Kunsthalle Münster
48155 Münster
Hafenweg 28

Face to Face: Künstlerselbstporträts, Gruppenausstellung
Philip Akkerman (NL), Marijn Akkermans (NL), Anton Henning (D), Karen Kilimnik (USA), Elke Krystufek (A), Jonathan Meese (D), Esther Rutenfranz (D), Christoph Schellberg (D), Anja Schrey (D), So-Yeun

Laufzeit: 10. Februar 2006 bis 09. April 2006

Anderer Ausstellungsort:
Ausstellungshalle zeitgenössische Kunst Münster (Speicher II), Hafenweg 28, 48155 Münster

Face to Face: von Angesicht zu Angesicht. Dürfen wirklich nur Kinder, Verliebte und Duellanten so starren, sich gleichzeitig enthüllen und verbergen? Der direkte Blick des Malers aus dem Bild hat Tradition: Rembrandt, Van Gogh, Max Beckmann, Picasso - seit es Porträtkunst gibt, haben Künstler ihr Selbstporträt in Verbindung mit ihren künstlerischen Attitüden gebracht und Marketing in eigener Sache betrieben. Als sichtbares Markenzeichen war das Selbstporträt aber stets nur so stark wie seine kritische Selbstbefragung: Wer bin ich? Was ist gut, was ist schlecht? Was ist öffentlich, was privat? Aber: Kann ein Selbstporträt auch scheitern?

Der Besucher kann diese Frage nur selbst beantworten. Doch zunächst muss er den Blicken der Künstler standhalten. Drei Selbstporträts kommen frisch aus dem Atelier: So-Yeun Lee, Christoph Schellberg und Heike Weber liefern für die Ausstellung in Münster jeweils neue Selbstporträts, für Heike Weber ist es das erste direkte Selbstbildnis überhaupt. Die jüngste Künstlerin, So-Yeun Lee, gehört zu den SpeicherII-Künstlern: ihr Selbstporträt hatte den kürzesten Weg. Das Selbstporträt von Karen Kilimnik nahm den längsten Weg. „Me getting ready to go out to a rock concert with Bernadette in Moscow, von 1977“ gehört zu den „Me-Bilder“ der Künstlerin und ist das einzige in Europa befindliche Selbstporträt. Fünf der 30 Selbstporträts konnten aus Sammlungen aus Münster und Umgebung ausgeliehen werden.

Identität, auf der Leinwand abgearbeitet

Grundlegend für die Auswahl der Künstler war die Darstellung einer großen Spannbreite von stilistischen und formellen Positionen - von einem fast fotorealistischen Naturalismus bis hin zu einer Abstraktion, die die Erkennbarkeit der dargestellten Person fast völlig vernichtet. Gerade in der Verbindung mit der traditionellen Bildgattung „Porträt“, ausgeführt mit dem traditionellen Medien Malerei und Zeichnung, steht die Beschäftigung mit dem „Ich“ in einem unmittelbaren Zusammenhang mit der handwerklichen Auseinandersetzung, dem eigenen Stil und den konkreten medialen Bedingungen. Der Künstler arbeitet dieses Ringen um die eigene Identität in anschaulichen bildnerischen Aussagen ab – dem Selbstporträt als Kunstwerk. Nicht nur die Frage nach der eigenen Identität, auch die Rechtfertigung und Ausdruckskraft dieser klassischen künstlerischen Gattung steht zur Diskussion. Der Künstler ist Modell und Maler/Zeichner zugleich. Das Ringen um die Hervorbringung eines Selbstbildnisses wird in doppelter Hinsicht für den Künstler ein Ringen um die eigene Existenz. Denn was er tut und was er ist, strebt im Selbstporträt nach einer existenziellen Einheit.

Künstler zeigen Gesicht

Was ist Spiel? Was ist ernst? Was ist Schein? Was ist Wirklichkeit? Und in diesem Zusammenhang: Was kann die zeitgenössische Malerei? Alle Künstler der Ausstellung „Face to Face“ beschäftigen sich auf ihre Weise mit der menschlichen Physiognomie und ihren wieder erkennbaren Merkmalen. In unterschiedlichen Spielarten geht es dennoch darum, ein individuelles „Gesicht“ zu zeigen. Im Zeitalter medialer Reproduzierbarkeit ist das Abbild des eigenen Gesichtes häufig von Anonymität und dem Verlust seiner Aussagekraft geprägt. Das öffentliche Gesicht gilt in vielen Fällen lediglich als Identifikationsmerkmal, wird zum Passbild reduziert. Jegliche Spur eines seelischen Innenlebens, einer subjektiven emotionalen Identität wird dem Zweck öffentlicher und eindeutiger Erkennbarkeit geopfert. Das konventionelle Porträt mag manchem Künstler daher als belastet und künstlerisch unbrauchbar gelten. Deshalb verzichten viele zeitgenössische Künstler auf die Darstellung ihres eigenen „Gesichtes“ und benutzten Artefacte als Stellvertreter für das Ich. Etwa wenn Tracy Emins Gegenstände aus dem persönlichen Gebrauch benutzt, um ein „Porträt“ ihres persönlichen Lebenszustandes und der Situation ihrer seelischen Beschaffenheit zu „zeichnen“. Dennoch bleibt die Frage nach dem „Wer bin ich?“ treibende Kraft. Mit der Ausstellung „Face to Face“ wird die Frage nach der persönlichen Identität zugespitzt und auf ihre traditionellen Wurzeln zurückgeführt.

Katalog: nein

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Kategorien:
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