Von Jungfrauen und Ungeheuern – Höhepunkte der Schmuckkunst 1840 – 1940

Laufzeit: 04. Juni 2005 bis 08. Januar 2006

Außergewöhnliches aus Historismus und Jugendstil sowie den 20er und 30er Jahren ist hier zu sehen, Höhepunkte der Schmuckkunst die zwischen Biedermeier und Zweitem Weltkrieg entstanden sind. Viele hervorragende Künstlerpersönlichkeiten sind hier vertreten und dokumentieren einen wichtigen Abschnitt der europäischen Kultur, der Sammlungstätigkeit in Pforzheim und der Geschichte der Pforzheimer Schmuckmanufakturen.

Der Zeitraum 1840 - 1940 steht parallel zur Chronologie der Sammlungstätigkeit in Pforzheim, die schon im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts in der Absicht begonnen wurde, historische Originale als Vorbild und Anregung für den historistischen Schmuck der Pforzheimer Industrie zu nutzen. Außerdem treten zwei Phänomene in der Geschichte des Schmucks hier erstmalig auf: Zum einen kommt es im 19. Jahrhundert zu einer "Demokratisierung des Schmückens", zum anderen werden nun bei der Schmuckproduktion frühindustrielle Fertigungsmethoden eingesetzt.

Drei thematische Schwerpunkte zeigt die Ausstellung: Schmuck des Historismus von 1840 bis 1895, gefolgt von Stücken aus der kurzen Epoche des Jugendstils von 1898 bis 1917 und Werken der 20er und 30er Jahre.

Der Schmuck des Historismus hat zahlreiche Gesichter. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts setzt im Schmuckschaffen die Beschäftigung mit dem gotischen Stil ein, parallel dazu wird die Formensprache des Rokoko wiederbelebt, etwas später die der Renaissance. Schmuckformen antiker Kulturen kleideten, in neuer Form, auch die Damen der Jahrhundertmitte. Mit der Eröffnung des Suez-Kanals 1869 kam die ägyptische Mode und es tauchten altorientalische Muster auf. Nach-dem sich Japan gegenüber der Alten Welt geöffnet hatte, rezipierte man auch Teile dieser exoti-schen Kultur.
Jede stilistische Ausdrucksform des Historismus ist in der Pforzheimer Sammlung zu sehen. Fro-ment-Meurice mit seinen von der Neo-Gotik inspirierten Kunstwerken oder Jules Wièse mit Stücken, die zwischen Botanik und einem frühen Symbolismus angesiedelt sind. An mittelalterliche Buchmalereien erinnern die exquisit emaillierten Armbändern von Lucien Falize, die Castellani und Giacinto Mellilo glänzen mit Antikenrezeptionen.

Mit sehr viel größerer stilistischer Geschlossenheit tritt der Schmuck des Jugendstils auf, seine Impulse kamen von den brillantesten Juwelieren aus Paris. Eng mit dem literarischen Symbolismus verbunden, sind die Schmuckkünstler des Art Nouveau und des deutschen Jugendstils nicht an antiken Formen oder an einer Nachahmung der Natur interessiert. Obgleich auch sie ihre Vor-bilder in der Natur fanden, dienten Menschen, Tiere und Pflanzen jetzt nur in ornamentaler Ver-wandlung als Motive.
Neben herausragenden Werken von René Lalique, Léopold Gautrait, des Maison Vever, Georges Fouquet, Lucien Gaillard oder Louis Aucoc sind im Schmuckmuseum Pforzheim einige nichtfranzösische Künstler von höchster Qualität versammelt:. Wilhelm Lukas von Cranach und Max Friedrich Koch aus Berlin, aus Wien Rozet & Fischmeister, in englischer Variante Robert Ashbee oder der Spanier Lluis Masriera.

Eher nüchterner und strenger fallen die von geometrischen Formen diktierten Entwürfe Josef Hoffmanns oder Koloman Mosers für die Wiener Werkstätte aus, die von spannungsvoll konzentrierter Schlichtheit sind. Sowohl der vegetabile Jugendstil "à la française" als auch der geometri-sche der Wiener Künstler hatte großen Einfluss auf die Pforzheimer Schmuckindustrie.

Der Kontrast des Jugendstils zum Schmuck der zwanziger und dreißiger Jahre könnte nicht größer sein, zu gewaltig, zu schmerzhaft und unvorhersehbar waren die Auswirkungen des Ersten Weltkriegs und die sozialen Veränderungen nach 1918.
Als Ausdrucksform einer vermeintlich schwülstigen Dekadenz des „Fin de Siècle“ war der Jugendstil jetzt verpönt. Modern wurde in Frankreich die allgemein als „Art Déco" bezeichnete Kunstrichtung, flankiert vom Expressionismus, Konstruktivismus oder Futurismus. Unterschiedlichste Wege führten zu einer kühlen Sachlichkeit, die sich bei Theodor Wende, Fritz Schwerdt und Naum Slutz-ky ganz anders als bei Cartier, Jean Fouquet oder René Boivin zeigt.

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Kunstgewerbe |  Ausstellungen im Bundesland Baden-Württemberg | Ort:  Pforzheim |
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