Kloster Schussenried
88427 Bad Schussenried
Neues Kloster 1

Das stille Örtchen - Tabu und Reinlichkeit bey Hofe

Laufzeit: 01. April 2011 bis 18. September 2011

Selten zu sehen: Wie war das früher mit der Hygiene? Wie bewältigte man den Alltag ohne Wasserspülung? Was stimmt an der Geschichte, dass man sich im Barock nicht wusch? Eine Ausstellung in Kloster Schussenried, zu sehen vom 1. April bis 18. September 2011, gibt Antworten. Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg können dabei als Veranstalter auf einen ganz außergewöhnlichen Fundus an historischen Zeugnissen zurückgreifen. In vielen Schlössern und historischen Monumenten des Landes haben sich die Originale der Alltagsbewältigung erhalten: tragbare Toilettenstühle, Badewannen, raffiniert wandlungsfähige Waschtische, schlichte Stücke aus einfachen Haushalten, aber auch kostbare aus fürstlichem Umfeld. Die Ausstellung gibt einen ganz ungewöhnlichen Blick auf etwas, was immer dem Blick entzogen wurde!

Manches hat einen Bedeutungswandel erfahren: Etwa, wenn man vom 17. bis zum 19. Jahrhundert in höfischen Kreisen von "petit" und "grand toilet" sprach, damit aber keineswegs die heutige "Toilette" meinte. In der Ausstellung geht es nicht nur um den sprichwörtlichen "Stuhlgang" - auch dieses Wort kommt von einer historischen Situation, vom "Leibstuhl", der transportablen Toilette. Man erfährt anschaulich, wie sich die Vorstellungen von Körperpflege und Hygiene über die Jahrhunderte veränderten. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der höfischen Welt - schon allein deswegen, weil die Staatlichen Schlösser und Gärten in ihren historischen Gebäuden, aber auch in ihren Möbeldepots, über einen beträchtlichen Schatz an "diskretem" Mobiliar aus den Schlössern verfügen.

Dabei greift sich die Ausstellung mit ihrem reichen Material einige weit verbreitete Vorurteile heraus und untersucht sie auf ihre historische Wahrheit. Etwa die Geschichte von den notorisch ungewaschenen vornehmen Damen und Herren in den barocken Schlössern, die statt Wasser und Seife lieber Parfüm benutzten. Oder die von den Schlossanlagen ohne Toiletten, weswegen sich die Bewohner hinter Vorhängen oder Hecken erleichterten. Die Wirklichkeit war weit weniger anrüchig: Wie man diese kleinen Probleme des alltäglichen Lebens in früheren Zeiten löste, zeigt die Ausstellung in Kloster Schussenried. In vier Bereiche sortiert, begegnet man den Themen Zimmeraborte und Nachttöpfe, Waschen und Baden, Körperpflege auf Reisen sowie Frisieren, Schminken, Parfümieren.

In den Museen und Möbeldepots der Staatlichen Schlösser und Gärten ist eine Vielzahl von Stücken überliefert, vom historischen Sanitärmöbel bis hin zu Utensilien der Körperpflege. Ergänzt werden diese selten zu sehenden Objekte durch zum Teil hochkarätige Leihgaben. Die Ausstellung ist in Kloster Schussenried bis zum 18. September zu sehen und wandert anschließend ins Schwetzinger Schloss.

Der Ausstellungsort, Kloster Schussenried, ist an sich schon eine Reise wert: Die weitläufige barocke Klosteranlage entstand als ehrgeiziges Neubauprojekt im 17. und 18. Jahrhundert und ersetzte einen ehrwürdigen Konvent des Mittelalters. Damals verwandelte man die gotische Kirche in ein Meisterwerk des Barock - besonders sehenswert: das reich geschnitzte Chorgestühl. Absoluter Höhepunkt und ein Muss bei jedem Oberschwaben-Besuch ist der Bibliothekssaal, ein barocker Rausch aus Architektur, Stuck und Malerei, eine Feier für Glaube, Weisheit und Wissenschaft. Besuchenswert ist auch das 2010 neu eingerichtet Klostermuseum, das anschaulich die wichtigsten Themen der Klostergeschichte zeigt. Im Zentrum stehen hier die detailreichen Modelle der Klosteranlagen, mit denen die barocken Baumeister ihre Entwürfe den auftraggebenden Äbten erläuterten.

Zur Museumseite: Kloster Schussenried

Kategorien:
Kulturgeschichte |  Ausstellungen im Bundesland Baden-Württemberg | Ort:  Bad Schussenried |
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