Emscher Revier. Industrielandschaft im Prozess Fotografien von Joachim Schumacher

Laufzeit: 17. April 2011 bis 03. Juli 2011

Karg und verlassen, bizarr und hässlich, aber doch Heimat mit herbem Charme: Mehr als 40 Jahre hat Joachim Schumacher das Revier mit seiner Kamera porträtiert. Der Landschaftsver-band Westfalen-Lippe (LWL) präsentiert in seinem Industriemuseum Zeche Zollern in Dortmund ab Sonntag, 17. April, insgesamt 72 Arbeiten aus dem bisherigen Gesamtwerk des in Gelsenkirchen lebenden Fotografen. Die Ausstellung mit dem Titel "Emscher Revier. Industrielandschaft im Prozess" läuft bis 3. Juli in Dortmund.

Joachim Schumacher hat an der Essener Folkwangschule studiert und gehört zu den Vertretern der sogenannten "New Topographics". Diese Richtung der Fotografie entstand in den 1970er Jahren in den USA und entwickelte einen neuen, kritischen Blick auf menschen-gemachte Landschaften. Noch während seines Studiums griff Schumacher diese Impulse auf und darf als einer der frühesten Vertreter der "New Topographics" in Deutschland gelten.

Das Revier hat den gebürtigen Saarländer von Anfang an fasziniert: "Meine ersten Fotos vom Ruhrgebiet in den 1970er Jahren waren kleine Reportagen, in denen aber die Darstellung der Landschaft schon im Mittelpunkt meines Interesses stand. Als Saarländer kannte ich Schwerindustrie-Landschaften. Was mich hier besonders beeindruckte, war die Dimension des menschlichen Eingriffs in die Landschaft, die Existenz einer absoluten Industrielandschaft", so Joachim Schumacher.

Gerade die Emscherregion bietet dem Fotografen ein reiches Experimentierfeld: Der Abriss von Altindustrien, die Rückführung von Halden und Mülldeponien, die Verödung der Städte durch Ab-wanderung und sozialen Niedergang, das oft hilflose Bemühen um Modernisierung und städte-baulichen Neuanfang sowie die Umgestaltung des Emschersystems sind Schumachers vorrangige Themen. Er dokumentiert, ohne registrierend-dokumentarische Reihen zu erstellen, er klagt nicht offen an, bezieht aber implizit Position. "Schumacher erschafft eigene Bildwirklichkeiten, er sieht das Emscher-Revier für uns neu, so wie wir es noch nicht gesehen haben und fordert uns implizit zu Fragen und Stellungnahmen heraus", so Museumsleiterin Dr. Ulrike Gilhaus.

Die Ausstellung beginnt mit 40 Schwarz-weiß-Arbeiten aus den 1970er bis 90er-Jahren, die den Industrieabbruch, die Entstehung von Freiflächen und die beginnende Umnutzung behandeln. Dann folgen 32 Farbfotos aus den letzten elf Jahren - alles extreme Querformate. Besonders in den jüngeren Arbeiten thematisiert Schumacher nicht das Spektakuläre, nicht die Vorzeigeobjekte und Postkartenmotive des Ruhrgebiets, sondern die "alltägliche" Erfahrung von Stadt- bzw. Industrielandschaft. "Hier setze ich den Schwerpunkt nicht auf das Austauschbare, das ich in jeder deut-schen Industriestadt finden kann, sondern versuche ein spezifisches Ruhrgebiets-Milieu aufzuspüren, das sich zunehmend auflöst, aber für die Identität der Region noch eine wichtige Rolle spielt", erläutert der Fotograf.

Schumacher hat an zahlreichen Ausstellungsprojekten mitgewirkt. Beim Fotoprojekt "Bridges", das die Emscher Genossenschaft jährlich seit 2005 veranstaltet, war er zweimal unter den Preisträgern. Mit seinen Arbeiten ist er außerdem am "Pixelprojekt Ruhrgebiet" beteiligt.

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