Alart Du Hameel

Objektnummer: 2767
Nagler: 1-24
Verwendung: 16. Jhdt.
Typ: Monogramme
geboren: 1449(?)
gestorben: um 1509

Text Nagler Band 1 Nr. 24:

Alaert du Hameel, Goldschmied von Herzogenbusen, gilt seit Bartsch, P. gr. VI, p. 354, als der Träger dieses Monogrammes, wir erkennen aber darunter den Maler Jeronymus Agnen, genannt Hieronymus Bosche. Diesem Meister ist der vorhergehende Artikel gewidmet, in welchem bereits erwähnt ist, dass in neuester Zeit der Familienname des Künstlers entdeckt wurde, dass er nämlich J. Agnen heisse, woraus sich obiges Monogramm leicht erklären lässt. Es scheint aus den Buchstaben I Av zu bestehen und da auf einigen seiner Blätter auch noch das Wort „bosche" zu lesen ist, so kann man wohl ohne Scrupel Jeronymus Agnen van Bosche, d. h. van Hertogenbosche, lesen. Die Zeichnung der Blätter mit diesem Monogramme wurde; von jeher dem Hieronymus Bos oder Bosche zugeschrieben, und Bartsch würde kaum Anstand genommen haben, das Zeichen auf diesen Künstler zu deuten, wenn er dessen Familiennamen gekannt, hätte. J. Agnen hat sicher einen Theil der Blätter, wenn nicht alle, selbst gestochen, und für A. du Hameel blieben demnach nur die Abbildungen des Reliquariums und des Sacramenthäuschens, zu deren Entwurf er als Goldschmied und Ornamentist geeigneter seyn konnte, als J. Agnen. Doch muss auch dieser Theil daran haben, da dessen Zeichen und der Name du Hameel's auf beiden Blättern vorkommt. Man möge auch glauben, dass der Stich von Letzterem herrühre, da die alten Goldschmiede nicht selten auch in Kupfer stachen. Ihm aber alle Blätter zuzuschreiben, ist kein Grund vorhanden. Hätte du Hameel Theil an den übrigen Blättern, so würde er wohl auch seinen Namen beigefügt haben. Nur auf dem Blatte mit dem Elephanten Nr. 4 kommt, ausser dem ersten Zeichen auch noch der Name HAMEEL vor, und dieses könnte wohl ebenfalls der Goldschmied gestochen haben, da die Figuren schlecht gerathen sind. Sein Verdienst besteht demnach in der Ornamentik.
Bartsch beschreibt sechs Blätter, welche äusserst, selten, jetzt fast unauffindbar sind. Der Wichtigkeit wegen geben wir hier ein genaueres Vorzeichniss, als im Künstler-Lexicon geschehen ist. Wir fügen auch zwei Stiche bei, welche dem Verfasser des Peintre graveur entgangen sind, und als Supplement mögen auch die im vorhergehenden Artikel geschriebenen Blätter gelten. Hinsichtlich des Preises bemerken wir, dass R. Weigel im Kunstkatalog Nr. 18972 einen Bartsch unbekannten Abdruck des jüngsten Gerichtes auf 180 Thlr. werthet.

1) Die eherne Schlange, welche links auf dem Hügel erhöht ist. Rechts knieen die Israeliten in Verehrung, und in Mitte derselben hebt ein Priester die Arme. Im Vorgrunde liegen vier Männer auf der Erde von den Schlangen gebissen, und links bemerkt man einen Israeliten vom Rücken, welcher, mit dem einen Knie auf dem Boden, die Mütze lüftet. In der Mitte oben steht das Wort bosche und das erste Zeichen. Die oberen Ecken sind mit Laubwerk ausgefüllt. H. 9 Z. 8 L. Br. 6 Z. 11 L.

2) Das letzte Gericht. In der Mitte oben sitzt der Heiland auf dem Regenbogen, und stützt die Füsse auf die Weltkugel. In der Rechten hällt er die Palme, und neben seiner Linken schwebt das Schwert. Links in der Ferne führen Engel auf steilem Pfade die Auserwählten in den Himmel, noch aber kämpft ein Teufel mit dem Kugel um die Seele eines Erweckten. Heiter dem Berge schweben zwei Engel mit Posaunen, und auf der sie umgebenden Bandrolle steht: Hec est dies quem fecit Dominus. Rechts gegen den Grund zu ist die Burg der Hölle, wo phantastische Teufelsgostalten die Verdammten hineinziehen. Oben posaunen zwei andere Engel, und auf der Bandrolle steht: Surgite mortui. Venite ad iudicium. Den Vorgrund nehmen zahlreiche Teufelsgestalten, phantastische Thiere und menschliche Ungeheuer ein. In der Mitte oben nach links steht: bosche und das Zeichen, wie oben Nr. 1. H. 9 Z Br. 13 Z. 2 L. Weigel kennt, wie oben erwähnt, einen äusserst seltenen und kostbaren ersten Abdruck vor der Ueberarbeitung am Himmel rechts. Er stammt aus Durand's Sammlung.

