Industrie- und Filmmuseum Wolfen
06766 Wolfen
Chemiepark Bitterfeld-Wolfen, Areal A, Bunsenstraße 4

Der Große Sprung nach vorn. China 1959 - eine Fotoreise von Wolfgang G. Schröter

Laufzeit: 29. April 2017 bis 18. Juni 2017

1959 reiste der Fotograf Wolfgang G. Schröter im Auftrag der DDR-Illustrierten „Freie Welt“ nach China. Im Reich der Mitte fand zu dem Zeitpunkt die Massenkampagne „Der Große Sprung nach vorn“ statt. China sollte binnen weniger Jahre in einen modernen Industriestaat umgewandelt werden. Auf beeindruckende Weise dokumentieren Schröters Fotografien die Aufbruchsstimmung und das Alltagsleben der Chinesen zu jener Zeit. Zudem stellt die Ausstellung den Besuch Schröters in einen historischen Kontext. Die Beziehungen zwischen DDR und der VR China sowie das desaströse Ende des „Großen Sprungs nach vorn“ werden beleuchtet, die Arbeitsweise Schröters veranschaulicht.

Über den Fotografen

Wolfgang G. Schröter wurde am 7. Mai 1928 in Wolfen geboren und besuchte die Oberschule in Bitterfeld. Im letzten Kriegsjahr musste er als Flakhelfer dienen. 1947 legte er sein Abitur ab und absolvierte ein Praktikum in der Filmfabrik Wolfen. Es war vor allem die Arbeit seines Vaters in der Filmfabrik, die sein Interesse für die Fotografie weckte. 1949 begann er mit dem Studium am Institut für Farbenfotografie, der späteren Abteilung für Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig.

Die Ausrichtung der Studieninhalte änderte sich während Schröters Ausbildung weg von einer beobachtenden, nah am Alltagsleben ausgerichteten dokumentarischen Fotografie hin zu einer politisch gewollten, die Realität verschönernden Fotografie. Um dieser Entwicklung etwas entgegenzusetzen, gründete er mit anderen Fotografen im Jahr 1956 die Gruppe „action fotografie".

Bereits unmittelbar nach Abschluss des Studiums 1953 arbeitete Schröter als Reportagefotograf vor allem für die Illustrierte „Freie Welt". Diese für ihn sehr erfüllende Tätigkeit fand 1966 mit der völlig überraschenden und unerklärlichen Kündigung seines Vertrages bei der Illustrierten ein plötzliches Ende. Erst Jahre später fand er heraus, dass ein Nachbar ihn mit einem gefälschten Schreiben als Militärspion denunziert hatte.

Es gelang ihm, eine neue Karriere als Werbefotograf aufzubauen. Wichtige Partner und Kunden waren die Filmfabrik Wolfen und Carl Zeiss Jena. Für sie konnte er aufwendige farbfotografische Experimente verwirklichen. Es entstanden lebensgroße Fotogramme, Strobochromatogramme, Montagen für großformatige Diapositive auf Messen und Ausstellungen für Printmedien. Auch wenn diese Arbeiten aus heutiger Sicht und mit der digitalen Technik leicht wiederholbar scheinen, waren sie für seine Zeit und für die Entwicklung der Fotografie bahnbrechend und machten Wolfgang G. Schröter zu einem wichtigen Pionier der Farbfotografie. Er hielt zahlreiche Vorträge zur Geschichte und Ästhetik der Farbfotografie. 1966 erschien sein erstes Buch „Das große Color-Praktikum".

Zeitlebens suchte der Fotograf die Nähe zur Wissenschaft und zu den Studenten. So war er ab 1972 als Gastdozent für Angewandte Farbfotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig tätig. Er hielt Vorlesungen zur Geschichte der Fotografie an der Sektion Journalistik der Universität Leipzig. 1988 erschien in Zusammenarbeit mit dem Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig das Buch „Hermann Walter, Fotografien von Leipzig", welches die lokale Leipziger Fotogeschichte aufarbeitet.
Nach den politischen Ereignissen 1989 war Wolfgang G. Schröter Gründungsmitglied der Fotoagentur Punctum in Leipzig, welche bis heute erfolgreich arbeitet und für qualitativ hochwertige Auftragsfotografie steht. 1992 wurde Wolfgang G. Schröter zum Professor für Medienkunst ernannt. Nach seiner Emeritierung 1994 arbeitete er sein umfangreiches Archiv auf. Er verstarb am 27. März 2012.

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