Francois Chauveau

Objektnummer: 2811
Nagler: 2-8
Verwendung: 17. Jhdt.
Typ: Monogramme
geboren: 1613
gestorben: 1676

Text Nagler Band 2 Nr. 8:

Francois Chauveau, Maler und Kupferstecher, geboren zu Paris 1618, gest. 1676. Schüler von L. de la Hyre, übte er anfangs die Miniaturmalerei, ergriff aber bald ein anderes Mittel, um seinem fruchtbaren Talente das weiteste Feld zu öffnen. Er radirte eine Menge Blätter nach eigenen Zeichnungen in einer an Callot erinnernden Manier, aber kräftiger. Viele Platten sind aber mit dem Stichel übergangen, theils jedoch nur im zweiten Drucke. Dann haben auch die vorzüglichsten Meister der Zeit nach seinen Zeichnungen gearbeitet, meistens in Grabstichelmanier. Einige Blätter dieser Art sind in sehr grossem Formate, wie jene von P. Landry, C. Lauwers, N. Regnesson &c. Zu den schönsten eigenhändigen Radirungen gehören jene nach italienischen Meistern, wie die Anbetung der Hirten nach Giulio Romano, Christus bei den Jüngern in Emaus nach Tizian, und das Concert nach Dominichino, fol. Proben seines eigenen, reichen Talentes liefern die 19 Blätter mit Compositionen aus der alten griechischen und persischen Geschichte, qu. fol. Die Ausgabe der Metamorphosen des Ovidius zum Gebrauche des Dauphin bot ihm Gelegenheit, auf dem Gebiete der Mythologie seine Kräfte zu versuchen, und der Kunstworth dieses Werkes wird jetzt in Frankreich mehr anerkannt, als je, obgleich dabei auch das bibliographische Interesse im Spiele ist. Es
erschien unter dem Titel: Metamorphose d' Ovide en rondeaux imprimes et enrichis de Figures par ordre de Sa Maj., et dedies a M. le Dauphin (par M. de Renserade). Paris, de V Imprimerie Royale 1676, 4. Die Periode des Königs Ludwig XIV. bot ihm häufige Gelegenheit zu künstlerischen Unternehmungen. Er griff in die Zeitgeschichte ein, und verfolgte mit grösstor Aufmerksamkeit die verschiedenen Hoffeste. Zu seinen Hauptwerken gehören die 29 grossen, in Callot's Manier radirten Blätter, welche die Festlichkeiten, Quadrillen und Ringstechen aus der Jugendzeit des genannten Königs vorstellen, gleichsam als Darstellungen der Monarchien und Reiche. Der König erscheint als römischer Kaiser zu Pferd, so wie die übrigen Grossen des Reichs, und andere zum Gefolge gehörige Figuren. Das Werk erschien unter folgendem Titel: Festiva ad Capita Annulumque Decursio , a Rege Ludovico XIV Principibus, summisque aulae Proceribus edita anno 1662. Scripsit Gallice Carolus Perrault: latine reddidit et Versibus Heroicis expressit Sp. Flechier. Parisiis ex Typographia Regia 1670 , gr. fol.
Ausser den grossen Blättern enthält dieses Werk auch radirte Vignetten, Symbole &c. Verschiedene andere Vignetten und Symbole sind auch in folgendem Werke: Emblesmes Royales a Louis le Grand, par le Sr. Martinet. Paris 1673, 8. Auf mehreren der erwähnten Blätter, besonders den kleineren, findet man das Monogramm des
Künstlers. Es kommt indessen auch noch auf verschiedenen anderen Stichen historischen und mythologischen Inhalts, sowie auf landschaftlichen Blättern, Vignetten, Titeln &c. vor. Es ist aber zu bemerken, dass hier nur die Zeichen gegeben sind, welche C. F. gelesen werden. Das Monogramm des Künstlers ist auf mehreren Blättern auch in der Art geformt, dass wir es nach unserm Systeme unter F. C. geben müssen. Auch die Initialen F. C. kommen vor. Es fragt sich indessen noch, ob das dritte, kleinere Zeichen dem F. Chauveau angehöre. Man findet es auf Blättern einer Folge kleiner Bildnisse nach Zeichnungen eines LR. Das Brustbild des Scanderbeg hat die
Jahrzahl 1636. Diese Blättchen haben ein älteres Ansehen, als jene des F. Chauveau, 16. Die Zahl der Kunsterzeugnisse des F. Chauveau ist ausserordentlich gross. Man nimmt an, dass er mehr als 3000 Platten gearbeitet habe. Ch. le Blaue, Manuel de l'Amateur d'Estampes II. p. 1 ff., gibt 853 Nummern.


Literatur

Thieme, Ulrich / Becker, Felix / Vollmer, Hans (Hg.), Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart (37 Bände in 19 Teilbänden); Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts (6 Bände).

Nagler, Georg Kaspar ; Andresen, Andreas ; Clauss, Carl: Die Monogrammisten : und diejenigen bekannten und unbekannten Künstler aller Schulen, welche sich zur Bezeichnung ihrer Werke eines figürlichen Zeichens, der Initialen des Namens, der Abbreviatur desselben etc. bedient haben ; mit Berücksichtigung von Buchdruckerzeichen, der Stempel der alten Gold- und Silberschmiede ... , 5 Bände, 1858-1879


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