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15.9.2020

Direktor des Naturkundemuseums Karlsruhe erhält internationale Auszeichnung
Veröffentlicht von: Staatliches Museum für Naturkunde Karlsruhe
Internetseite: www.naturkundemuseum-karlsruhe.de
Abbildung: Prof. Norbert Lenz SMNK mit Preis und Laubenvogelmodell © Staatliches Museum für Naturkunde Karlsruhe
Der Direktor des Staatlichen Museums für Naturkunde Karlsruhe, Prof. Dr. Norbert Lenz, erhielt eine internationale Auszeichnung. Er wurde durch die Griffith University im australischen Bundesstaat Queensland als herausragender Absolvent der Universität auf dem Gebiet der Naturwissenschaften mit dem Griffith Science‘s Outstanding International Alumnus Award 2020 ausgezeichnet. Da im Corona-Jahr 2020 nur eine virtuelle Feier (am 11.9.) stattfinden kann, kam die mit der Auszeichnung verbundene Trophäe per Post.

Als Alumnus wird der Absolvent einer Universität bezeichnet. Norbert Lenz hatte sich nach Abschluss seiner Diplom-Arbeit an der Universität Kiel 1989 in Brisbane, der Hauptstadt von Queensland, als Doktorand an der Fakultät für Umweltwissenschaften der Griffith University eingeschrieben, die nach Sir Samuel Walker Griffith (1845–1920) benannt wurde, dem ersten Präsidenten des obersten Gerichtshofes Australiens, Hauptautor der australischen Verfassung und Ministerpräsident von Queensland.

Forschungsobjekt Laubenvögel

Im Rahmen seiner 1994 mit der Promotion zum Doctor of Philosophy (Ph.D.) erfolgreich abgeschlossenen Doktorarbeit untersuchte Lenz die Verhaltens- und Fortpflanzungsbiologie des Gelbnacken-Laubenvogels (Sericulus chrysocephalus), einer ausschließlich in Regenwäldern Ostaustraliens lebenden Singvogelart. Die Familie der Laubenvögel ist evolutionsbiologisch besonders interessant, da es unter den 20 Arten unterschiedliche Paarungssysteme gibt: Drei Arten leben monogam, also im Paarverbund, wobei sich Männchen und Weibchen gemeinsam um den Nachwuchs kümmern. Bei den übrigen 17 Laubenvogelarten aber errichten und dekorieren die Männchen Balz-Arenen, die namensgebenden Lauben, die in ihrer Komplexität im Tierreich einzigartig sind. An den Lauben versuchen deren jeweilige Erbauer, möglichst viele Weibchen zu begatten, welche sich anschließend allein um den Nachwuchs kümmern.

Vor einer Begattung müssen Laubenvögel-Weibchen aber erst von den Qualitäten eines Männchens überzeugt werden, was im Rahmen eines komplexen Balzablaufs geschieht. Denn die Weibchen wählen den Geschlechtspartner, nicht die Männchen! Bei der Optimierung der eigenen Chancen auf erfolgreiche Balz sind männliche Laubenvögel nicht zimperlich: Sie demolieren die Lauben in der Nachbarschaft lebender Männchen und stehlen deren Dekorationsobjekte, z.B. bei der Balz im Schnabel präsentierte Schneckengehäuse.

Durch das von Tarnzelten aus während mehr als 1500 Stunden Beobachtungszeit gesammelte Datenmaterial zu den Aktivitäten an den Balzplätzen der Laubenvögel fand Lenz u.a. heraus, dass seltenere Dekorationsobjekte wie Schneckengehäuse signifikant häufiger gestohlen werden als häufigere Objekte wie grüne Blätter.

