ZECHE HANNOVER - Photographien aus dem Ruhrgebiet von Bernd und Hilla Becher

Laufzeit: 26. März 2010 bis 18. Juli 2010

Im Mittelpunkt dieser umfangreichen Ausstellung steht die Zeche Hannover, Bochum, die Bernd und Hilla Becher hauptsächlich 1973, im Jahr der Stilllegung des Steinkohlenbergwerks, in zahlreichen Photographien aufgezeichnet haben. Die bei wiederholten Besichtigungstouren über das Gelände erarbeiteten Schwarzweiß-Negative wurden von beiden zwischen 2004 und 2006 einer erneuten Durchsicht unterzogen. Die daraus resultierenden Abzüge bilden die Grundlage für eine differenzierte Beschreibung der Anlage, wie sie der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur heute exklusiv in einem Satz von über 200 originalen Abzügen vorliegt. Die Zeche Hannover gehört zu den am ausführlichsten dokumentierten Anlagen im Oeuvre der Bechers. Die Aufnahmen werden der Öffentlichkeit erstmalig vorgestellt und können parallel zu den aktuellen Ausstellungsaktivitäten im Ruhrgebiet anlässlich der Kulturhauptstadt 2010 als ein besonderes Highlight angesehen werden.

Neben dem Konvolut zur Zeche Hannover bietet sich dem Besucher in Köln die Gelegenheit, weitere Bildgruppen der Bechers aus dem Ruhrgebiet zu entdecken, so unter anderem Photographien von der Zeche Königsgrube, Wanne-Eickel, der Zeche Neu-Iserlohn, Bochum-Werne, der Zeche Waltrop, Waltrop, und der Zeche Helene, Essen. Die Aufnahmen sind in diesem Zusammenhang zum ersten Mal zu sehen, wenn auch einzelne Motive aus verschiedenen Typologien und Monographien des Künstlerpaars, wie zum Thema der Fördertürme, der Fabrikhallen, der Wassertürme, der Gasbehälter oder der Landschaften bekannt sein mögen. Insgesamt werden rund 300 Exponate aus der hauseigenen Sammlung ausgestellt, erworben mit Mitteln der Sparkasse KölnBonn, dem Sparkassen-Kulturfonds des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, der Kulturstiftung der Länder und der Kunststiftung NRW.

Seit dem Beginn der Kooperation zwischen der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur und Bernd und Hilla Becher im Jahre 1996, die nach dem Tod von Bernd Becher 2007 mit seiner Ehefrau fortgesetzt wird, ist dies die vierte Präsentation im Kölner Mediapark, die das Thema der systematischen Darstellung von weiträumigen Industrieanlagen und ihren Funktionseinheiten betrifft. Richtet sich nun erneut der Blick auf eine Bergwerksdokumentation der Bechers, so gibt dies einerseits die Möglichkeit, en detail einem fortwährenden künstlerischen Produktionsprozess zu folgen und andererseits einen Blick in den gewachsenen Bestand der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur zu werfen.

Bernd und Hilla Becher haben das Gelände der Zeche Hannover in methodisch unvergleichlicher und ausführlicher Weise aufgenommen und den Streifzügen, die beide mit ihren Großbildkameras unternahmen, lässt sich innerhalb der Ausstellung unmittelbar nachspüren. Dazu sei bemerkt, dass die Zeche über zwei Schachtanlagen verfügte, so Schacht I, II und V im Bochumer Ortsteil Hordel und III, IV und VI in Günnigfeld. Der überwiegende Teil der Becherschen Dokumentation bezieht sich auf die erstbenannte ältere und betrieblich größere Schachtanlage. Im Blickfeld stehen zunächst die drei unterschiedlichen Fördertürme, die für die Anlage so kennzeichnend sind und auf engem Raum ihre über rund ein Jahrhundert währende Wirtschaftsgeschichte sozusagen als Wahrzeichen repräsentieren: der um 1857 erbaute wuchtige Malakowturm, das 1905 erbaute Doppelstrebengerüst und der 1939 entstandene Förderturm aus Stahlfachwerk. Aber auch das in den 1920er Jahren errichtete Lüftergebäude, die Aufbereitungsanlage, das Kraftwerk mit seinen Kühltürmen, die Kokerei und die spektakulären Transportbänder, die über das gesamte Gelände führten, wurden ihre Motive. Immer wieder haben Bernd und Hilla Becher einzelne Bauten und Konstruktionen in den Fokus genommen und idealerweise in mehreren Ansichten, wie auf einer Drehscheibe, vor Augen geführt. In der Zusammenschau der eher gegenstandsbezogenen Bilder mit den landschaftlichen Übersichtsaufnahmen gewinnt man den Eindruck, auf einer erstaunlichen Entdeckungs- und Zeitreise zu sein, die mit vielen Aspekten überrascht und dazu herausfordert, eine Gesamtorientierung zu finden. Mit dem sachlichen Blick der Bechers wird man nahsichtig an die Objekte der Anlage herangeführt, erhält aber auch die Möglichkeit, erhöhte Aussichtspunkte einzunehmen und aus der Ferne auf einzelne Werkkomplexe und weite Strecken des Zechengeländes zu blicken, das von Feldern, Brachland und Werkssiedlungen gesäumt wird. Die Bilder erweisen sich so zugleich als eine topographische Verortung der Anlage, die gelegentlich mit einer Aufzeichnung der gegebenen Infrastruktur und des sozialen Umfelds einhergeht, durch die Einbeziehung von Verwaltungs- und Wohnhäusern, Kolonien und Gärten, mit Verkehrswegen und Feldern.

Katalog: Begleitend zur Ausstellung in der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur ist eine Publikation in Vorbereitung: Bernd und Hilla Becher. Zeche Hannover, München: Schirmer/Mosel, 2010.

Kategorien:
Fotografie |  Ausstellungen im Bundesland Nordrhein-Westfalen | Ort:  Köln |
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