Georg Netzband (1900-1984)Der Chronist Berlins

Laufzeit: 17. Februar 2002 bis 14. April 2002

Der Maler, der sich selbst als "Chronist Berliner Lebens" bezeichnete, zählt zur der sogenannten "verschollenen Generation" und war in diesem Rahmen bereits mit drei Gemälden in der großen Ausstellung "Verfemt, Vergessen, Wiederentdeckt" im Museum Baden zu sehen.

Geboren und aufgewachsen im kleinbürgerlichen Bezirk Wedding im Berliner Norden wird er bereits 1918 als junger Soldat mit den Schrecken des Ersten Weltkriegs konfrontiert. Noch im gleichen Jahr besucht er an der Staatlichen Kunstschule Berlin die Klasse von Georg Tappert und schließt sich später der Novembergruppe um Otto Dix und George Grosz an. Die Zugehörigkeit zu dieser Künstlerorganisation, Netzbands Motivwahl und seine Art der Darstellung führen 1933 zu Mal- und Ausstellungsverbot durch die Nationalsozialisten. Dennoch arbeitet der Künstler im Untergrund weiter. Das zwangsweise aufgelöste Atelier wird ersetzt durch den Schauplatz der Straße. Bilder, die in dieser Zeit entstanden, vergräbt er teilweise in Blechbehältern. Sie dokumentieren das Inferno und die Schrecken des Krieges. Verwundete Soldaten, Kriegswitwen, Erschießungskeller und Bilder aus dem Schützengraben stehen dabei im krassen Gegensatz zu den Darstellungen des Berliner Lebens auf dem mondänen Kurfürstendamm. Die Bilder der 50er Jahre zeigen das zerstörte Berlin, aber auch die Zeit des Boogie-Woogie als Symbol für den Aufschwung. Im beeindruckenden Spätwerk entwickelt Netzband mit Bildern voller Dynamik den expressiven Realismus weiter und bezieht erneut Stellung zum Zeitgeschehen. 1981 erhält Netzband das Bundesverdienstkreuz mit ausdrücklicher Würdigung seiner Haltung während der Naziherrschaft. 1984 stirbt er in seiner Wahlheimat in Lindenberg/Allgäu.