Johannes Vennekamp - Bilder und Pulp - Objekte

Laufzeit: 27. Februar 2005 bis 22. Mai 2005

Sein Kollege Jan Peter Tripp hat einmal die vielen Facetten seiner Persönlichkeit aufzugliedern versucht und kam zu folgendem erstaunlichen Ergebnis: er sei ein Fußballtalent ("eisenharter Vorstopper"), ein nonverbaler Herzensbrecher, international gesuchter Napoleonexperte, Zauberkünstler, Minimalist, Nonkonformist und Pazifist - und schließlich und endlich ein respektabler Künstler, der sich aus autodidaktischen Anfängen in kühne Dimensionen emporarbeitete, stets innovativ, immer fleißig - und nie um ein künstlerisches Neuland verlegen. Johannes Vennekamp, 1935 in Konstantinopel geboren, ist wie seine Kunst schwer zu vereinheitlichen. Dafür genügt kein Begriff oder Bild, die Grenzen seiner Kreativität werden ständig erweitert.

Er war einst Mitbegründer der "Werkstatt Rixdorfer Drucke" in Berlin, wo er in den frühen sechziger Jahren auf den kongenialen Dichter Günter Bruno Fuchs traf, in der Kreuzberger "zinke", einem vom Dichter geführten Unikat aus Kneipe und Kulturzentrum für die damals proletarische Boheme Westberlins. Beide richteten in der Kreuzberger Oranienstraße im vierten Stock eines ausgedienten Fabrikgebäudes die erste "Werkstatt Rixdorfer Drucke" ein. Vennekamp, immer schon findig, trug ausgediente Druckmaschinen und eine Reihe von Setzkästen zusammen, die dem vom Handsatz abkommenden Druckereigewerbe überall im Wege standen. Das war die typografische Grundlage der originellen Text- Bildkombinationen der Rixdorfer Presse, bestehend aus Holzschnitten und handgesetzten Lettern, die mehr oder minder seriöse literarische Texte ergeben. Bis 1974 florierte die "Werkstatt Rixdorfer Drucke" in Kreuzberg, danach wurde sie ins Wendland verlegt, wo neben Uwe Bremer auch Johannes Vennekamp ansässig wurde – und blieb.

In dieser Zeit legte er seine unvergleichbare Devotionalien-Sammlung Napoleons an, der er in immer wieder neuen Bilderzyklen aufleben ließ. Dann folgten serienweise Musiker-Porträts und Paraphrasen zu Richard Wagner. Ende der achtziger unternahm er erste Versuche zur Herstellung eines eigenen handgeschöpften Papiers und beherrschte dieses alte Handwerk nahezu vollkommen, als er in den neunziger Jahren mit eigenen Holzschnittserien begann. Das Papier wurde zu einem wichtigen Medium seiner ruhelosen bildnerischen Phantasie.

Er druckt, als habe vor ihm niemand in Holz gedruckt. Er komponiert, als habe es nie eine hehre Kunst der bildnerischen Komposition gegeben. Kaum jemand hat sich unbefangener in diesem Metier bewegt als Vennekamp, aber niemand hatte zugleich ein so sensibler Gespür für die aus Versatzstücken gebildete Kultur unserer Gegenwart. Die Pop-Art dient ihm bereits als eine Art kulturelle Abraumhalde, aber er plagiiert sie nicht und verwirft sie nicht, sondern greift sie spielerisch auf und verändert sie, bis sie in die Welt der eigenen Bildfindungen passgenau einbezogen werden kann.

Immer findet man in seinen Werken etwas Bekanntes, und immer entdeckt man Unbekanntes. Das ist die einfachste Formel für seine Arbeiten. Er nutzt alle vorhandenen künstlerischen Ausdrucksmittel und baut beständig und eigenwillig sein bildnerisches Universum aus, dessen stiller Schöpfer er ist - autonom in einem selbstgestalteten Reich einer stets ruhelosen, stets jungen Phantasie.

Kategorien:
Kunst | Zeitgenössische Kunst |  Ausstellungen im Bundesland Niedersachsen | Ort:  Oldenburg |
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