Nagler 2-29 Unbekanntes Monogramm

Objektnummer: 2976
Nagler: 2-29
Verwendung: 16. Jhdt.
Wo angebracht: recto / im Holzstock
Typ: Monogramme

Text Nagler Band 2 Nr. 29:

Unbekannter Meister, welcher in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts lebte. Man findet einen Holzschnitt von
guter Zeichnung im Style der italienischen Schule der früheren Zeit des 16. Jahrhunderts, welcher den Thurm
der Fortuna nach dem Motive der Engelsburg' in Rom vorstellt. Die Göttin des Glückes steht auf der Erdkugel,
welche sich oben auf dem Gipfel des Thurmos über einem Rade bewegt. Vor dem Erdball, auf dem Rade, sitzt der Papst in Begleitung von weltlichen und geistlichen Mächten und Würden, theils sitzend, theils stellend. Leute von jedem Alter und Stande suchen auf angelegten Leitern von jeder Seite die Höhe des Thurmes zu erreichen, viele
aber stürzen vom Gipfel, andere von den Leitern herab, während Tod und Zeit, die zu beiden Seiten des Thurmes in der Luft schweben, durch Geschosse und Drohungen Nachdruck geben. Hin und wieder erklären italienische Reime die einzelnen Situationen, die mit Laune aufgefasst, und mannigfaltig abgeändert sind. Unten, etwas nach rechts, steht das Monogramm. H. 23 Z. 7 L. Br. 18 Z. 9 L.
Auf diesen Holzschnitt, welcher in zwei Blättern besteht, macht Brulliot I. No. 818 kurz aufmerksam, eine genauere Beschreibung findet man aber in der Geschichte der k. Kupferstichsammlung zu Copenhagen von B. von Rumohr und J. M. Thiele S. 28. Die Verfasser erkennen darin ein Werck von schönem cinqueccntistischcm Style , über
den Meister aber wagen sie keine Vermuthung. Diese Art der Allegorisirung erinnert uns an ähnliche Erzeugnisse, welche von alten holländischen Meistern ausgingen. Der Zeichner, und vielleicht auch der Schneider der Platten könnte daher Gio. Battista Franco seyn, nämlich jener Johannes Franck oder Franken von Antwerpen, welcher
um 1512 Schüler des Jakob von Utrecht war, und später nach Italien sich begab. Er lebte längere Zeit in Rom, und um 1550 wählte er Neapel zu seinem Aufenthalte. Dieser Franco malte historische Darstellungen und Landschaften mit Staffage. In der Franziskanerkirche zu Neapel befand sich eine Anbetung der Könige, welche in der Zeichnung an Franz Floris erinnerte, übrigens aber in der Färbung pastoser war, als sie in den Gemälden des Floris erscheint. Die Anbetung der Könige stammte aus der späteren Zeit des Meisters. Sie hatte die Inschrift: Giov. Franco d' Anversa P. A°. 1556.


Literatur

Nagler, Georg Kaspar ; Andresen, Andreas ; Clauss, Carl: Die Monogrammisten : und diejenigen bekannten und unbekannten Künstler aller Schulen, welche sich zur Bezeichnung ihrer Werke eines figürlichen Zeichens, der Initialen des Namens, der Abbreviatur desselben etc. bedient haben ; mit Berücksichtigung von Buchdruckerzeichen, der Stempel der alten Gold- und Silberschmiede ... , 5 Bände, 1858-1879


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