Adrian Ludwig Richter

Objektnummer: 2931
Nagler: 4-1325
Verwendung: 19. Jhdt.
Typ: Monogramme
geboren: 1803
gestorben: 1884

Text Nagler Band 4 Nr. 1325:

Dr. Adrian Ludwig Richter, Landschaftsmaler und Radirer, geb. zu Dresden den 28. September 1803, seit 1841 Professor und Vorstand der Werkstatt für Landschaftsmaler daselbst, zählt zu den ersten Künstlern seinesFaches, und ist gleichsam der Repräsentant derjenigen, welche ans dem Boru des Volkslebens schöpfen. Richter ist
ein Volksdichter mit dem Stifte, der Hebel auf seinem Gebiete. Was der allemanische Dichter uns in Worten schildert, gibt Richter in Formen und Farben. Sein erstes Auftreten als Zeichner war in dem bekannten „malerischen und romantischen“ Deutschland, welches Otto Wigand in Leipzig herausgab. Er lieferte die Zeichnungen zum Meissner Hochlande, Franken, dem Harz und dem Riesengebirge. Bei dieser Gelegenheit wurde er mit Georg Wigand bekannt und befreundet, und dieser unternehmende Mann erkannte sehr wohl, welch ein Gebiet Richter anzubauen, ja neu zu schaffen geeignet sei. Dieses Gebiet hat er denn auch siegreich in Besitz genommen und ist der populärste Volksdichter in Bildern geworden. Seine Dichtungen sprechen sich in trefflichen Holzschnitten nach seinen Zeichnungen aus, und durch diese Werke ist er der Liebling des deutschen Volkes geworden. Er richtete den Holzschnitt für seine ländlichen Idyllen ganz zweckmässig ein, indem er ihn mit aller Strenge innerhalb seiner Grenzen hält, und zu diesem Zwecke in einer Weise zeichnet, welche es möglich macht, die Vorzüge des Holzschnittes zu entfalten. Seine Zeichnungen erhielten aber auch die vorzüglichsten Xylographen in die Hand, wie J. Flegel, E. Kretzschmar, A. Gaber, H. Bürckner, A. Vogel, Joch, Nicholl, Allanson, Sears, Peiljiin u. A. Wir geben ein Verzeichniss von Richters Holzscbnittwerken. Auf Blättern in denselben wiederholen sich die verschiedenen Initialen, wovon wir eine Musterkarte geben.
Richter ist aber auch ein trefflicher Landschaftsmaler. Während seines Aufenthaltes in Rom von 1823-1836 malte er zahlreiche Bilder, welche alle die Alpennatur der Schweiz oder die schönen italienischen Gegenden wiedergeben. Er schlug auch hierin eine eigenthümliche Richtung an, indem der Mensch im innigsten Zusammenhänge mit dem Boden und der umgebenden Natur steht. Er ist nie blosse Staffage, sondern Ausdruck der Volkssitte und Volksbildung. Seine Menschen stehen daher stets in dem unmittelbaren natürlichsten Verhältniss zu dem Schauplatze, auf dem sie erscheinen. Auf Gemälden kommen Initialen vor, besonders Cursiven. Dasselbe ist auch auf Zeichnungen Fall. Die ersten Buchstaben der dritten Reihe, mit der Jahrzahl 1832 darunter, findet man auf einer Zeichnung, welche C. Hahn unter dem Titel der Sommerlust für den Dresdener Kunstverein 1832 lithographirt hat, gr. fol.
Auf den älteren Radirungen dieses Künstlers, Ansichten aus der sächsischen und böhmischen Schweiz enthaltend, und dann für die Folge seines Vaters C. A. Richter, kommen die Buchstaben A L. R. I No. 881 vor. Später fügte er auf Radirungen ebenfalls die Initialen L. R, bei, theils auf solchen, welche er für die Bilderchronik des Dresdener Kunstvereines ausgeführt hatte, qu. fol. Die Biographie dieses Künstlers findet man in den Grenzboten 1852, und im Separatabdruck roy. 8

Werke mit Holzschnitten.

