Kopf oder Zahl. Die Quantifizierung von allem im 19. Jahrhundert
Laufzeit: 10. September 2011 bis 26. Februar 2012
Zahlen sind objektiv, rational, unabhängig von regionalem Dialekt oder Zeitstimmung, so scheint es. 2+2 ergibt 4, gleichgültig, ob dies heute ein chinesischer Erstklässler, ein Schweizer Kernphysiker oder im 19. Jahrhundert ein badischer Kolonialwarenbesitzer errechnet(e). Zahlen bringen Vernunft, Ordnung, Kalkulierbarkeit in die menschlichen Angelegenheiten, in die Wissenschaft, die Verwaltung, die Industrie, den Handel, das Bankwesen.
Die Ausstellung folgt dem bis heute folgenreichen Triumph der Zahl in allen Lebensbereichen des 19. Jahrhunderts. In diesem Jahrhundert ereignet sich ein prinzipieller Übergang von der "1" zur "2", vom Einzelgegenstand im alltäglichen Leben um 1800 zum Massenprodukt um 1900 vom gemalten Unikat zur fotografischen Vervielfältigung, vom einen Gott zu Pluralismus und Relativität, von aristokratischer Einzelherrschaft zu bürgerlicher Konkurrenz um Mitsprache und Macht. Metaphysisch und politisch führen viele Entwicklungen dieses Jahrhunderts vom Einheitlichen ins Vielfältige und Vieldeutige. Physisch, technisch und wirtschaftlich dagegen passiert das Gegenteil. Die Normierung von Maßen dämmt die bunte Vielfalt der regional verschiedenen Elle, des Fußes und des Klafters ein. Die Standardisierung der Uhrzeit ebnet die Zeitunterschiede zwischen Hamburg und München, Köln und Berlin ein. Zollverein, Börsen und das neue Papiergeld beschleunigen und abstrahieren den Warenhandel. Die Quantifizierung von allem im 19. Jahrhundert vereinheitlicht das praktische Leben einerseits und vervielfältigt Werte und Sinnfragen andererseits.
Zur Museumseite: Museum für Kunst und Technik des 19. Jahrhunderts / LA8
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