Bettina Haller - Stiche

Laufzeit: 31. Mai 2011 bis 21. August 2011

n ihrer grafischen Arbeit widmet sich Bettina Haller mit besonderer Vorliebe dem Acrylstich, einer Hochdrucktechnik, die sich aus dem Holzstich entwickelte.

Geschnitten wird mit dem feinen Werkzeug der Radierer (Tiefdruck), mit der Nadel und kleinen Sticheln. So konnten höchstfeine, tonige Drucke entstehen, die bis zur Erfindung der Fotografie das bevorzugte Reproduktionsmittel wurden. Der dominante handwerkliche Charakter der Technik hat lange Zeit die Entwicklung einer selbständigen künstlerischen Gebrauchsweise behindert. Erst in den fünfziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts fand der Holzstich und später der Acrylstich künstlerischen Nährboden zunächst im Schwäbischen, später auch im Umfeld der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst, insbesondere bei Karl-Georg Hirsch.

Wer sich für den Stich entscheidet, entscheidet sich zugleich für die kleine Form.
Bettina Haller unterläuft die Suggestionen eines kleinen Formates mit monumentalen Anlagen und überraschenden Fokussierungen. Ihre Landschaften sind tief und weit, von wenigen Linien im Raum organisiert. An andere Bildsituationen rückt sie so nahe heran, dass das Dargestellte wie unter einem Glas vergrößert und verzerrt erscheint. Es wird deutlich, dass eine monumentale Wirkungsweise weniger vom Ausgangsformat abhängt, als von der Bildorganisation.
Hallers Bildräume entstehen mit drastischen Mitteln. Alle perspektivischen Linien werden gekrümmt, der Raum gedehnt oder verkürzt, kurz, gespannt wie ein Bogen, seine Leere angefüllt mit Erwartung.

Figuren fehlen meist auf ihren Blättern, gelegentlich entdeckt man sie spät, angeschnitten und überraschend im Blickwinkel. Sie scheinen außen Stehende wie wir Betrachter zu bleiben und blicken in einen Erlebnisraum voll von Zurückgebliebenem und voller Versprechungen.
Vieles bleibt rätselhafter Gegenstand, angedeutet in variantenreichen Schraffuren der Gegenstandsflächen. Bettina Haller erfindet expressive Oberflächen, gibt ihnen kraftvollen Charakter. Manche Flächen gar erhalten einen Zeitausdruck, sie scheinen zu fliehen.
In diesen Bildräumen, die frei von menschlicher Handlung sind, gewinnen die wenigen Gegenstände und ihre Beziehungen verstärkt Bedeutung. Haller trägt in klare Situationen Fremdkörper hinein: geringelte Stäbe, Faltschiffchen, überdimensionierte Stoffe oder Papiere, die als Boten durch das Bild schweben wie in den alten Erzählungen allerlei mythologische Wesen.

Bettina Haller arbeitet häufig zu literarischen Texten. Zahlreiche Künstlerbücher, die in der eigenen Druckwerkstatt entstanden, werden ebenfalls in der Ausstellung präsentiert.

Kategorien:
Kunst | Zeitgenössische Kunst | 21. Jahrhundert |  Ausstellungen im Bundesland Sachsen | Ort:  Chemnitz |
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