SABINE MORITZ - NEULAND

Laufzeit: 09. Juli 2017 bis 27. August 2017

Einsam steht ein Hund auf einer Straße. Im Hintergrund eine scheinbar verlassene Stadt. Das Motiv kommt einem vertraut vor. Vielleicht nicht genau dieses, aber die Situation. Sie ist eindringlich. Das Bild ist eindringlich. Unklar bleibt der Ort. Er ist möglicherweise austauschbar. In jedem Fall weckt das Motiv Erinnerungen und Assoziationen. Doch genau fassen lassen sie sich kaum. Was eben noch klar und deutlich war, erhält bei weiterem Nachdenken Schattierungen und Nuancen. Und auch dies entspricht dem Bild. Die gedankliche Ungewissheit korrespondiert mit der Unschärfe der Malweise. Mit ihrem kräftigen, farbigen Malstil löst die in Köln lebende Malerin Sabine Moritz (Jg. 1969) die Motive mitunter bis zur Grenze der Erkennbarkeit auf.

Ein Foto wäre wahrscheinlich klarer gewesen. Ein Foto, so der Volksmund, sagt bekanntlich mehr als tausend Worte. Der fixierte Moment, das fixierte Motiv ließe sich klarer erkennen, schneller erfassen und, ja auch schneller bewerten. Allein, so eindeutig, so rasch fixierbar ist die Welt mitunter nicht. Was, wenn tausend Worte angestoßen werden sollen, was, wenn nicht das Erkennen dieser speziellen Situation, eines speziellen Motives angestrebt wird, sondern eine grundlegendere Betrachtung? Und was, wenn das Ergebnis der Betrachtung offen bleiben soll, wenn keine Bewertung vorgenommen werden soll? Dann wäre ein Foto wahrscheinlich nicht das geeignete Medium. Und so bilden Fotos bei Sabine Moritz nur einen Ausgangspunkt für ihre Bilder.

Ein anderer Ausgangspunkt sind Erinnerungen. Sie sind von Natur aus fragiler. Zwar gibt es ganz klare, eindeutige Erinnerungen, aber auch Zweifel und Unsicherheiten. In der Erinnerung verschieben sich Zusammenhänge, Größen und Räume. Genaue Vorstellungen, vordergründig und dominant stehen gleichberechtigt neben zaghaften, fraglichen Möglichkeiten. Im Oeuvre von Sabine Moritz wird dies in den seit 1992 angefertigten Blei- und Buntstiftzeichnungen auf Papier deutlich, auf denen sich unter dem Titel Lobeda und Jena/Düsseldorf persönliche Bezüge mit der Geschichte der beiden deutschen Staaten verbinden.

Doch für die offeneren Zeichnungen wie für die farbigen Gemälde gilt gleichermaßen die Beurteilung des Wochenmagazins Der Spiegel. Es sind „Werke voller Kühle, voll bohrender Gefühle. Werke von höchster Qualität.“ In der Ausstellung Neuland präsentiert der Kunstverein Bremerhaven jetzt erstmals im Nordwesten eine Auswahl ihrer intensiven Gemälde, Zeichnungen und Grafiken.

Kategorien:
Kunst | Zeitgenössische Kunst | 21. Jahrhundert |  Ausstellungen im Bundesland Bremen | Ort:  Bremerhaven |
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