August Sander. Sardinien 1927
Eine Ausstellung der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur in Kooperation mit der Stadt Cagliari, Sardinien

Laufzeit: 22. April 2011 bis 21. August 2011

Im Frühjahr 1927 reisten der Photograph August Sander (1876 -1964) und der Schriftsteller Ludwig Mathar (1882 - 1958) von Köln aus nach Sardinien, um ein gemeinsames Buch über die zu dieser Zeit noch wenig bekannte Insel vorzubereiten. Mathar war schon mehrfach auf Sardinien gewesen, für Sander war es das erste und einzige Mal und die einzige mehrmonatige Auslandsreise in seinem Leben. Sanders große Neugierde Sardinien gegenüber und seine Sensibilität für das Eigenwillige der Insel spiegelt sich auf beeindruckende Weise in seinen Bildern. Er selbst erachtete die in Italien aufgenommenen Negative als einen besonders wichtigen Teil seines Schaffens, den er vor den Bombardierungen während des Zweiten Weltkriegs in Köln mit als Erstes in die ländliche Region des Westerwalds rettete. Heute befinden sich die Negative ebenso wie alle in das aktuelle Projekt einbezogenen Positive im August Sander Archiv in der Kölner Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur.

Sanders und Mathars Reise dauerte von März bis Mai 1927. Nach Stationen in Genua, Pisa und Livorno fuhren sie per Schiff zunächst das nördliche und westliche Ufer Sardiniens entlang, bevor sie in der Hauptstadt Cagliari anlegten und die weitere Reise per Zug und Postauto zurücklegten. In nur 30 Tagen durchquerten sie fast die gesamte, rund 24.000 Quadratkilometer große Insel und schlossen ihre Reise auf dem Festland in Rom ab, wo sie das Kloster Sankt Paul vor den Mauern besuchten, in dem Ludwig Mathar in seiner Jugend Novize gewesen war.
August Sander belichtete auf seiner Reise mehrere hundert Negative, darunter Glasplatten, Planfilme und Rollfilme. Dies war zweifellos eine erhebliche Bildausbeute, wenn man bedenkt, dass Sander eine schwere Holzkastenkamera mit Stativ benutzte und auch verschiedene Objektive, Filter und Kassetten mit sich führte.

Die beiden Männer besuchten viele der Sehenswürdigkeiten der Insel: die Städte Cagliari, Porto Torres, Iglesias, Oristano und Sassari, den Nuraghe Losa, die Burg Acquafredda und die ehemalige Abtei Santissima Trinità di Saccargia. Ihr Interesse galt aber auch dem alltäglichen Leben der sardischen Bevölkerung und ihren Festtagsbräuchen, wie Photographien aus Abbasanta, Atzara, Aritzo und Nuoro belegen. Mit Hilfe der Brüder Figari, dem Maler Filippo, der seit 1924 mit Ludwig Mathar befreundet war, und dem Rechtsanwalt Renato, gelang es ihnen, Kontakt mit Einheimischen aufzunehmen und einen Einblick in die Traditionen der Insel zu erhalten. Insbesondere die farbenprächtigen Trachten der Sarden faszinierten sie, wofür August Sander eigens Material für Farbphotographien mitgebracht hatte.
Die Aufnahmen von der Insel zeigen ein ursprüngliches Sardinien, manche der Gebäude sind verändert oder existieren nicht mehr, doch viele der damals aufgenommenen Orte kann man auch heute noch wiedererkennen, die Trachten werden noch immer zu hohen Festtagen angelegt.

Die Ausstellung stellt mit rund 150 Exponaten erstmals das Sardinienprojekt in seiner Gesamtheit vor, zeigt die Schönheit und Einzigartigkeit der Insel und eröffnet unbekannte Einblicke in das breitgefächerte Schaffen August Sanders, der vor allem für sein Portraitwerk Menschen des 20. Jahrhunderts bekannt wurde.

Kategorien:
Fotografie | Kunst | 20. Jahrhundert |  Ausstellungen im Bundesland Nordrhein-Westfalen | Ort:  Köln |
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