Museum für Thüringer Volkskunde
99084 Erfurt
Juri-Gagarin-Ring 140 a

Vom Detektor zum HiFI-Stereoempfänger
85 Jahre Radio in Deutschland

Laufzeit: 09. Mai 2008 bis 17. August 2008

Das Radiohören ist für uns eine Selbstverständlichkeit, über die kaum noch jemand nachdenkt. Dabei werden es am 29. Oktober dieses Jahres gerade 85 Jahre, dass das "Wunder aus der Luft" - wie es damals genannt wurde - auf deutschem Boden für jedermann Wirklichkeit wurde. An diesem Tag strahlte der Berliner Sender aus dem "Vox-Haus" auf "Welle 400" - gemeint sind 400m Wellenlänge, das entspricht 750 kHz - zum ersten Male sein Programm "zur Unterhaltung und Belehrung" mit ganzen 250 Watt Senderleistung aus.

Heute sind dagegen mehr als 100 Kilowatt für einen Sender auf der Mittelwelle üblich. - Dieser 29. Oktober 1923 gilt als die Geburtsstunde des Rundfunks in Deutschland. Nach diesem Start des Unterhaltungs-rundfunks vor 85 Jahren in Deutschland bemühte man sich auch in anderen deutschen Großstädten, Radioprogramme für jedermann „zur Unterhaltung und Belehrung“ auszustrahlen. 467 Teilnehmer wurden anfangs gezählt, die überwiegende Mehrheit waren "Zaungäste", sie hörten einfach "schwarz", denn für eine Genehmigung zum Hören musste man 350 Mrd. Mark auf den Tisch des Staates legen! Ende 1925 überschritt man dann die Millionengrenze an zahlenden Teilnehmern, nachdem die monatlichen Gebühren am 14. Mai 1924 auf 2,- RM festgelegt wurden.
Für unser Territorium war der Sender Leipzig auf Welle 452 m von Bedeutung, der am 1. März 1924 anlässlich der Leipziger Frühjahrsmesse als zweiter Sender der Weimarer Republik durch die MIRAG, die Mitteldeutsche Rundfunk-Aktiengesellschaft, in Betrieb ging. Er gilt somit als der Vorfahr des heutigen Leipziger Mittelwellensenders auf 783 kHz, der das Programm „MDR Info“ ausstrahlt.
Mit der Zulassung des Rundfunks begannen in den 1920er Jahren viele Firmen, Rundfunkempfänger zu bauen. Auswirkungen des ersten Weltkrieges führten aber auch dazu, dass sich viele verarmte Deutsche ihren ersten Empfänger als Detektor-Gerät selbst bauten: Lediglich eine Spule, ein Kondensator, ein Detektorkristall und ein Kopfhörer waren dazu nötig. Mit diesen Teilen und einer Antenne - ein 10-20 m langer Draht, hoch aufgehängt - sowie einer Verbindung zur „Erde" (z.B. zur Wasserleitung) konnte und kann man noch heute den Mittelwellen-Ortssender im Umkreis von 50 km hören.
Und die Entwicklung schritt rasch voran. Fortschritte bei der Technik der Elektronenröhren führten bald zu Empfängern mit hoher Empfindlichkeit und Trennschärfe, die einfach zu bedienen waren und Rundfunkübertragungen zum Klangerlebnis werden ließen. Nach der Machtübernahme durch die Faschisten im Januar 1933 erfuhr der Rundfunk eine völlig andere Bedeutung. Mit der Parole „Rundfunk in jedes Haus" setzte das von Goebbels geleitete „Reichministerium für Volksaufklärung und Propaganda“ die Produktion eines einheitlichen und damit billigen Zweiröhren-Einkreis-empfängers durch, der vor genau 75 Jahren als „Gemeinschaftsempfänger“ von den Bändern fast aller deutschen Radioproduzenten lief (laufen musste!) und der die Bezeichnung „Volksempfänger" erhielt. Der Rundfunk war damit bewusst und gezielt zu einem politischen Massenmedium geworden.
Die Sonderausstellung im Erfurter Museum für Thüringer Volkskunde vermittelt Einblicke in die verschiedenen Entwicklungsstadien der Rundfunkgeschichte.

Kategorien:
Kulturgeschichte |  Ausstellungen im Bundesland Thüringen | Ort:  Erfurt |
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