Lexikon

Handwörterbuch der Textilkunde aller Zeiten und Völker für Studierende, Fabrikanten, Kaufleute, Sammler und Zeichner der Gewebe, Stickereien, Spitzen, Teppiche und dergl., sowie für Schule und Haus, bearbeitet von Max Heiden, Stuttgart 1904

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Eintrag: Zinnigenabschluss
Zinnigenabschluss, Zinnigen, Mauerzinnen nannte man im 16. Jahrh. in Deutschland die Spitzen, also dem italienischen merli entsprechend. Gottfried Semper weist bei dem Zinnigenmuster als Umrandung textiler Stoffe auf dessen Ursprung aus der Baukunst hin, woselbst schon in Aegypten und Assyrien als Simsbekrönungen Zinnen im sog. Dreischlitz erscheinen, die in erweiterter Form auch als Borte antiker Mosaikfassböden wahrzunehmen sind. Abb. 352 stellt eine kilimartig gewirkte Decke aus Kaukasien dar, in welcher ein solcher Abschluss zur breiten linearen Kunstform geworden ist, die aus der Schichtweberei heraus sich weiter entwickelt hat und in den orientalischen Kilims auch als wechselnder Querstreifen charakteristisch ist.
Abbildungen:

Abb. 352 Originalaufnahme einer gewirkten Decke aus blauer und weisser Wolle mit Randborteu aus Zinnigen- Abschlüssen. Kaukasisch 19. Jahrh.