DIE BILDERKAMMER DES BRUNO SCHULZ - EINE VIDEOINSTALLATION VON BENJAMIN GEISSLER

Laufzeit: 26. Juni 2012 bis 09. September 2012

Die Sammlung Falckenberg der Deichtorhallen in Hamburg-Harburg zeigt von Juni bis September 2012 die Videoinstallation des Hamburger Filmemachers Benjamin Geissler, die die zerstörten Wandmalereien des 1942 von den Nationalsozialisten ermordeten, berühmten polnischen Schriftstellers, Philosophen und Malers Bruno Schulz mittels filmischer Projektionen erstmals vollständig rekonstruiert.

Bruno Schulz wurde 1892 als polnischer Jude geboren und wuchs im galizischen Drohobycz (Drohobitsch) auf. Zu seinen literarischen Werken gehören das Buch "Die Zimtläden" sowie zahlreiche Erzählungen. Heute gilt Bruno Schulz als einer der bedeutenden polnischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Seine Werke wurden in über 30 Sprachen übersetzt und beeinflussten zeitgenössische Autoren wie Jonathan Safran Foer, David Grossmann, Isaac Bashevis Singer und John Updike.

Nach der Besetzung der Stadt Drohobycz durch die Nationalsozialisten im Jahr 1942, wurde Bruno Schulz zum "Leibjuden" des SS-Hauptscharführers Felix Landau und dessen Geliebten. Für Landau katalogisierte Schulz Raubgut, fertigte Zeichnungen und Intarsienarbeiten an. Landau bot Schulz dafür zeitweiligen Schutz. Zudem erhielt er den Auftrag, in der von Landau beschlagnahmten Villa Wandbilder, insbesondere für dessen zwei Kinder, zu malen. In den vermeintlichen Märchenmotiven reflektierte Schulz auch seine eigene Situation: ins Mythische und Exotische verschobene Figuren spiegeln reale Vorbilder, wie seine Mutter, Freunde, den Hausherrn Landau und seine Geliebte. Die Tätigkeit als Künstler schützte Schulz zunächst vor der Vernichtung bis er im Jahr 1942 von der Gestapo willkürlich auf offener Straße erschossen wird.

Die von Bruno Schulz 1942 unter deutscher Besatzung gestaltete Bilderkammer wurde von Benjamin Geissler 2001 bei Dreharbeiten wieder entdeckt. Nachdem die Gedenkstätte Yad Vashem drei einzelne Fragmente nach Israel verbracht hatte und fünf weitere Fragmente durch ukrainische Behörden aus den Wänden getrennt wurden, ist das Werk in seiner ursprünglichen Komplexität zerstört. Benjamin Geissler dokumentierte den Fund, die ersten Freilegungen und die Zerstörung der Gesamtkomposition. Auf Grundlage seines Bildmaterials entstand die maßstabsgetreue virtuelle Rekonstruktion der Bilderkammer. Anlässlich des 120. Geburtstages von Bruno Schulz erlangt der Besucher erstmals eine vollständige Anschauung von der Gesamtkomposition des lange verschollenen Werks.

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