Museum für Thüringer Volkskunde
99084 Erfurt
Juri-Gagarin-Ring 140 a

Auf den Hund gekommen
Kulturgeschichtliches zu einem besonderen Haustür

Laufzeit: 13. Mai 2011 bis 30. Oktober 2011

Seit Jahrtausenden bilden Mensch und Hund eine Gemeinschaft. Was ist seitdem passiert? Wie hat sich ihr Verhältnis verändert? Was heißt Hundeliebe heute? Die Ausstellung geht diesen und anderen Fragen nach.

Hunde gehören neben Katzen zu den beliebtesten Haustieren. Seit Jahrtausenden bilden Mensch und Hund eine Gemeinschaft. Wie sich ihr Verhältnis gestaltete und gestaltet, was Hundeliebe hieß und heute heißt, dem geht diese Ausstellung in ihren vielen Facetten nach. Die gemeinsame Geschichte von Mensch und Hund, seinem wohl ältesten Haustier, beginnt vermutlich zum Ende der letzten Eiszeit. Stammvater aller heute existierenden Hunde ist der Wolf. Waren und Wolf zunächst noch Jagdkonkurrenten, erkannten schließlich beide die Vorteile einer gemeinsamen Jagd.
Seit die Menschen zwischen 10.000 und 5.000 v. Chr. in verschiedenen Regionen der Erde sesshaft wurden, nutzten sie die Fähigkeiten des Hundes mannigfaltig aus.
Hunde waren somit in erster Linie Nutztiere und meist an der Seite des Menschen
tätig; bei der Jagd, beim Schaf- und Rinderhüten, der Bewachung von Haus, Hof,
Handwerkerstätten und Fabriken. Sie transportierten als Zughunde Lasten auf Schlitten, Karren und Wagen, begleiteten koloniale Eroberungszüge und die Entdecker neuer Erdteile, leisteten Kriegsdienste und retteten Leben, machten seit Ende des 19. Jahrhunderts Karriere als Diensthunde bei Steuerbeamten, Polizei,
Zoll und Militär. Auch in Zirkus, Film und Werbebranche wurden sie populär.
Von Beginn an entwickelte der Mensch auch eine emotionale Bindung zum Hund.
Geschätzt wurden nicht nur dessen Spürsinn, Mut, Wachsamkeit, sondern auch
seine bedingungslose Anhänglichkeit und Treue. Im alten Ägypten wurden Hunde als heilige Tiere verehrt, in der Antike waren sie Begleiter von Gottheiten, aber auch Mittler zum Reich der Toten. Für das christliche Europa wurde der Hund Symbol irdischer Treue und Tugend. Herrscher hielten zu allen Zeiten "privilegierte" Hunde. Jagdhunde, Luxus- und Schoßhunde waren sowohl Statussymbol als auch Gefährten, denen man sich mit Aufmerksamkeit und Zuneigung widmete.
Im 19. Jahrhundert bereiteten Industrialisierung, Urbanisierung, Aufklärung und Romantik den Boden für eine neue Vertrautheit zwischen Mensch und Hund. Obwohl es nach wie vor unzählige Gebrauchshunde gab, wurden die Tiere in bürgerlichen Bevölkerungskreisen nun immer mehr zum Vergnügen gehalten, sie zogen quasi als Familienmitglieder in Wohnungen und Häuser ein.
In jener Zeit entstanden Rassezuchtvereine und mit ihnen zahlreiche neue Hunderassen, die auf Ausstellungen und Wettbewerben vorrangig nach optischen Kriterien bewertet wurden. Im Zuge zunehmender Haustierhaltung und eines sensiblen Umgangs mit den Tieren gründeten sich erste Tierschutzvereine, deren Anliegen leider nach wie vor aktuell sind. Auch bei ärmeren Schichten wuchs die Hundebegeisterung und mit ihr die Zahl der gehaltenen Hunde. Dam sollte mit der Einführung der Hundesteuer im 19. Jahrhundert entgegengewirkt werden.
Dass Rassehunde in jeder Zeit auch bei Schriftstellern und Künstlern zunehmend populär werden, zeigt sich an Werken der Literatur, Malerei und Plastik. Einige Maler beispielsweise beschäftigen sich fast ausschließlich mit Tieren, brachten es zu großen Ruhm.
Hundemotive eroberten nun auch Gebrauchskunst und Werbung - letztere zunächst vornehmlich für Nahrungs- und Genussmittel, später für Textilien, Autos und natürlich
für Hundefutter und Hundezubehör. Seit Ende des 19. Jh. entwickelten sich immer neue Geschäftsideen und Betätigungsfelder rund um den Hund, die bis heute vielen Menschen ein Einkommen sichern. Der Markt ist mittlerweile mit einem unüberseh-baren Angebot überschwemmt und die Liebe zum Hund treibt schon mal recht seltsame Blüten. Jedenfalls kamen und kommen Hunde (und Menschen) zu ihrem Recht, wenn sie sich als wirkliche Gefährten das Leben bereichern.

Kategorien:
Kulturgeschichte |  Ausstellungen im Bundesland Thüringen | Ort:  Erfurt |
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