Kunstmuseum Solingen
42653 Solingen
Wuppertaler Straße 160

10 Jahre Solinger Fenstersturz

Laufzeit: 15. Juli 2014 bis 17. August 2014

Als Rudolf A. Scholl (1931) 2002 nach Solingen - Gräfrath kam, stand er vor dem Museumsgebäude von 1907 und meinte, im östlichen Bereich der Fassade fehlt eine Betonung in der Architektur: „Da baue ich meinen Solinger Fenstersturz hin“. Spontan hatte er die Vision einer an die Fassade gelehnten zweigeschossigen Installation. Er wusste zu diesem Zeitpunkt nicht, dass genau an dieser Stelle bis 1944 ein Erker bestand, mit dem der Architekt die Fassade ausgewogen gestaltet hatte. Bei der Behebung der Kriegsschäden wurde dieser Erker nicht wiederhergestellt. Im Frühling 2004 realisierte der Kölner seine Vorstellungen: eine Installation schafft die Vorstellung eines aus dem ersten Stock fallenden Fensters. Wie im Daumenkino sieht man eine Abfolge von Bildern, die in der Gesamtheit den Solinger Fenstersturz ergeben.

Sein Gefühl für Elemente der Architektur leitet Rudolf Scholl schon seit Jahrzehnten. Im Rahmen zahlreicher Aufträge gelang es ihm immer wieder, Architektur in Szene zu setzen oder für den Betrachter sinnvoll in Frage zu stellen. Dabei hat Rudolf Scholl einzelne Bestandteile in Bezug auf ihre Beschaffenheit und Funktion analysiert und dem statischen, stillen Tragen und Lasten durch Formenvariationen und -wiederholungen so etwas wie einen Handlungsablauf hinzugefügt und damit die Architektur dynamisiert. Plötzlich hatte die Form, hatte die Architektur etwas zu erzählen.

Anregung bei der Benennung war der „Prager Fenstersturz“, der 1618 den Dreissigjährigen Krieg einleitete, weil böhmische Rebellen kurzerhand einige kaiserliche Beamte aus einem Fenster des Prager Schlosses warfen. Rudolf Scholl greift diesen folgenreichen Fall im übertragenen Sinne als gestalterisches „Happening“ auf und lässt mit schalkhafter Wortgenauigkeit aus der Fassade des Museums eines der Fenster herausstürzen.

Zum ersten Mal hielte zwei Materialien Einzug in die Kunst und werden hier bildwürdig. Das sind einerseits präzise Aluminiumprofile, die der Künstler in Südfrankreich sah – die aber aus Solinger Produktion stammen und andererseits hochfeste Makrolonscheiben, die 2004 von der Bayer Polymers Sheet Europe kostenlos zur Verfügung gestellt wurden. Zur Befestigung waren Edelstahlkonstruktionen notwendig, die die Firma Arthur Dorp GmbH & Co sponserte.

Indem Scholl eines von mehreren Fenstern 21-fach imitiert und in beschwingter Kurvung aus fallen lässt, ereignet sich eine surreale Situation, die man fiktiv auch auf die weiteren, noch intakten Fenster der Hausfassade übertragen könnte. Surrealität bezeichnet den Moment auf der Kippe, wenn Illusion Wirklichkeit zu werden wünscht – und sei es nur in Gestalt des „plastischen Kunstwerks“.

Rudolf Scholls Werke sind vertreten in folgenden Sammlungen: Kunstmuseum Solingen, Museum Ludwig, Köln, Rheinisches Landesmuseum Bonn, Stadtmuseum Siegburg und in Privatbesitz.

Zur Museumseite: Kunstmuseum Solingen

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Kunst | 21. Jahrhundert |  Ausstellungen im Bundesland Nordrhein-Westfalen | Ort:  Solingen |
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