Undsoweiter 4,5,6 Rouillard, Allsop, Stankowski

Laufzeit: 21. November 2010 bis 13. März 2011

Auf drei Etagen, mit drei sehr unterschiedlichen Künstlern setzt die Stiftung für konkrete Kunst ihre Ausstellungsreihe undsoweiter fort.

Lighter Still, ausschließlich weiße Arbeiten zeigt der New Yorker Künstler Michael Rouillard (*1955) im hellen Oberlichtraum der Stiftung. Weiße Bilder auf weißer Wand. Die vom Künstler verwendete Technik, Ölfarbe auf Aluminium, erzeugt eine neutrale Oberflächenstruktur, nur minimal akzentuiert werden die Flächen durch dünne Linien und kleine Punkte. Doch diese sind (meist) nicht gemalt, die vermeintliche Zeichnung ist in Wirklichkeit ein Konstruktionsprinzip, die Linie ist eine Kante, der Punkt ein Stahlstift. Das 'Bild' addiert sich aus mehreren Schichten, unterschiedlich große, dünne Aluminiumplatten sind überlappend an der Wand fixiert. Alle Teile, auch die verdeckten, sind für den Künstler gleich wichtig. Zeigen und verdecken, die Beziehung von sichtbaren (seen) und unsichtbaren (unseen) Elementen eines Kunstwerks charakterisiert das Werk des Malers Michael Rouillard. Lighter Still: weiß auf weiß, im hellen Oberlichtraum, fast schattenlos plan an der Wand aufliegend werden die großen, vielschichtigen Aluminiumplatten (274 x 110 cm) zur zweidimensionalen Wandmalerei, zum Architekturelement, fast unsichtbar.

Undsoweiter 4: mitten im diesem weißen, hellen, stillen Raum stehen auf weißen Sockeln zwei japanische Lacktabletts Negoro-Bon aus der frühen Edo-Zeit (um 1600). Der jahrhundertelange Gebrauch hat die unter dem leuchtend roten Lack liegende, schwarze Lackschicht teilweise sichtbar werden lassen. Der Betrachter ist aufgefordert, die Linie zu ziehen, zwischen sichtbar und unsichtbar, zwischen den Objekten, den Zeiten, den Kulturen.

Undsoweiter 5: noch immer sind die Wände im 2.Obergeschoss von Quadraten bedeckt, das 'Inventar' der vorangegangenen Ausstellung ist noch da. Und doch ist alles anders, die Ordnung ist gestört, das System unterbrochen. Exponate wurden entfernt und an ihrer Stelle Thirteen Reflective Editors von Douglas Allsop (*1943, London) zentimetergenau in das vorgegebene Quadratraster eingepaßt. Aber die großen, rechteckigen, schwarzen Acrylglasscheiben integrieren sich nicht. Sie lösen sich quasi von der Wand, sie spiegeln alles, was sie umgibt, jede Bewegung des Betrachters wird sofort 'reflektiert'. Was zunächst wie ein schwarz-weißes Muster aussieht, ist in Wirklichkeit eine dreidimensionale Lochrasterstruktur innerhalb der schwarzen Flächen. Die Wand ist nicht mehr nur Träger, sondern elementarer Bestandteil des Bildes. Bild und Wand ist eins. Die Grenzlinie zwischen Objekt und Raum ist verwischt. In dieser Ausstellung treffen nicht nur Quadrat und Rechteck oder zwei unterschiedliche Rastersysteme aufeinander, sondern auch zwei sehr verschiedene Auffassungen dessen, was ein 'Bild' ist.

Undsoweiter 6: in der großen Erdgeschosshalle kommen wir zu einem Pionier der konkret-konstruktiven Kunst in Deutschland und damit zum 'klassischen Tafelbild' zurück. Doch auch hier gibt es eine Überraschung, denn die 23 Leinwände der Serie System einer Farbharmonie von Anton Stankowski (1906-1998) hängen in einer Linie, in fast 4 Meter Höhe frei im Raum, hoch über dem Schaulager, über den Kisten und Kartons der Sammlungen und Archive.
Auf quadratischer Bildfläche und weißem Grund variiert Stankowski eine 'Grundform' aus 36 horizontal und vertikal beschnittenen, parallelen Diagonalstreifen und den Grundfarben Rot, Gelb, Blau und Schwarz. Die formale Struktur bleibt gleich, die Farben werden im Verlauf der Serie systematisch aufgehellt, abgedunkelt, gemischt, verlaufend gestuft, vergraut, nebeneinander gesetzt. Und ganz zum Schluß, im letzten Bild, gestattet sich der konkrete Anton Stankowski sogar ein Gefühl und malt, ganz aus der Reihe, 8.0 Subjektivfarben (rosa).

Zur Museumseite: Stiftung für konkrete Kunst

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