Jan Lievens der Ältere

Objektnummer: 4487
Verwendung: 17. Jhdt.
Wo angebracht: in der Platte
Farbe: schwarz
Typ: Monogramme

Objektnummer: 3591
Verwendung: 17. Jhdt.
Typ: Monogramme

Objektnummer: 3590
Verwendung: 1652
Typ: Monogramme

Objektnummer: 3589
Verwendung: 17. Jhdt.
Typ: Monogramme
geboren: 1607
gestorben: 1674

Jan Lievens auch Lievens de Oude, Livius Johanis le Vieux, oder Johannis Livens, andere Schreibweisen von Lievens Lieversz(oon), Lyrins, oder Leyrens (* 24. Oktober 1607 in Leiden; † 4. Juni 1674 in Amsterdam) war ein niederländischer Maler und ausnehmender Zeichner.



Text Wurzbach:

Lievens. Jan Lievens der Ältere, (de Oude), auch Johannis Lyvyns, Livius oder Lyvens genannt, berühmter Maler und Radierer, geb. 24. Okt. 1607 in Leiden, begraben 8. Juni 1674 in der Nieuwe Kerk zu Amsterdam. Er war ein Sohn des Tapetenwirkers Lieven Hendricksz (f 1642) und der Machteid Jans van Noortzant. 1615 bis 1617, also angeblich bereits im Alter von 8 Jahren, war er ein Schüler bei Joris van Schoten zu Leiden, welcher auch der Lehrer Rembrandts war. Diese Lehrzeit kann aber, wie dies bei dem Alter des Schülers wohl selbstverständlich ist, nur auf die Entwicklung seiner elementaren Fähigkeiten und Anschauungen von Einfluß gewesen sein. Hierauf, sagen die alten Biographen, gab ihn sein Vater zu Pieter Lastman nach Amsterdam, bei dem er zwei volle Jahre blieb. Auch Lastman war der Lehrer Rembrandts, aber allem Anschein nach erst einige Jahre später und nachdem Lievens längst wieder nach Leiden zurückgekehrt war. Nach Orlers ging er im Jahre 1631, nach a. A. bereits 1629 nach England, wo zuvor hingesandte Gemälde günstige Aufnahme gefunden hatten.
Am 6. Febr. 1632 wohnte er in Leiden, 1634 trat er in Antwerpen in die Gilde und lebte daselbst von 1634 bis 1643. Am 29. Dez. 1638 heiratete er Susanna, die Tochter des Bildhauers Andries Colyns de Nole und 1640 erwarb er das Antwerpner Bürgerrecht. Er verkehrte mit den angesehensten Künstlern, mit Johannes de Heem, Daniel Seghers, Paul Pontius, A. V. Dyck, welcher sein Portrait malte, und vielen anderen. Mit den beiden erstgenannten arbeitete er auch gemeinsam. 1642 malte er für die Vroedschapskamer zu Leiden die Enthaltsamkeit des Scipio und erhielt am 19. Nov. 1642 1500 Gulden; die Überführung des Gemäldes von Antwerpen nach Leiden kostete 150 Gulden. Das Bild ist noch heute an der ursprünglich dafür bestimmten Stelle. Lievens' Aufenthalt in Antwerpen scheint aber mannigfache Unterbrechungen erfahren zu haben, da er im Jahre 1640 in Leiden nachgewiesen ist, und erst nach 1643 lebte er dauernd in Amsterdam. Am 1. März 1644 wohnte er daselbst in dem Hause des Jan Mienze Molenaer, 1661 zeitweise im Haag, wo er Mitglied der Confrerie Pictura war, 1670 ein Haus kaufte und 1671 noch nachgewiesen ist. Er malte daselbst den Plafond des Saales, in welchem heute die erste Kammer der Generalstaaten tagt. Seine von seinem Stadt- und Zeitgenossen Orlers erwähnte Reise nach England, die gegenüber der ganz unbefangenen Autorität Orlers gar nicht anzufechten ist, wurde vielfältig bezweifelt, da es den englischen Autoren bisher nicht gelang, seine Werke daselbst nachzuweisen. Sie sind unter den Bildern van Dycks zu suchen, dessen Weise sich Lievens im hohen Grade akkommodierte. Ein Blick auf die Portrait-Radierungen Nic. Laniers, Gouterus' u. a. zeigt am deutlichsten, wie gut er es verstand, van Dyck nachzugehen. Lievens soll drei Jahre, ungefähr 1629 bis 1632, in England gelebt und daselbst die königliche Familie porträtiert haben, zur selben Zeit, als V. Dyck, 1632, dahinkam. Damals scheint sich auch der Umschwung in den künstlerischen Anschauungen Lievens' vollzogen zu haben und seine Verwandtschaft mit der naturalistischen Leidener und Rembrandt- Schule machte Platz für die vornehmeren Anschauungen van Dycks. Lievens zeigt in seinen früheren Werken die größte Verwandtschaft mit Rembrandt; er war unter denselben Verhältnissen aufgewachsen, malte dieselben Modelle und hörte dieselben künstlerischen Ansichten.
