Lexikon

Handwörterbuch der Textilkunde aller Zeiten und Völker für Studierende, Fabrikanten, Kaufleute, Sammler und Zeichner der Gewebe, Stickereien, Spitzen, Teppiche und dergl., sowie für Schule und Haus, bearbeitet von Max Heiden, Stuttgart 1904

Gesamtindex
Eintrag: Stickmaschine
Stickmaschine, Einrichtung zur mechanischen Herstellung von Stickerei Es werden je nach der mit denselben hauptsächlich erzeugten Sticharten besonders zwei Arten von St. unterschieden: die Plattstichstick- und die Kettenstichstick- oder Tambouriermaschine. Bei den Plattstichstickmaschinen wird die Leistungsfähigkeit durch die grosse Zahl der gleichzeitig nach demselben Muster hergestellten Einzelstickereien, bei den Tambouriermaschinen durch die hohe Arbeitsgeschwindigkeit bedingt. Die erste brauchbare Plattstichstickmaschine erfand Josua Heilmann in Mülhausen im Elsass 1828. Sie beruht auf der unmittelbarsten Nachahmung der Handarbeit; doch findet nicht das Fortsetzen der Nadeln von Stichpunkt zu Stichpunkt statt, sondern die entsprechende Einstellung des Stoffes in die fest bleibende Laufbahn der Nadeln. Der Stoff ist hierbei auf einem senkrecht stehenden Rahmen aufgespannt, der in seiner Ebene allseitig verschiebbar ist. Die dem zu stickenden Muster entsprechende Verschiebung des Rahmens erfolgt mittels eines Panthographen oder Storchschnabels in der Weise, dass ein Stift an dem längeren Arm desselben auf eine Schablone, die das meist sechsfach vergrösserte Muster darstellt, und zwar auf die Endpunkte des jedem Stickfaden entsprechenden Schraffier Strichs aufgesetzt wird, während der kürzere Arm die auf das wirkliche Mass des Stickfadens reduzierte Bewegung auf den Rahmen überträgt.
Bei den Schiffchenstickmas chinen befindet sich die Nadel auf der Vorderseite, der Unterfadenführer auf der Rückseite des Stoffes, welcher, wie bei Heilmann, in einem senkrecht stehenden, durch einen Storchschnabel bewegbaren, bezw. einstellbaren Rahmen ausgespannt ist. Die Kettenstichstickmaschine wendet für die Stichbildung sowohl die Oehrnadel wie die Hakennadel an. Bei der mit Kettenstich arbeitenden Bonnaz- oder Tambouriermaschine erfolgt die Steuerung der Transportvorrichtung und der stichbildenden Werkzeuge durch eine von der Hand der Arbeiterin bewegte Kurbel, weshalb dieselbe auch vielfach Kurbelstickmaschine genannt wird. Zur Herstellung von sogen, glatten und hohlen Waren auf einer Maschine hat man kombinierte Maschinen, die je nach dem Gebrauch vereinigte Apparate enthalten. (Vgl. Erni, Leitfaden für Maschinenstickerei, Dornbirn 1901; Fischer, H., Die Stickmaschine, im „Civilingenieur", Bd. 23 25; Jäk, J., Die rationelle Behandlung der Stickmaschine und ihrer Apparate im Betriebe, Leipzig 1886; Müller, Neuerungen an St. im Dinglerschen „Polytechn. Journal", Bd. 254. 265.)
Siehe auch:  Aden  Arbeit  Asch  Auch  Dornbirn  Leipzig  Schablone  Schiff  Stich  Stickerei  Stoff  Werden  Werk  Zahl  Zeug