Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud
50667 Köln
Obenmarspforten (am Kölner Rathaus)

"Hotel California" - Dolron & Wrede im Dialog mit dem Wallraf
Desiree Dolron Thomas Wrede

Laufzeit: 07. September 2007 bis 18. November 2007

Vom Vergnügungspark ins Martyrium und mit dem Fakir ins Paradies – mit seiner neuen Ausstellung Hotel Califor-nia schickt das Wallraf seine Besucher auf eine emotio-nale Achterbahnfahrt zwischen Himmel und Hölle. Bei der ungewöhnlichen Zusammenführung von Alter und Neuer Kunst treffen frühbarocke Paradiesdarstellungen auf Fo-tografien von menschenleeren Freizeitparks und spätmit-telalterliche Martyrienbilder auf zeitgenössische Doku-mente religiöser Ekstase. Die daraus entstehenden Dialo-ge sind kein leichter Kunstgenuss, sondern polarisieren und provozieren. Die „museale Achterbahn“ ist geöffnet vom 7. September bis 18. November 2007, der Eintritt ko-stet 6,50 Euro (ermäßigt 4,- Euro), und Jugendliche sollten sie nur in Begleitung Erwachsener betreten.

„This could be heaven or this could be hell”, heißt es in dem Eagles-Klassiker Hotel California. Hölle und Paradies, Traum und Albtraum, Drogenexzesse, Sektenwesen, psychiatrische Anstalten und Folterzellen werden mit diesem rätselhaften Song assoziiert. Die gleichnamige Kölner Ausstellung fragt, wie trotz der massenhaften Berieselung durch "authentische" Bilder von Sex und Tod noch eine künstlerische Auseinander-setzung mit Lust und Schmerz, Vergänglichkeit und dem "Streben nach Glück“ möglich ist. Für die Beantwortung brin-gen die beiden Kuratoren, Andreas Blühm und Roland Krischel, zwei moderne Fotoserien von Desiree Dolron und Thomas Wrede (beide *1963) mit mittelalterlichen und frühba-rocken Meistern aus dem eigenen Haus zusammen. Dazu wählten sie insgesamt rund hundert Bilder aus.

Zwei moderne Fotografen und viele Alte Meister

Die Niederländerin Dolron zeigt in ihrem Zyklus Exaltation – Images of Religion and Death (1991-99) monochrome Schrek-kensbilder religiöser Ekstase aus verschiedensten Regionen der Welt (Ägypten, Indien, Philippinen, Malaysia, Marokko, Pakistan, Thailand). Dabei schont sie den Betrachter nicht: Ih-re Nahaufnahmen zeigen durchbohrte und abgetrennte Gliedmaßen, ihre Totalen gegeißelte und gekreuzigte Men-schen. Bilder, die in einer drastischen Sprache von religiösem Masochismus, Rausch und Wahn erzählen.
Thomas Wrede hingegen öffnet mit seinen Bildern (Magic Worlds) den Blick für die künstlichen Welten deutscher Frei-zeit- und Vergnügungsparks. Ob in Rust bei Freiburg, Bottrop-Kirchhellen oder Brühl bei Köln, der 44-jährige fotografiert sei-ne Magic Worlds immer aus leicht erhöhter Position („göttli-cher Blick“) und nur außerhalb der Öffnungszeiten. Die men-schenleeren Gelände, Fahrgeschäfte und Bauten strahlen deshalb eine unbekannte, geradezu paradiesische Ruhe und Würde aus.

Zur Ausstellungskonzeption

Statt direkt miteinander treten Dolron und Wrede zunächst in einen Dialog mit Alten Meistern aus dem Wallraf. In der Sekti-on Dolron trifft „Exaltation“ auf spätmittelalterliche Tafelbilder, die Heiligenlegenden, Höllenvisionen und Martyriumsszenen zeigen. Die Schwarz-Weiß-Aufnahmen und die farbigen Ge-mälde korrespondieren formal wie thematisch. Ein gutes Bei-spiel dafür sind eine Aufnahme eines thailändischen Fakirs und das Martyrium der Zehntausend: Die durchbohrten Prota-gonisten ertragen ihr Schicksal jeweils nahezu unberührt. Im Ausstellungsteil Wrede hängen Krischel und Blühm den „Ma-gic Worlds“ frühbarocke Grafiken mit Paradiesszenen zur Seite. Und auch hier entsteht ein fruchtbarer Dialog: Die Per-spektiven auf eine menschenleere Warteschlangenzone und einen geschlossenen, geometrisch angelegten Paradiesgarten ähneln sich auf verblüffende Weise. Der Weg von Adams Ur-Hütte zum Starthäuschen im Schwarzwaldlook ist nicht weit: „Die Vertreibung aus der Freizeit mutiert“ – so Roland Krischel, Leiter der Mittelalterabteilung im Wallraf – „zur Ver-treibung der Freizeit“. Als Bindeglied zwischen den beiden Ausstellungsteilen fungieren Fotografien aus einer weiteren Serie von Thomas Wrede, die den Titel „Magic Feelings“ trägt. Sie besteht aus rund zwanzig Porträtaufnahmen (schwarz-weiß) von Achterbahnfahrern in Aktion. Ihre expressive Mimik oszilliert zwischen Lust und Schrecken, Angst und Spaß, Hor-ror und Ekstase.

Kategorien:
Fotografie | Kunst | Kunstgeschichte |  Ausstellungen im Bundesland Nordrhein-Westfalen | Ort:  Köln |
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