Der Landprediger von Wakefield von O. Goldsmith, Deutsch von E . Susemiehl. Mit mehr als 60 Holzschnitten. Leipzig, 1841, gr. 8.
J. A. Musäus, Volksmärchen der Deutschen. Illustrirte Pracht­ausgabe in einem Bande. Mit Holzschnitten nach L. Richter, G. Oster­wald und A. Schrödter. Leipzig 1842, gr. 8
Alte und neue Studentenlieder, Mit Bildern (von L. Richter) und Singweisen (von A. E. Marschner). Leipzig 1844, 8.
Das Vator Unser, mit einem Vorwort von C, F. von Ammon. Zwölfte Originalausgabe, neu illustrirt von L, Richter (Stahlstiche von Sichling, und Holzschnitte). Leipzig 1845, 8.
Hymnen für Kinder. Nach dem Englischen von Thekla von Gumpert. (Holzschnitte von Flegel und Bosse.) Berlin 1846, 8.
Alte und neue Volkslieder mit Bildern und Singweisen. Heraus­gegeben von L. Richter und A. E. Marschner. Mit zahlreichen Holz­schnitten. Leipzig (1847), gr. 8.
Richter-Album. Eine Auswahl von Holzschnitten nach Zeichnungen von L. Richter. Leipzig, G. Wigand 1848, gr. 8. Zweite Sammlung, nebst dem Portrait des Meisters. Leipzig 1831, gr. 8.
Die Verleger der erwähnten Werke unterstützten den Herausgeber durch die Originalplatten zur ersten Sammlung, nur der Besitzer der Platten zu den Hymnen der Kinder weigerte sich.
Die schwarze Tante, Märchen und Geschichten für Kinder, Leipzig 1848, 8.
Sporschil’s Geschichte der Deutschen. Regensburg 1849 ff., gr. 8.
J. P. Hebel’s allemanische Gedichte für Freunde ländlicher Natur und Sitten. In Holzschnitte übertragen von R. Reinick. Leipzig 1831, 8.
H. C. Andersen’s Märchen, Aus dem Dänischen übertragen von J. Reuscher. Illustrirt von L. Richter, Th. Hosemann, Graf Pocci u. A. Berlin 1831, 8.
Beschauliches und Erbauliches. Ein Familien-Bilderbuch von L. Richter. Erste Lieferung mit 7 Holzschnitten von A. Gaber und J. G. Flegel, nebst Gedichten. Leipzig, Georg Wigand. II. Liefg. mit 8 Holzschnitten. Leipzig, G. Wigand 1852, roy, 4,
Die sieben Schwaben. Mit 11 Holzschnitten, Leipzig (1850), 8
Goethe-Album von Ludwig Richter. 1. Lieferung mit 8 Blättern von Gaber, Obermann, Riewel u. A. Leipzig 1832. Dieses Album war auf 200 Blätter berechnet.
Christenfreude in Bild und Lied. Geistliche Lieder mit Holz­schnitten nach C. Andreae, L. Richter und J. v. Schnorr, herausgegeben und verlegt von A Gaber’s Atelier. 3 Lieferungen. Leipzig 1855, 8.
Sechzehn christliche Lieder mit Bildern von L. Richter und C. Andreae. Dresden 1830, gr. 8.
Vater Unser in Bildern von L. Richter. In Holzschnitt ausgeführt von A. Gaber. Dresden 1830, gr. 8.
Für’s Haus. Von L. Richter. Frühling. Fünfzehn Zeichnungen in Holz geschnitten von A. Gaber. Dresden (1839), roy. 4.
Bilder und Reime. Reime und Bilder für Kinder. Mit Holzschnitten von A. Gaber, und mit Reimen von W. Hey. Leipzig (1859), 4.
202 Holzschnitte nach Zeichnungeu von Ludwig Richter. (Apart­abdrücke aus Volksbüchern von G. Wigand in Leipzig aus den Jahren 1838-1859). Leipzig, 4.
Schiller’s Lied von der Glocke, in Bildern von L. Richter. 16 Holzschnitte von A. Gaber. Dresden 1857, fol.
Deutscher Familienkalender von B. Auerbach. Mit Bildern nach W. v. Kaulbach, L. Richter und A. v. Ramberg, Stuttgart 1858, 8.
Der Kinderengel. Spruchbüchlein für fromme Kinder. Mit Luther’s Brief an sein Söhnlein Hänischen, und Bildern von C. Peschel und L. Richter. Dresden 1856, 8.
Voer de Goern. Kinderreime, alt und neu, von Klaus Groth. Mit 52 Holzschnitten vou A. Gaber. Leipzig (1838), roy. 8.
Kinderleben. Lieder und Reime aus alter und neuer Zeit. Mit Illustrationen von L. Richter. Geordnet und herausgegeben von M. J. E. Vollbeding. Vierte Auflage. Leipzig 1858, 8.
Der Sonntag, in Bildern von L. Richter. Holzschnitte von H. Bürckner, A. Gaber und G. Jördens. (Dresden 1861;, gr. 4.

