Wilhelm Schürmann - Wegweiser zum Glück. Bilder einer Straße, 1979-1981

Laufzeit: 30. März 2012 bis 12. August 2012

Wegweiser zum Glück. Bilder einer Straße ist ein eindrucksvolles Portrait eines eingegrenzten Ortes, ein Erfahrungsraum, der einerseits prototypisch für einen Zeitabschnitt im Ruhrgebiet steht, andererseits darüber berichtet, wie Menschen ihr privates, aber auch öffentliches Umfeld, letztlich ihr Miteinander gestalten und damit auch die Geschichte ihres Lebens erzählen.

Der Photograph Wilhelm Schürmann (*1946), der heute als Sammler und Kurator für zeitgenössische Kunst international anerkannt ist, verbrachte seine Kindheit und Jugend in der Steinhammerstraße in Dortmund. Nachdem er 1966 sein Elternhaus verlassen hatte, kehrte er zwischen 1979 und 1981 viele Male an den ihm vertrauten Ort zurück und hielt ihn in aller Sachlichkeit, aber auch voller Begeisterung für den dort angetroffenen und über die Zeit kaum veränderten Alltag in über 2.000 Schwarzweißnegativen fest. Die für ihn wichtigsten Motive vergrößerte er und stellte sie in einer Bildreihe von über 180 originalen Handabzügen zusammen: Verschiedene Ansichten der Straße, Fassaden typischer Wohnhäuser, Nachbarschaften, Geschäfte aller Art, ob Reinigung oder Frisör - von innen und außen, Wohnungen, Mobiliar, Einrichtungsdetails wie Stereoanlagen, Pflanzen und dekorative Stillleben; zudem Portraits der von ihm angetroffenen Bewohner und im weiteren Radius, Gärten, Beete und Hinterhöfe, Bahnhofsgelände und angrenzendes Brachland.
Mit dieser Bildreihe schildert uns Schürmann aber nicht nur sein frühes persönliches Lebensumfeld, sondern liefert vor allem bemerkenswerte Bilder aus einer Zeit, als in Deutschland weitaus deutlicher noch die Folgen der Nachkriegszeit wirkten, die Illusionen des Wirtschaftswunders von einer Phase der Ernüchterung überlagert wurden, sich aber eine Form privater Lebenskultur verbreitet hatte, in der man sich fast im wahrsten Sinne des Wortes eingerichtet hatte - ein Klima, das schließlich auch das Leben der nächsten Generationen mitbestimmte, sei es durch eine angepasste oder kritische Haltung.

Durch Schürmanns Blick bestätigt sich die Photographie als hochwirksames Mittel zur Analyse von Wirklichkeit ebenso wie zur anschaulichen Erzählung über persönliche und kollektive Ansichten und Erinnerungen. In aller Konzentration, mit Humor und Selbstironie zeigt Wilhelm Schürmann Fakt gegebene Lebensverhältnisse wie auch ein unvergessenes Lebensgefühl. Der aus einer Hosentasche hervorblinkende "Wegweiser zum Glück", Broschüre einer Lotto-Toto Annahmestelle, versinnbildlicht den Ausstellungstitel und ist nur einer der vielen fabelhaft beobachteten Momente.

Kategorien:
Fotografie | 20. Jahrhundert |  Ausstellungen im Bundesland Nordrhein-Westfalen | Ort:  Köln |
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