VITA DUBIA Über die Ungewissheit des Todes und die Angst, lebendig begraben zu werden

Laufzeit: 08. Oktober 2016 bis 16. April 2017

Wann ist der Mensch tot? Wie ist die Grenzlinie zwischen Leben und Tod zu definieren? Wie wandelt sich diese Definition in der historischen Entwicklung?
Von der Antike bis ins 18. Jh. galten gemeinhin sehr einfache Zeichen als Indizien für den Eintritt des Todes: War etwa kein Herzschlag und kein Puls mehr zu fühlen, blieb eine Flaumfeder bewegungslos auf dem Mund liegen oder beschlug ein Spiegel nicht durch die Atmung, wurde der Betreffende für tot gehalten.

Im Zuge der Aufklärung entbrannte in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts geradezu epidemisch eine Furcht der Menschen davor, lebendig begraben zu werden. Neue naturwissenschaftliche Erkenntnisse und technische Errungenschaften brachten die alten Gewissheiten über die Grenze zwischen Leben und Tod ins Wanken, und es folgte eine weit auch über die Fachkreise hinausgehende gesellschaftliche Diskussion über den Zwischenzustand, den »Scheintod«. Die Angst vor dem Lebendig-begraben-Werden grassierte.
Eine der Folgen war die Errichtung des ersten Leichenhauses auf dem Jacobskirchhof in Weimar 1792 mit der Inschrift »Vitae dubiae asylum«, Haus des zweifelhaften Lebens. Die zutiefst beunruhigende Problematik des Scheintods regte nicht nur Ärzte und Wissenschaftler zu bizarren Experimenten an und veranlasste skeptische Erfinder zum Bau skurriler Rettungsapparate. Es entfachte sich beispielsweise auch eine Debatte darüber, welche Hinrichtungsmethode humaner sei: Köpfen oder Hängen? Gleichzeitig löste die weit verbreitete Verunsicherung einen kreativen Impuls aus. Denn auch Schriftsteller und Dichter beschäftigten sich intensiv mit dem Thema. Besonders faszinierend beschreibt Edgar Allen Poe (1809–1849) seine Scheintod-Ängste.

Diesem Phänomen des Scheintods in seiner Komplexität widmet sich die neue Sonderausstellung VITA DUBIA. Über die Ungewissheit des Todes und die Angst, lebendig begraben zu werden.

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