Kumpel Anton, St. Barbara und die Beatles - Leitbilder im Ruhrgebiet nach 1945

Laufzeit: 26. Februar 2016 bis 16. Oktober 2016

Die Entstehung der Ruhrfestspiele, die Gründung der "Vereinigung der Freunde von Kunst und Kultur im Bergbau e.V." in Bochum und der Künstlergruppe "junger westen" in Recklinghausen, die Einstellung von Kulturreferenten durch die großen Zechengesellschaften oder des Arbeiterdichters Willy Bartock als Leiter der kulturellen Betreuung der Zeche Walsum - Ereignisse wie diese markieren zwischen 1946 und 1949 den Beginn eines breiten kulturellen Aufschwungs im Ruhrgebiet.

Zwar war die Region auch damals keineswegs kulturlos. Ihre Städte verfügten über hervorragende, auch überregional bedeutende Museen und Theater wie das Essener Folkwang Museum und das Bochumer Schauspielhaus. Allerdings seien diese Institute nicht von der besonderen Lebensform an der Ruhr geprägt und könnten nicht als spezifischer Ausdruck einer Ruhrkultur angesehen werden, urteilte Franz Große Perdekamp, Leiter der Kunsthalle in Recklinghausen, 1947.

20 Jahre später sah dies anders aus. Dagmar Kift: "Als der Bergbau nach dem Zweiten Weltkrieg neu geordnet wurde, erfolgte auch eine kulturelle Neubesinnung, und als es nach der Währungsreform wieder aufwärts ging, entwickelte sich rund um die Leuchttürme der bürgerlichen Hochkultur eine revierumspannende 'Kultur von unten'. Die Laienkünstler aus dem Bergbau stellten ihre Werke in den Betrieben und den Begleitausstellungen der Ruhrfestspiele aus. Die Konzerte der Bergarbeiterchöre und Werksorchester waren im Radio zu hören. Die Kunsthalle Recklinghausen entwickelte sich zu einem Zentrum der Moderne. Und die Schriftsteller der Dortmunder Gruppe 61 entdeckten die Arbeitswelt für die Literatur."

Fühlten sich dadurch vor allem die Erwachsenen angesprochen, wandten sich die Jugendlichen den Helden und Idolen der anglo-amerikanischen Kino- und Musikindustrie zu. Sie machten Dortmund in den 1950er Jahren zu einer Metropole des Jazz und Recklinghausen in den 1960er Jahren zum Mekka der Beatbewegung. Dass 1966, im Jahr der Strukturkrise, die Beatles selbst in Essen auftraten, mag Zufall gewesen sein, markiert aber einen erneuten Wandel in der Kultur: Der Bergbau fuhr seine Kulturförderung zurück, und die Popkultur entwickelte sich von der Nischen- zur Massenkultur.

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