Museum Junge Kunst
15230 Frankfurt (Oder)
Carl-Phillip-Emanuel-Bach-Straße 11

SIMONE HAACK - Malerei / UTA ZAUMSEIL - Holzschnitte

Laufzeit: 26. Juli 2015 bis 04. Oktober 2015

Das Museum Junge Kunst stellt zwei Künstlerinnen vor, die in ihrer Stilistik und in ihrer Auffassung von Realität und Bildwirklichkeit scheinbar verschieden sind. Doch in ihren stummen Szenerien gibt es Momente des Gemeinsamen, wie zum Beispiel das „Aus der Zeit Fallen“ ihrer Protagonisten. Es ist vielleicht sogar ein Herausfallen aus dem gewohnten Erzählton einer geradlinigen Handlung: der Betrachter erfährt nicht das Davor und das Danach. Wie in der Fotografie oder im Filmstill werden Zusammenhänge verschwiegen und der Augenblick ist das Eigentliche.

Die Fotografie ist dann für beide auch ein möglicher Ausgangspunkt ihres Arbeitens. In den figurativen und zum Teil hyperrealistischen Bildern erfährt unsere, von Film und Fotografie geprägte Welt-Erfahrung eine starke Irritation und Verunsicherung. Poetische Momente im scheinbar banal Alltäglichen werden in den Drucken von Uta Zaumseil, sie lebt in dem kleinen Thüringer Ort Zeulenroda-Triebes (Mehla), sichtbar. Dagegen thematisiert die Berlinerin Simone Haack menschlich Hintergründiges und kulturell Abgründiges in ihren Bildserien.
Uta Zaumseil erarbeitete sich zu Beginn der Neunzigerjahre eine sanft expressive Formensprache, die lyrisch und rätselhaft wirkte. Später geriet die Bildsprache realitätsnäher, eindeutiger und seltsamerweise dadurch vieldeutiger interpretierbar. Für ihre mehrfarbigen Blätter nutzt sie den Holz- und Linolschnitt. Dabei entdeckte sie für sich die Drucktechnik der verlorenen Form. Dort werden Teile des Druckstockes weggenommen, um dann wieder auf das bereits entstandene Bild drucken zu können. Auch hier ist wie in den anderen Drucktechniken das Unikat, die Einmaligkeit des Blattes ihr Anliegen. Ab und an kombiniert sie Fotografien mit ihren Grafiken.
Ihre Motive scheinen sich an den Schnappschüssen des Prosaischen und an Filmstills zu orientieren: traumwandlerische Begebenheiten versetzen das Personal in ein Zwischenreich aus dokumentierter Banalität des Alltags und einer täglichen Irrationalität, weil gerade dort das Ungewöhnliche herrscht. Eine romantisierende Melancholie prägt das Tun und Sein von Mensch und Tier in den stereotypen Stadtlandschaften, aber ebenso in landschaftlichen Gefilden.

Simone Haack studierte unter anderem bei der Gerhard Richter Schülerin Karin Kneffel an der Hochschule für Künste in Bremen. Der dort vermittelte, von der Fotografie initiierte Hyperrealismus erfährt nun eine Hinwendung zum Unheimlichen. So wirken ihre Bilder auf den ersten Blick polarisierend. Denn der Betrachter wird unvorbereitet in eine Atmosphäre des physisch Unumgänglichen und des seelisch Dunklen hineingezogen. Er soll zum Voyeur werden und muss entscheiden, ob er sich dem entziehen will. Diese Ambivalenz ist inszeniert und je nach Bild-Stimmungs-Absicht wird sie forciert oder gedrosselt.
Es werden in uns Seelenlagen berührt, die bereits in der christlichen Kunst visualisiert wurden, später in der Literatur, im Film und in der Gegenwartskunst Einzug hielten. Es sind Urängste wie Einsamkeit und ein Ausgeliefertsein einem dunklen Großen gegenüber. Es ist ein Stehen an einer Schwelle des Unvorhersehbaren, an einer des profanierten Numinosen und des Schicksalhaften, das ihre Protagonisten schutzlos werden lässt ohne sie zu zerstören. Die Masken des Braven, des Schönen und des Zivilisierten fallen ab und es bleibt die hypersensibilisierte Physis und Psyche übrig, die auf uns eine unwägbare Intensität ausstrahlt. Etwas Abgründiges entsteht um ihre Kinder, jungen Frauen und Paare herum. Es betont die Anwesenheit der Person und ihr Ausgeliefertsein unserem Blick gegenüber. Sie scheinen im Moment eines Filmdrehs innezuhalten. Ein nicht zu lokalisierendes Scheinwerferlicht entdeckt sie, macht sie drastisch sichtbar und gleitet zugleich dämonisch an ihnen ab. Dadurch stehen sie innerhalb und sogleich außerhalb einer, an sich sonst eher bedrohlich wirkenden Atmosphäre des Alptraumartigen.

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