3) Ein König zu Pferde mit ritterlichem Gefolge vor einer gothischen Kapelle. Von dem Balcon herab spricht ein Engel zu ihm, und am Eingänge der Capelle stehen vier Männer, welche in Ehrfurcht einen Greis mit entblösstem Haupte betrachten. Dieser geht in das Gebäude, mit einem ornamentirten Stabe in beiden Händen. In der Mitte oben steht das Wort bosche und das erste Zeichen. H 9 Z. 8 L. Br. 6 Z. 11 L.

4) Der Elephant mit einem Gebäude auf dem Rücken, in welchem Soldaten auf verschiedenen Seiten gegen angreifende Rotten kämpfen. In der Mitte vorn sitzt ein Soldat auf dem Ochsen, und ein anderer auf einem Löwen. Die Figuren sind alle sehr schlecht gezeichnet, wie man von J, Bos nicht erwarten sollte. Oben gegen rechts ist das erste Zeichen und der Name HAMEEL. An der Decke eines Thieres, auf welchem links vorn ein Bewaffneter sitzt, ist dieser Name wiederholt. Oben über der Fahne auf dem Schlosse, welches der Elephant trägt, steht: bosche. H. 7 Z. 4 L. Br. 12 Z. (?)

5) Die Abbildung eines Reliquienkastens oder Sacramenthäuschens im gothischeu Style mit Laubwerk verziert, ohne Figuren. Auf der Bandrolle des Fussgestelles steht: Deus est ex substancia patris ante seculo genilus et homo ex, substancia matris in seculo nalus. Links unten am gothischee Pilaster: Non desino. rechts : hameel. Oben ist der ganze Name des Alaert du Hameel mit dem zweiten Zeichen, und gegen unten liest man: shertoghenbosche. Das erste Monogramm steht ganz unten auf der Basis des Reliquariums. Die Abbildung desselben besteht in drei Blättern, welche übereinander gelegt werden müssen, so dass das Ganze eine Höhe von c. 40 Z hat. Das untere Blatt ist 16 Z., das mittlere 12 Z. 3 L., und das obere mit der Spitze 12 Z. 3 L. hoch. Untere Breite 7 Z. 6 L., mittlere 7 Z. 6 L., obere 5 Z. 8 L. An der Basis ist das untere Blatt 9 Z. 6 L. breit, und zieht sich nach oben ein.

6) Zeichnung zu einem anderen gothischen Sacramenthäuschen, wie sie von Goldschmieden gefertiget wurden. Rechts oben ist ein Theil desselben im Profil gegeben, und gegenüber steht der Name HAMEEL mit dem zweiten Zeichen. Die Form des Blattes ist das Hexagon, von einer Ecke zur anderen gemessen 14 Z. 2 L. hoch. Untere Br. 4 Z. 8 L., obere 3 Z. 4 L.

Anhang zum Peintre graveur.

7) Der Apostel Petrus stehend auf einem Sänlenknauf mit Laubwerk. Er ist en face in den faltenreichen Mantel gehüllt, welcher die rechte Hand des Heiligen nicht sehen lässt. In der Linken hält er den Schlüssel, an welchem ein zweiter am Bande hängt. Rechts nach unten über dem Capitäle steht das dritte Zeichen. Dieses Blatt ist nirgends
beschrieben, findet sich aber im k. Cabinete zu München vor. H. 9 Z. 6 1/2 L. Br. 3 Z. 8 L.

8) Kaiser Constantin an der Spitze seines Heeres. Der Zug geht nach rechts. In der' Mitte ist der Kaiser zu Pferd mit dem Zaume in der Rechten, wie er mit der Linken den Helm vom Kopfe nimmt. Sein Heer ist ebenfalls beritten und mit Lanzen versehen. Im Grunde links oben breitet sich die Stadt aus, und rechts am Himmel erscheint ein Engel mit dem Kreuze. In der Mitte unten sieht man einen Hund im Harnisch, der ein Pferd anbellt. Oben in der Mitte steht der Name bosche und das vierte Monogramm.
Dieses Blatt erwähnt schon F. Brulliot, Dict. de Monogr. I. 2, genauer beschrieben ist es aber im Catalogue des estampes anciennes de la Coll. Delbecq. Paris 1845, III. Nr. 19. II. 9 Z. Br. 7 Z. 2 L.


Literatur

Thieme, Ulrich / Becker, Felix / Vollmer, Hans (Hg.), Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart (37 Bände in 19 Teilbänden); Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts (6 Bände).

Nagler, Georg Kaspar ; Andresen, Andreas ; Clauss, Carl: Die Monogrammisten : und diejenigen bekannten und unbekannten Künstler aller Schulen, welche sich zur Bezeichnung ihrer Werke eines figürlichen Zeichens, der Initialen des Namens, der Abbreviatur desselben etc. bedient haben ; mit Berücksichtigung von Buchdruckerzeichen, der Stempel der alten Gold- und Silberschmiede ... , 5 Bände, 1858-1879


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