Isolated Truth
Lone Haugaard Madsen, Albert Mertz, Lasse Schmidt Hansen

Laufzeit: 06. März 2010 bis 30. Mai 2010

Die Kunsthalle Lingen zeigt von März bis Ende Mai die drei aus Dänemark stammenden Künstlerinnen und Künstler Lone Haugaard Madsen (geb. 1974 in Silkeborg, lebt in Wien), Albert Mertz (geb. 1920 in Kopenhagen, gestorben 1990 in Slagelse) und Lasse Schmidt Hansen (geb. 1978 in Albertslund, lebt in Berlin). Zum ersten Mal wird die künstlerische Arbeit von Albert Mertz umfangreich in einer deutschen Institution gezeigt. Er reduzierte seine Bilder in den 1960er und 1970er Jahren auf einfache Zeichen wie Kreuze und monochrome Malerei in den Primärfarben Blau und Rot. Über die Lösung dieser Farben von einer inhaltlichen Umschreibung und durch die Reduktion auf geometrische Grundformen werden Assoziationsfelder erweitert und geöffnet.

„There is no such thing as isolated truth“ (Es gibt keine isolierte Wahrheit) – entsprechend dieser Aussage des französischen Künstlers Jean Francois Millet stellt sich Albert Mertz nach einem längeren Aufenthalt in Paris in den 1960er Jahren die Frage nach der Essenz der Kunst in einer Welt nach den Erfahrungen des Kriegs und der Atombombe. Obwohl er dem gewählten Medium der Malerei treu bleibt, löst er gegen Ende der 1960er Jahre die Farben Blau und Rot von ihren symbolischen Bedeutungen, indem er sie monochrom flächig und klar voneinander abgegrenzt nebeneinander auf die Leinwand setzt. Hierüber kommt den Betrachtenden eine das Werk ergänzende, aktive Rolle zu und sie werden zum mitbildenden Bestandteil des Werks. Ein avantgardistischer Schritt auf der Höhe der Zeit, denn die Kunstrichtungen Minimal- und Concept Art waren international tonangebend. Während die Vertreter der Minimal Art sich an die Industrie wandten und geometrische Körper aus Stahl oder Aluminium fertigen ließen, die dann im Ausstellungsraum platziert wurden, charakterisiert die Arbeit von Albert Mertz nach wie vor, dass er mit der Hand arbeitet. Insofern unterscheidet sich seine Arbeit aus den 1960er und 1970er Jahren von derjenigen der Minimal Art eine Natürlichkeit und - gegenüber den kühlen Körpern von Donald Judd oder auch Sol LeWitt - Wärme und haptische Präsenz. Zum ersten Mal ist ein großer Teil seines Werks in einer deutschen Institution zu sehen.



Die Objekte der Künstlerin Lone Haugaard Madsen entstehen eigens für die Ausstellung in der Kunsthalle Lingen. Als Material dienen sowohl vor Ort gefundene Elemente (Gipsplatten, Drähte, Holzstücke etc.), Geschenke von Freunden, auf dem Sperrmüll entdeckte Sachen, als auch Stücke, die aus ihrem Atelier in Wien nach Lingen transportiert wurden. Aus einem längeren Entstehungsprozess heraus entstehen dreidimensionale Arbeiten, die einer eigenen ästhetischen Sprache folgen. Jeweils betitelt mit „Raum # ...“ können sie als jeweils autonome und in sich abgeschlossene künstlerische Manifestationen von Räumen gelesen werden. Über die zwischen Improvisation und ästhetisch kalkuliertem Ergebnis angelegten Objekte von Lone Haugaard Madsen wird deutlich, dass Raum keine „isolierte Wahrheit“ vermittelt, sondern eine flexible Größe, deren Gestalt nur im Zusammenhang mit weiteren Faktoren temporär als wahr gelten kann.



Lasse Schmidt Hansens künstlerische Arbeit basiert auf Spielerei, Verschiebung und Nicht-Zufälligkeiten zwischen Ort, Bild und der körperlichen Präsenz der Betrachtenden. Seine Objekte und Fotografien stellen humorvoll bürokratische Systeme und Normen auf den Kopf. Geltende Maßstäbe und Kategorien von Proportionen wie Zentralperspektive, Stabilität, Din-Normen und Iso Standards bilden den Hintergrund für seine feinen Arbeiten und er begegnet festen, standardisierten Größen über kleine Ausrutscher oder durch bewusste Imperfektion. „Ohne Titel“ besteht aus einer Serie rahmenloser Bildhalter, die nach den Abmessungen von aus der Hand gezeichneten Quadraten gefertigt wurden und in einer unregelmäßigen Linie an der Wand lehnen. Insofern wird nicht nur das feste System des Artikels rahmenlose Bildhalter unterlaufen, sondern hierüber hinaus erfährt die Idee des Handgemachten eine neue Bedeutung.



Die präsentierten Werke aller drei Künstlerinnen und Künstler können sowohl im Zusammenhang mit dem Ansatz des jeweils anderen betrachtet werden - allen gemeinsam ist, dass sie von den 1960er Jahren bis heute die Gültigkeit der Vermittlung „isolierter Wahrheiten“ hinterfragen.

Kategorien:
Kunst |  Ausstellungen im Bundesland Niedersachsen | Ort:  Lingen (Ems) |
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