Radirungen

1) Der Herr segne deinen Ausgang und Eingang, radirt von Hugo Bürckner, und colorirt. Zur Festgabe. Drei Kunstblätter. Leipzig (1844), roy. 4.
2) Mittagszauber, nach dem Gedichte von L. Tieck. Für: Lieder und Bilder, dritter Band, auch unter dem Titel: Deutsche Dichtungen mit Handzeichuungen deutscher Künstler, zweiter Band. Düsseldorf 1844, 48, 4.
3) Wohl dom Manne, etc. Lied von L. Tieck. Für dasselbe Werk.
4) Landschaft mit Genovefa, fol.
5) Landschaft mit Rübezahl, fol.
Diese beiden Capitalblätter radirte L. Richter für den sächsischen Kunstverein 1848.
6) Die Christnacht, für den sächsischen Kunstverein 1834 gezeichnet und radirt, roy. fol.
7) Gegend am Monte Serone bei Olevano mit Hirten und Vieh während eines Gewitters. Nach dem eigenen Gemälde für den sächsi­schen Kunstverein 1830 radirt und gestochen. Mit den Cursiven LRs
8) Der blinde Dorfgeiger, nach C. Hantzsch für die Bilder-Chronik des Dresdener Kunstvereins gestochen, qu. fol.
9) Römische Pilger am Bache, nach D. Lindau. Für die Bilder-Chronik, gr. fol.
10) Dorfschenke mit Kartenspielern, nach A. L. Most. Für die Bilder-Chronik, qu. fol.
11) Herbstabend, nach F. Oehme. Für die Bilder-Chronik, fol.
12) Bajä, Landschaft nach dem eigenen Gemälde. Für die Bilder-Chronik, qu. fol.
13) Brunnen bei La Riccia. Ebenfalls, qu. fol.
14) Grotta Ferrata, nach dem eigenen Gemälde. Für die Bilder-Chronik, qu. fol.
13) Erntezug in der römischen Campagna, dessgleichen, qu. fol.
14) Blick auf den Meerbusen von Salerno von Amalfi aus. Nach dem eigenen Gemälde für die Bilder-Chronik, qu. fol.
17) Appeninnenansicht. Ebenfalls, qu. fol.
18) Rocca di Mezzo, nach dem eigenen Gemälde. Für die Bilder-Chronik, qu. fol.
19) Malerische Ansichten aus der Umgebung von Salzburg 1. Heft. 1. Das Tännengebirge. 2. In der Ramsau. 3. Gegend bei Aichen. 4. Der Königssee gegen den Untersberg. 5. Der Watzmann. 6. Der Lattenberg bei Salzburg, kl. qu. fol. Diese sehr schönen und eine Folge bildenden Blätter sind links unten theils mit den Initialen in Antiqua, theils mit den Cursiven bezeichnet. Im ersten Drucke fehlen die Nummern.
20) Malerische Ansichten aus der Umgebung von Rom, II. Heft, mit den Initialen, und im ersten Druck vor den Nummern, kl. qu. fol.
21) Die sächsische Schweiz. Ansicht von der Bastei, die Basalt­felsen bei Rathen. Mit 16 Randbildern, qu. roy. fol.
Dieso Blätter stammen aus der früheren Zeit des Künstlers, als er noch an der Porzellanmanufaktur in Meissen angestellt war.


Literatur

Thieme, Ulrich / Becker, Felix / Vollmer, Hans (Hg.), Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart (37 Bände in 19 Teilbänden); Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts (6 Bände).

Nagler, Georg Kaspar ; Andresen, Andreas ; Clauss, Carl: Die Monogrammisten : und diejenigen bekannten und unbekannten Künstler aller Schulen, welche sich zur Bezeichnung ihrer Werke eines figürlichen Zeichens, der Initialen des Namens, der Abbreviatur desselben etc. bedient haben ; mit Berücksichtigung von Buchdruckerzeichen, der Stempel der alten Gold- und Silberschmiede ... , 5 Bände, 1858-1879


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