden durch neue ersetzt werden. Je nach Art des Gewebes kann man die Schussfäden desselben zum St. verwenden, sonst wählt man am besten ausgefaserte Fäden eines neuen, dem alten entsprechenden Stoffes. Es gibt vier Stopfarten:
die Leinwandstopfe,
Atlas- oder Köperstopfe,
Damaststopfe und
die verlorene oder unsichtbare Stopfe.
Alle Stopfarten sind nach eingezogenen Längen oder Kettenfäden auf der linken Seite des auszubessernden Gewebes auszuführen. Das St. selbst erfolgt möglichst nach der Textur des Gewebes, man hat hierfür besondere Stiche. Beim Strumpfstopfen wird unterschieden:

die gewöhnliche Gitterstopfe mit rechtwinklig sich kreuzenden Fäden
und die weit mühsamere Maschen- oder Strickstopfe, durch welche die Textur des gestrickten Strumpfes nachgeahmt wird.

In neuerer Zeit hat man versucht, für das Strumpfstopfen Maschinen (Stopfmaschinen) zu konstruieren, doch sind dieselben bis jetzt ohne praktische Bedeutung. In der Tuchfabrikation heisst St. speziell das Zunähen der beim Scheren des Tuchs entstandenen kleinen Löcher, das durch besondere Arbeiterinnen geschieht.