Grafikbiennale 100 Sächsische Grafiken 2016

Laufzeit: 06. September 2016 bis 13. November 2016

Bei uns in Europa – unter diesem Gedichttitel Kurt Tucholskys wendet sich das Thema der diesjährigen Biennale den Vorurteilen gegen das Fremde und die Fremden zu. Der interessierte, gleichgültige oder ängstliche Umgang mit dem Fremden spiegelt immer auch ein Selbstbild des Künstlers und seiner Wahrnehmung. Unter diesem Focus wurden in einem Wettbewerbsverfahren 100 neue grafische Arbeiten in allen klassischen und diversen experimentellen Techniken ausgewählt.

Bei uns in Europa - angeregt vom gleichnamigen Gedicht Kurt Tucholskys hatte die Ausschreibung für die diesjährige Biennale die politischen wie privaten Rückwirkungen der Flüchtlingskrise in Europa thematisiert. Der grassierende neue Nationalismus, vom schlichten Ressentiment bis hin zu privat agierenden Grenzsicherungsaktivisten, bestätigte in den letzten Monaten eine alte Diagnose des Dichters aus dem Jahr 1927. Daneben stehen die oft emphatischen Begegnungen mit dem Fremden als dem Neuen, Irritierenden, Stimulierenden, dem sich Künstler aus dem Wesen ihres Arbeitsprozesses heraus freudig gegenübersehen. Tucholsky ironisierte das Ressentiment gegen das Fremde und stellt das Selbstbild seiner Zeit in Frage. Wie gehen wir heute mit dem Gegensatz zwischen einer grenzenlos offenen Welt und den notwendigen Abgrenzungen unserer europäischen Identität um? Wie klar umreißbar und statisch ist diese überhaupt? Wie gelingt es, beides, das Fremde und das Vertraute, miteinander leben, einander fruchtbar werden zu lassen? Für die Kunst kann jede Begegnung des Eigenen mit dem Fremden, neben der Selbstbefragung (Das Fremde in mir) vor allem eine Bereicherung bedeuten. Überall werden heute Identitätsdebatten gefordert. Kultur spielt darin eine große Rolle, denn gerade die Künste haben den Bild- und Symbolfundus für Europas Identität geschaffen. Aus Konfrontation und Reibung wachsende Spannungen führen die Kunst weiter, machen sie radikaler, schöpferischer, aktueller und lebendiger.

Gesucht waren die Auswirkungen des Fremden auf die eigene Bildproduktion - sei es in der Themenwahl, den Bildgegenständen, dem Erzählmodus, der gewählten Technik oder dem Einfluss bislang fremder Formen und Farbigkeiten. Die Auslober des Wettbewerbs zur Grafikbiennale interessierten sich, inwieweit die politischen Entwicklungen Einfluss auf die Bildgestalten nehmen, ob und wie fremde Formen, nicht nur arabische und afrikanische, auch in der aktuellen Kunst als Anregung begriffen und genutzt werden, wie fremde und vertraute Formen aufeinander Einfluss nehmen, eventuell gar neue Arbeitsweisen und Techniken entstehen.

Teilnahmeberechtigt waren alle Künstlerinnen und Künstler, deren Schaffens- und Wirkungsschwerpunkt in Sachsen liegt. Eingereicht werden konnten maximal vier einzeln oder als Zyklus konzipierte druckgrafische Blätter, die seit 2014 entstanden sind.

Kategorien:
Kunst | Zeitgenössische Kunst | 21. Jahrhundert | Europa |  Ausstellungen im Bundesland Sachsen | Ort:  Chemnitz |
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