Lexikon

Handwörterbuch der Textilkunde aller Zeiten und Völker für Studierende, Fabrikanten, Kaufleute, Sammler und Zeichner der Gewebe, Stickereien, Spitzen, Teppiche und dergl., sowie für Schule und Haus, bearbeitet von Max Heiden, Stuttgart 1904

Gesamtindex
Eintrag: Drap
Drap, Draperie, (franz.), im deutschen eigentlich Tuch oder Tuchwaren, im englischen cloth. In Frankreich nennt man im allgemeinen verschiedene schwere seidene und wollene Gewebe Draps, im engeren Sinne versteht man darunter aber auch Tuch und verschiedene Arten ähnlicher Zeuge. Dabei teilt man im Handel alle Wollengewebe in die grosse und in die petite draperie und sammetartige Zeuge etoffes veluntees. Zur grossen Draperie rechnet der Franzose sowohl die draperie commune, als auch die draperie fine; die beiden letzten Arten werden nach ihren Fabrikation Sorten auseinandergehalten. Die petite draperie wird in Frankreich je nach der Verarbeitung des Materials in einfache (unie) und geköperte (croisé) eingeteilt. Die Uniesorten bestehen in gröberen Kamelotten, Berkanen (wollenen und seidenen), in einfachen und anderen Etaminen, und sogen. Damis aus verschiedenen Fabriken. Die geköperten Sorten bestehen in Sergen, Minorquen, Prünellen, Kalamanken, Türkisen, Merino, Thibet, Cassinet, Circassia u. s. w., aus den verschiedensten Fabriken.

Drap Impérial, ein ganz feines ungeköpertes Halbtuch aus Aachen, Montjoie, Eupen, Verviers u. s. w.

Drap Zéphir, eine Gattung feines Damentuch, sowohl einfach, als auch geköpert; die geköperten Sorten sind eine stärkere Ware Kasemir sie ähnelt dem Draps Cachemirs.

Draps ampastelées heissen in Frankreich alle die wollenen Tuche, welche eine Grundfarbe mit Waid erhalten und dann erst mit Indigo gefärbt werden.

Draps Cachemirs, ein feines Halbtuch zu Damenmänteln und Sommerkleidern; dasselbe wird zuweilen geköpert gewebt und ist alsdann eine Art Doppel-Casimir.

Draps César, ebenfalls feine Halbtuche.

Draps chats heissen diejenigen französischen Tuche, bei welchen die Kette von weisser, der Einschuss aber von Wolle der braunen, schwarzen oder rötlichen Schafe genommen wird; sie können daher nicht anders als schwarz gefärbt werden.

Draps croises heissen geköperte Tuche auf holländische Art, die zu Viviers und an mehreren Orten im ehemaligen Languedoc gefertigt werden. Ihr stärkster Verbrauch ist zu Truppenkleidungen, da der Artikel sehr dicht und dauerhaft.

Draps croisés double brochés sind wollene Köpertuche die besonders in der ehemaligen Dauphine gewebt werden.

Draps d'Abbeville, Tuche aus Abbeville gehören sowohl ihrer Webart, als auch der dauerhaften Farbe und der Appretur wegen zu den besten französischen Fabrikaten ihrer Art; die Draps fins werden ganz aus spanischer Leonesawolle gewebt und mit einem blauen Sahlbande und vier Aurorafäden bezeichnet; auch ist gewöhnlich der Name des Fabrikanten eingestickt.

Draps d'Amiens, feine Tuche aus den Manufakturen von A.

Drap d'Andely, franz. Tuche und verwandte Zeuge, die in der Normandie gewebt werden; es sind teils sehr feine, aber auch Halbtuche, welche auf englische Art gefertigt und zugerichtet werden.

Draps d'argent s. Brokatstoffe.

Draps de baye oder boye nennen die Franzosen einen schwarzen festgeschlagenen und dichtgewalkten Wollenstoff, welcher stark gerauht, nur wenig geschoren wird und wenig Presse erhält, daher ein rauhes, langhaariges Aussehen hat und nur zu Trauerkleidern verbraucht wird.

