Ungebetene Gäste -
Von Spatzen, Fliegen und Mäusen

Laufzeit: 05. April 2004 bis 31. Oktober 2004

Die Jahresausstellung im Rieck Haus befasst sich mit den als schädlich empfundenen Tieren, die gegenüber den Nutztieren und Haustieren eine ähnliche Rolle spielen wie Kulturpflanzen und Unkräuter . Die ungebetenen Gäste leben seit Jahrtausenden in der Nähe des Menschen. Sie sind Teil der menschlichen Kulturgeschichte und beeinträchtigen all die mühsam erreichten Hilfsmittel, in einer unwirtlichen Umwelt zu überleben. Sie rumoren im Gebälk seiner Behausung, zerfressen seine Bekleidung, zerstechen seinen Leib, transportieren Krankheiten und vor allem: sie bedrohen den Ackerbau, die Basis der Vorratswirtschaft für Mensch und Nutztier.

Viele der ungebetenen Gäste kamen, wie auch Ratten und Mäuse, aus den fernen Weiten Asiens, in denen jene Gräser ursprünglich zu Hause waren, die sich unter menschlicher Obhut durch geschickte Auswahl des Saatgutes zum ertragreichen Getreide entwickelten: Weizen und Gerste, das tägliche Brot. Mit heute unvorstellbarer Langsamkeit gelangte die Kenntnis des Ackerbaus schließlich auch in unsere Gegenden und wandelte die Kulturen der Jäger und Sammler zu sesshaften Bauern, ein Jahrtausende währender Prozess, von Landstrich zu Landstrich ganz verschieden.

Die landwirtschaftlichen Kulturen der jüngeren Steinzeit in Europa unterschieden sich von der Lebensweise der Jäger und Sammler vor allem in der Art, die Natur zu nutzen, bzw. Nahrung und Wetterschutz zu finden. Aus der bloßen Aneignung natürlicher Ressourcen entwickelte sich die Produktion . Diese schuf etwas grundsätzlich Neues, indem die natürlichen Stoffe umgeformt oder zu Künstlichem kombiniert wurden. Eine Kulturspur aus nützlichen Dingen macht diese Stufe der menschlichen Entwicklung im Nachhinein archäologisch erfahrbar. Die Neolithische Revolution (jüngere Steinzeit) definiert sich aus dem typischen Gerätesatz für Ackerbau und Vorratswirtschaft. Zuerst entstanden die großen, polierten Flintbeile zum Lichten der Urwälder. So wurden Flächen für den Pflug geschaffen, der mit Haustieren (Ochsen) gezogen wurde. Das mit Flintsicheln geschnittene Getreide lieferte das Korn für den täglichen Verzehr an Brot, Fladen und Grütze, zog aber auch die ungebetenen Gäste magisch an: Schwärme von Zehntausenden Spatzen, wie sie noch in den 1920er Jahren beobachtet werden konnten. Im Haus siedelten sich dann neben Nässe und Schimmel Insekten, Ratten und Mäuse an. Man wehrte sich - vor allem durch Entziehung und Schutzmaßnahmen: Lagerung der Vorräte in irdenen Gefäßen, die unter anderem unter die Sparren des Hausdaches in Sicherheit gezogen werden konnten. So wie zuvor die wilden Tiere das Jagen und Sammeln gefährdet hatten, so forderten jetzt die ungebetenen Gäste den Bauern zum Überlebenskampf. Zu recht hat man die häuslichen Plagegeister Kulturfolger genannt.

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