Die Forschungsarbeiten von Norbert Lenz waren zwar nicht die ersten derartigen Untersuchungen, aber das erste Forschungsprojekt über den in freier Natur nur schwer zu beobachtenden Gelbnacken-Laubenvogel. Dieser ist eine stammesgeschichtlich relativ ursprüngliche Laubenvogelart mit prächtigem Gefieder jedoch eher schlichter Laube, während später entstandene Arten große, prächtig dekorierte Lauben errichten, aber ein eher schlichtes Gefieder aufweisen. Somit haben die Forschungen von Norbert Lenz, die durch nationale und internationale Stipendien unterstützt worden sind, eine Lücke im Verständnis der Evolution dieser besonderen Vogelfamilie geschlossen.

Die Dissertation von Lenz, 1999 in erweiterter und aktualisierter Form in der in Ludwigsburg herausgegebenen Zeitschrift Ökologie der Vögel (Ecology of Birds) veröffentlicht, ist bis heute die umfangreichste Publikation zur Thematik und wird in der Fachliteratur oft zitiert, z.B. in Veröffentlichungen zur sexuellen Selektion und der Entstehung verschiedener Paarungssysteme.

Anerkennung für herausragende Karriere

Mit der Auszeichnung durch die Griffith University soll aber nicht nur an die Laubenvogel-Forschungen von Norbert Lenz erinnert, sondern insbesondere sein weiterer Werdegang gewürdigt werden. Nach seinen Forschungen in Australien kehrte Lenz nach Deutschland zurück und wurde 1994 Geschäftsführer des NABU-Naturschutzzentrums Wollmatinger Ried bei Konstanz. Von 1996 bis 2001 war er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Kurator des Bodensee-Naturmuseums Konstanz tätig, neben weiteren Tätigkeiten als freiberuflicher Biologe. So hat er zahlreiche naturkundliche Studienreisen geleitet, nicht nur in Europa von Skandinavien bis zum Mittelmeer, sondern auch in tropischen Regionen. Von 2002 bis März 2007 war Lenz Stellvertretender Direktor, Leiter der wissenschaftlichen Sammlungen und des Insektariums beim Löbbecke-Museum und Aquazoo in Düsseldorf und von April 2007 bis April 2008 Direktor des Naturhistorischen Museums Mainz sowie Leiter der Landessammlung für Naturkunde Rheinland-Pfalz.

Seit Anfang Mai 2008 ist Norbert Lenz Direktor des Staatlichen Museums für Naturkunde Karlsruhe. Verbindendes Thema all seiner Tätigkeiten ist sein großes Interesse an der biologischen Vielfalt – von der viele Millionen Jahre zurückliegenden Frühzeit des Lebens bis zur heutigen Biodiversitätskrise. In Anbetracht der weltweiten Sorgen um den Zustand von Natur und Umwelt haben sich auch die Aufgaben und Schwerpunkte von Naturkundemuseen gewandelt. So ist es Lenz ein Anliegen, dem Museumspublikum nicht nur Kenntnisse der heimischen Flora und Fauna zu vermitteln, sondern die Krise der biologischen Vielfalt als globale Herausforderung zu begreifen und Interesse an eigenem Engagement zu wecken.

Dem dienen auch Ausstellungsprojekte über ökologische Themen außereuropäischer Regionen und interdisziplinäre Projekte. So kuratierte Direktor Lenz in Karlsruhe auch Sonderausstellungen über die starke Gefährdung der Artenvielfalt in Madagaskar (2009), den großen Artenreichtum im Himalaja-Kleinstaat Bhutan (2011) und das Aussterben der Megafauna Amerikas im Zuge der Besiedlung der Neuen Welt durch den Menschen (2017). Naturkundemuseen können die Krise und den Wandel der Biodiversität mit ihren Sammlungen belegen. Die Museumsdirektor Lenz verliehene Auszeichnung, über die ihn Professor Andrew Smith, Rektor der Griffith University, in Kenntnis setzte, dient Museumsdirektor Lenz als Ansporn, das Naturkundemuseum Karlsruhe als wichtiges Kompetenz- und Dialogzentrum für die Gesellschaft weiterzuentwickeln.

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