Der Naturdruck - seine Vollendung in Wien um 1850
Laufzeit: 05. Dezember 2003 bis 27. Juni 2004
Der Naturselbstdruck gehört zu den ältesten Druckverfahren. Dabei dienen Pflanzen, Tiere, Fossilien und Textilien selbst als Druckform. Die frühesten erhaltenen Beispiele stammen aus dem Mittelalter, und im 16. und 17. Jahrhundert erstellte man in dieser Technik ganze Herbarien. Um 1800 setzte in Europa die Erfindung des Naturdrucks ein. Nun versuchte man die Objekte auf einen Druckstock zu übertragen. Wählte man zuerst die Lithographie, so gelang dem Direktor der Österreichischen Staatsdruckerei, Alois Auer von Welsbach (1813 1869), um die Jahrhundertmitte die Entwicklung eines galvanoplastischen Verfahrens, das den Naturdruck zur höchsten Perfektion führte.
Alois Auer widmete sich nach seiner Buchdruckerlehre typographischen und Sprachstudien. Nach ausgedehnten Auslandsreisen übernahm er 1841 die Leitung der Österreichischen Hof- und Staatsdruckerei, die er zu europäischem Rang führte. Neben dem Naturdruckverfahren entwickelte er auch eine Druckmaschine für Rollenpapiere und kreierte neue Papiersorten aus Maisblättern.
Dem Verfahren Auers lag folgende Idee zugrunde: Der Gegenstand, sei es nun eine Pflanze, ein Insect, oder ein Muster von Geweben u. dgl., ..., wird, nachdem er mit einer Tinctur überstrichen worden ist, zwischen eine glattpolierte Kupfer- oder Stahlplatte und eine ähnliche von Blei gelegt, dann lässt man ihn durch den Cylinder einer Kupferdrucker-Presse, welche einen Druck von 800 bis 1000 Centner ausübt, laufen. Nimmt man hiernach die Platten von einander, so erhält man den Gegenstand vollkommen naturgetreu in die Bleiplatte eingeprägt, zu deren Druck man später, wie bei Kupferstichen, die Farben benutzen kann, welche erforderlich sind. Ist eine grosse Menge von Abdrücken erforderlich, so werden solche mittelst einer über die Bleiplatte stereotypirten oder galvanisierten Platte hervorgebracht; denn das Blei ist zu weich, um einen Druck mehrmals zu wiederholen.
Die ausgestellten Naturdrucke entstanden überwiegend für die Physiotypia plantarum Austriacarum, die Constantin von Ettingshausen und Alois Pokorny von 1856 bis 1873 in zwölf Bänden publizierten. Die Physiotypia gilt als das Paradebeispiel dieses neuen Verfahrens und enthielt eintausend Abbildungen aus der Pflanzenwelt Österreichs. Gezeigt wird auch Auers Beschreibung seiner technischen Erfindung (1853/54) mit weiteren Drucken.
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