faits divers - vielfältige Ereignisse

Laufzeit: bis 08. Juni 2008

„Faits divers“ - auf Deutsch „Vielfältige Ereignisse“: Das ist es, was die kanadische Künstlerin und ehemalige Stipendiatin des Internationalen Künstlerhauses Villa Concordia, Suzanne Marcil, im Rahmen des jour fixe „Wir holen zurück“ am 29. April 2008 zeigt.
So sieht sich die Künstlerin Marcil in dieser Reihe als Beobachterin des Alltäglichen: Sie enthüllt diverse gegenwärtige Albernheiten durch die Präsentation einer Serie von Zeichnungen, begleitet durch Aphorismen, die uns die Absurdität bestimmter Vorfälle vor Augen führt, die traurigerweise lachhaft geworden sind, sei es aus Ungeschicklichkeit oder Naivität - wie die Aussage dieser Frau, die nach einem verhängnisvollen Tsunami einem amerikanischen Fernsehsender stumpf mitteilte: „Ich finde es einfach fabelhaft, diesen Strand für mich alleine zu haben“, während das Meer noch nicht damit fertig war, die Körper wieder an Land zu tragen; oder wie dieser kleine Informationskasten in einem Journal, der den Beginn des Prozesses vierer Polizisten ankündigte, die einen Unschuldigen mit 19 Kugeln niedergeschossen hatten.
„Faits divers“ erzähle kleine, anonyme Dramen: Da ist dieser vergessene Greis, der einen Kampf durchlebt, um nie wieder aufstehen zu müssen; dieser einsam in der Kälte sitzende Dickleibige, der immerfort, wie ein defekter Automat, seine Litanei wiederholt: „Diät, Training, Diät, Training, Diät...“. Die Werke unterstreichen unser Unvermögen, diese Leiden zu mindern, unsere Unfähigkeit, der Dummheit entgegenzutreten, die kleinen Plagen, die auf die Menschheit herabkommen wie ein unheilbringender Vogelschwarm; sie spiegeln jedoch auch unsere Ratlosigkeit gegenüber der Enthumanisierung der Stadt, gegenüber ihrer Aggressivität, gegenüber diesen „Hunden“, die überall den Menschen ersetzt haben.
„Faits divers“ sei Kritik an der gegenwärtigen Gesellschaft, in der die Flut der Informationen und ihre sofortige Verbreitung dazu führen, dass ein Ereignis schnell vergessen wird, um Raum für das Unveröffentlichte zu schaffen, so dass es zu einer Banalisierung von Katastrophen kommt.
Zweifelsohne leben wir in einem Jahrhundert, in welchem dessen Darsteller Exklusivität wie eine Droge vergänglicher Sensationen in sich aufsaugen, immer auf Erneuerung bedacht. Wir bewohnen ein Jahrhundert der Schnelligkeit, der oberflächlichen und leeren Beziehungen, in welchem die Menschen hetzen, ohne jemals zur Ruhe zu kommen und lange genug anzuhalten, um aufrichtige Beziehungen zu schaffen. Fragil gegenüber der Einsamkeit und der Leiden anderer, fliehen wir.

Suzanne Marcil wurde im April 1964 in Montreal geboren. Sie studierte zunächst Bildende Kunst und Kreatives Schreiben an der Universität Bordeaux, anschließend Bildende Kunst und Kreatives Schreiben an der Concordia Universität in Montreal und schließlich Desktop-Publishing am Dawson College in Montreal. Geprägt von der Bildenden Kunst an der Concordia Universität in Montreal ist Marcil ebenso Autorin. Während ihre Novelle „Ce n’est rien“ („Es ist nicht nichts“) im Jahr 2003 veröffentlicht wurde, kamen ihre illustrierte Erzählung „Vestiges“ („Überreste“) im Jahr 1999 und ihre illustrierten Kurzgeschichten „Les Maux“ („die Übel“) im Jahr 1997 heraus. Von April 2002 bis März 2003 war sie Stipendiatin des Internationalen Künstlerhauses Villa Concordia in Bamberg. Suzanne Marcil lebt und arbeitet heute in Montreal.

Der Eintritt ist frei.

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