Stadtmuseum
01067 Dresden
Wilsdruffer Str. 2

Too Much Future. Punk und Subkultur in der DDR

Laufzeit: 18. August 2007 bis 14. Oktober 2007

Der Tumult, den die Punks in der DDR veranstalteten, währte von 1979 bis
1989. Dabei stießen sie an die Grenzen eines Systems, das seine Jugend
steu­ern wollte, von dem die Punks sich jedoch nicht lenken ließen. Während
sich das soziale Elend englischer Teenager in dem Aufschrei »no future«
entlud, wäre das sozialistische Elend einer verplanten DDR-Jugend
treffender mit »too much future« zu umschreiben. Zwangsrekrutiert als
»Kampfreserve der Partei« nahmen sich 16 bis 18-jährige Freiheiten, die bis
dahin für sie prak­tisch undenkbar waren.

Unbekümmert und in Grenzen frei
forderten sie einen Staat heraus, der mit Repressionen auf die äußerst
vergnügte Wut der Jungen reagierte und einige von ihnen in extreme
Biografien drängte.
Die Punks schrieben ein bizarres Kapitel der DDR-Geschichte – grell durch
die individualistische Überspanntheit ihres Treibens im DDR-Kollektiv,
finster in dessen Verfolgung durch die Staatssicherheit. Sie haben sicher
nicht den Zusammenbruch des Disziplinarregimes DDR herbeigeführt, doch sie
trugen bei zu der nervösen Balance des Systems, die 1989 nicht mehr zu
halten war.
Das aufgeladene Verhältnis zwischen Punks und Partei beruhte auf der
Span­nung zwischen Subkultur und Diktatur. Die freigesetzte Energie griff,
doppelt frei vom Markt und von der Staatsdoktrin des »Sozialistischen
Realismus«, aus den Kellern und wenigen Szenetreffs auf die Ateliers junger
Künstler über. Aufgegangen in gegenkulturellen Anwandlungen suchte Punk
letztlich auch die Stätten der sozialistischen Hochkultur heim. In Dresden
– dem internationalen Schaufenster des »Sozialistischen Realismus« – waren
auf der letzten DDR-Kunstausstellung 1987 Porträts von Punks und Punkbands
zu sehen, die von Malern und Fotografen des staatlichen Verbandes bildender
Künstler stammten. Gleichzeitig hatten Punks Innenstadtverbot, saßen im
Gefängnis ein oder verließen freiwillig oder gezwungenermaßen die DDR. Die
Zeit als Punk in der DDR glich für viele der Protagonisten einem
Transitraum. Ihre Biografien erfuhren nach ihrer Ausreise oder mit dem Ende
der DDR eine Fort­führung in sehr verschiedene Richtungen und Lebensweisen.
Die Ausstellung soll nicht zur Musealisierung einer Bewegung beitragen. Im
Stadtmuseum Dresden prallen Barock und Punkrock aufeinander, Hoch­kultur
und Subkultur. Die Ausstellung liefert das mitreißende Porträt einer
Subkultur, einer der heftigsten Eruptionen im unerschütterlichen Glauben an
eine Utopie, die zur Ideologie geriet.
»too much future / In Grenzen frei« versammelt Fotos, Filme, künstlerische
Arbeiten und Dokumente, die in dieser Fülle bisher nicht zu sehen waren.
Die ehemals illegalen Aufnahmen von DDR-Punkbands gelangen in dieser
Band­breite zum ersten Mal an die Öffentlichkeit.

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