Radierungen und Farblithographien zur Bibel von Marc Chagall aus dem Besitz des Clemens-Sels-Museums

Laufzeit: 20. November 2005 bis 19. Februar 2006

Das wohl reifste graphische Werk Marc Chagalls, seine Radierungen zur Bibel, wurde für den Kunsthändler und Verleger Ambroise Vollard 1931 bis 1939 begonnen und nach der Emigration Chagalls in die USA mit dem Verleger Tériade 1952 bis 1957 vollendet. Zusammen mit dem zweibändigen Mappenwerk von insgesamt 105 Radierungen zeigt das Clemens-Sels-Museum 30 seltene Probedrucke sowie 37 weitere Einzelblätter aus eigenem Bestand, die die Bildhaftigkeit der Textvorlagen im Medium des Tiefdrucks unmittelbar anschaulich machen.

Begleitend zu dieser Radierfolge werden auch Chagalls Farblithographien zur Bibel aus den beiden Doppelbänden der Zeitschrift VERVE, Paris 1956 und 1960, ausgestellt, deren Kolloristik den Künstler zum Malerpoeten des 20. Jahrhunderts gemacht hat.

Chagalls bildnerisches Denken ist in dieser Radierfolge inspiriert von den unvergänglichen Texten der Menschheitsgeschichte, den Büchern des Alten Testaments. Ursprünglichkeit und Geistigkeit, die Intensität des Miterlebens und die Öffnung zum sinnenhaft nicht mehr Erfassbaren sind in diese Bildschöpfungen zeitloser Größe eingegangen, die in ihrem religiös-poetischem Gehalt als eigenständige Deutungen über bloße Illustrationen weit hinausgehen.
Die ungewöhnliche Überzeugungskraft dieser Radierfolge erklärt sich aus Chagalls individueller, mystischer Weltsicht sowie den religiösen Anschauungen des Chassidismus: "Seit meiner frühsten Jugend hat mich die Bibel gefesselt. Die Bibel schien mir - und scheint mir heute noch - die reichste poetische Quelle aller Zeiten zu sein. Wenn ich zweifelte, hat mich ihre Größe und Weisheit beruhigt. Sie ist wie eine zweite Natur für mich und dieses Geheimnis habe ich weiterzugeben versucht."