Er hat aber keine solche gewaltige Phantasie, ist kein so außerordentlicher Zeichner und beansprucht entfernt nicht die Bedeutung wie sein Stadtgenosse Rembrandt. Nach seinem Aufenthalt in England wurden seine Werke ein merkwürdiges Bindeglied zwischen Antwerpen und Holland und eine Mischung von v. Dyck und Rembrandt. In seinen großen Dekorationsbildern verrät er einen starken akademischen Zug, der ihn himmelweit von den holländischen Naturalisten scheidet. Lievens malte Portraits, historische und allegorische Darstellungen und ward von dem Statthalter Friedrich Heinrich, seiner Witwe Amalia von Solms, dem Kurfürsten von Brandenburg, den Generalstaaten, dem Magistrat von Amsterdam und Leiden mit Aufträgen beehrt. Er malte auch Landschaften, wie dies urkundlich beglaubigt ist (Obreen. VII p. 293). 1636 war in Antwerpen Hans van den Wyngaerde sein Schüler; Houbraken (I. 212) bezeichnet auch Hendrik Schock als solchen.
J. Verkolje wird ebenfalls, aber irrtümlich als solcher genannt, denn er. war ein Schüler des jüngeren Lievens. L. scheint viel verdient, aber noch mehr ausgegeben zu haben. Er lebte in Antwerpen auf so vornehmem Fuße, daß bereits am 9. Okt. 1643 von der Vierschaar Beschlag auf sein Vermögen gelegt wurde, und am 6. Juli 1652 gab der Antwerpner Maler Jacob Spaeingaert Vollmacht, um von "Signior Jan Lievens", Maler, wohnhaft zu Amsterdam, 58 Gulden für gelieferte Farben einzufordern. Diese fortwährenden Geldfatalitäten erklären auch das unstete Wanderleben des Künstlers, der in einer Stadt vor den Gläubigern aus der anderen Zuflucht suchte, bis ihm die Wahl zwischen Leiden, Amsterdam, Antwerpen und dem Haag schwer geworden sein mag. 1672 war er abermals im Konkurs und er starb insolvent wie sein berühmter Jugendfreund und Stadtgenosse Rembrandt. Gegenüber der langen Tätigkeit Lievens' ist die geringe Anzahl von Gemälden, die von seiner Hand erhalten blieb, höchst auffällig. Waagen, der wohl den größten Teil aller in England befindlichen Kunstschätze verzeichnete, erwähnt den Namen Lievens in den ersten drei Bänden seiner "Treasures" gar nicht und im vierten Bande nur zweimal! Seine Bilder tragen durchaus die glänzenderen Namen Rembrandt und van Dyck und die auffallend große Zahl der sogenannten verschollenen Bilder vergrößert wohl nur die Anzahl von Gemälden der genannten zwei Meister und verkleinert die Gruppe der uns bekannten Gemälde des Lievens. Wo mögen die Portraits des Königs, der Königin, des Prinzen von Wales und all der englischen Lords hingekommen sein, von welchen Houbraken erzählt und die ihm so teuer gezahlt wurden? Das einzige derartige Bild, ein Portrait König Karls I., wird in der Versteigerung Pieter Six 2. September 1704 in Amsterdam (Hoet. I. 74) erwähnt.


Literatur

Thieme, Ulrich / Becker, Felix / Vollmer, Hans (Hg.), Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart (37 Bände in 19 Teilbänden); Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts (6 Bände).

Wurzbach, Dr. Alfred von: Niederländisches Künstlerlexikon aufgrund archivalischer Forschungen bearbeitet, Band 2 L-Z, Wien und Leipzig 1910


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