Sprengel Museum Hannover
30169 Hannover
Kurt-Schwitters-Platz

Weiße Federn, schwarzes Fell - Tiere in Darstellungen des 20. Jahrhunderts

Laufzeit: 02. September 2012 bis 10. Februar 2013

Tiere sind dem Menschen vertraut und zugleich fremd, sie werden verniedlicht und vermenschlicht, geliebt oder gefürchtet. Auch in Gestalt der Chimäre bevölkert das Tier Fabeln und Märchen und hat, beispielsweise in Werken der Künstlergruppe Der Blaue Reiter, gleichermaßen die Kunst ›animalisiert‹.

Der Blick auf Darstellungen des Tieres in ausgewählten Gemälden, Skulpturen und Plastiken, Zeichnungen und Druckgrafiken sowie Videos ist ein Blick, der auf den Menschen zurückführt und eine tiefergehende Verbindung zwischen Mensch und Tier mitdenken lässt. Die Auseinandersetzung mit dem Motiv des Tieres schließt einen Diskurs ein, der um Subjekt und Objekt und die Grenzziehung zwischen Mensch und Tier kreist. Das Motiv des Tieres erweist sich als Moment der Vermittlung oder Verrätselung der Welt.

Fell und Federn trennen auch sinnbildlich die Innen- und die Außenwelt und werden zur Projektionsfläche des Menschen, seiner Wunschvorstellungen und Ideale, seiner Ängste und Erfahrungen. Den hier aufgezeigten möglichen Perspektiven, Tiere in Darstellungen des 20. Jahrhundert zu betrachten, möchte die Ausstellung nachgehen und anhand einzelner Werke die Argumentation ins 21. Jahrhundert öffnen.

Das Tier steht für ein Bild des Lebens und des Todes. In der Spannweite dieser Bedeutungen hat beispielsweise Pablo Picasso die Symbolik der Tiere angesichts des Zweiten Weltkrieges und vor dem Hintergrund privater Ereignisse zu seiner eigenen gemacht.



Das Tier kann ein heilsames Verhältnis des Menschen zur Natur oder die Entfremdung von ihr beschreiben, wie in den Werken Franz Marcs. Innerhalb eines übergeordneten Gefüges von Natur und Kosmos entspricht das Bild des Tieres insbesondere dem Moment eines ‚pantheistischen Sicheinfühlens‘, einer Wahrnehmung des Lebens.



Ihre Lebendigkeit und Bewegung lässt Tiere in anderen Werken zu einem dynamischen, animalischen Prinzip werden, damit stehen sie für eine Entwicklung oder repräsentieren einen bestimmten Seinszustand. Linien und Strukturen in den Werken Paul Klees, mit denen er Tiermotive umfasst, beschreiben nichts weniger als die Beobachtung der Lebensstadien und die Geschichte der Natur.



Die Charaktereigenschaften und spezifischen Fähigkeiten von Tieren haben einen Raum für das Alter Ego des Künstlers und die Auseinandersetzung mit dem künstlerischen Schaffen eröffnet. Tiere sind Reminiszenzen an private Lebenssituationen, wenn Max Beckmann zu seinen in sich gekehrten Selbstporträts die Katze gesellt. Zum Spiegel der Gesellschaft insgesamt werden sie hingegen, wenn die Bewohner fremdartiger Unterwasserwelten in den Filmen Jean Painlevés - erstmals in der restaurierten Originalfassung in Deutschland gezeigt - in ein Vexierspiel mit existenziellen oder prekären Zuständen des menschlichen Seins eintreten.



Nicht zuletzt werden Tiere zu einem Anhaltspunkt für jene Fragen, die die Differenz zwischen Mensch und Tier, die von Menschen aufgestellten Kategorien des Daseins oder den Standort des Betrachters betreffen, wie beispielsweise die Videos von Fischli/Weiss und Corinna Schnitt zeigen.



Als Lebewesen, das mit dem Menschen die Welt teilt, zollt der Mensch dem Tier Empathie. Tiere lassen Identifikation ebenso zu wie die Wahrung einer Distanz - sie bleiben ein Rätsel und finden doch einen direkten Zugang zum Menschen. In den ausgewählten Werken wird vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse seit dem 20. Jahrhundert und im Kontext der künstlerischen Werkläufe nicht nur das Gegenüber eingefangen, sondern Bild unseres Zusammenlebens aufgetan.



Die Ausstellung umfasst rund 190 Werke von Künstlerinnen und Künstlern wie Max Beckmann, Joseph Beuys, Marc Chagall, Nathalie Djurberg, Lothar Fischer, Paul Klee, Franz Marc, Marino Marini, Ewald Mataré, Joan Miró, Christiane Möbus, Jean Painlevé, Pablo Picasso, Dieter Roth, Anri Sala, Niki de Saint Phalle, Corinna Schnitt, Karel Teige.

Katalog: Zur Ausstellung erscheint ein Katalog (176 Seiten) mit Beiträgen von Steffen Eigl, Michael Hering, Annerose Rist und Isabelle Schwarz und sowie zahlreichen farbigen Abbildungen. Preis: 20 Euro.

Zur Museumseite: Sprengel Museum Hannover

Kategorien:
Kunst | 20. Jahrhundert |  Ausstellungen im Bundesland Niedersachsen | Ort:  Hannover |
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