Draps de Berry oder Double broche sind geköperte, dicht geschlagene und festgewalkte Halbtuche oder auch eine Art Doppel-Casimir, von verschiedener Feinheit, welche vornehmlich zu Frauenüberröcken und Sommerkleidern verbraucht werden.

Draps de Chateau roux, auch Draps de chateau du Parc genannt nach gleichnamiger Stadt benannt, sind wegen ihrer Güte und ihrer Dauerhaftigkeit sehr geschätzt, die feinste Sorte (du Parc) ist ganz aus spanischer Wolle und nach Art der Tuche von Sedan und Elbeuf gewebt.

Draps de coton, ein brauner wollener Stoff aus Troyes.

Draps de dames sind locker gewebte und leicht gewalkte Tuche aus feiner zweischuriger Wolle und feinem Gespinst, welches zur Kette fest und links gedreht, zum Einschlag aber locker und rechts gedreht, genommen wird. Früher wurde dieser Artikel nur in schwarzer Farbe zu Trauerkleidern verkauft.

Drap d'Elbeuf, feine Wollentuche aus der Stadt gleichen Namens sie werden aus drei Teilen spanischer, mit einem Teil Wolle aus Portugal, Roussillon und Berry vermischt, gewebt, auf holländische Art appretiert. Die meisten dieser Tuche werden in Frankreich selbst verbraucht.

Drap d'Eté ist ein Stoff von weichem Garn, der in Gera gefertigt wird.

Draps d'Evreux, aus den gleichnamigen Manufakturen, nach Art der von Louviers gewebt und appretiert, von welchen sie sich nur durch eine blaue Sahlleiste mit weissem Band unterscheiden.

Draps de Gobelins nennt man in Frankreich die feinsten Scharlachtuche, welche ehedem in den vornehmsten Tuchmanufakturen zu Sedan, Louviers, Abbeville, sowie in der Gobelinfabrik zu Paris aus ganz feiner spanischer Wolle gefertigt wurden und vor Zeiten in Menge nach England, Italien und Spanien gingen.

Draps de gros bureau sind grobe schwarze, weisse oder graue französische Tuche, die zur Kleidung der Landleute gebraucht werden.

Draps des hommes, eigentlich Drap pour homme, schwarze wollene Tuche, die den Draps de dames gleichen, aber gröber sind, und den Männern zur Trauerkleidung dienen.

Draps de Juliemes nennt man alle Tuche und ähnliche Stoffe, die in den Gobelins zu Paris verfertigt werden.

Draps de Languedoc. Die ehemalige Prov. L., welche jetzt die Departements Ardeche, Aude, Gard, Haute-Garonne, Lozère, Hérault und Tarn ausmacht, hat sehr wichtige Wollenmanufakturen, von welchen besonders die Tuche einen sehr starken. Absatz nach der Levante, nach der Berberei, nach Italien, Spanien, Westindien und Amerika haben. Die gangbarsten unterscheidet man durch folgende Namen: Mahouds, Londrines, Seizaines und Nimes, die sich durch Wolle, Breite und Aufmachung voneinander unterscheiden.

Draps de Louviers, sehr feine französische Tuche aus L., welche denen von Abbeville gleichkommen und sich durch vorzügliche Güte, Dauerhaftigkeit und schöne Appretur auszeichnen; sie werden ganz aus spanischer Segovia-Leonesawolle gewebt und durchgängig in der Wolle gefärbt; jedes Stück ist auf beiden Enden mit dem Namen des Fabrikanten und der Stadt Louviers bezeichnet, welche dort vor der Walke des Tuches eingestickt werden. Die gelben Leisten der Sahlbänder haben blaue Streifen; auf alles dieses, sowie auf den Bleistempel, welcher auf der einen Seite die Inschrift Bureau de Louviers, Manufacture reglée, auf der anderen Seite das Wappen enthält, und den ganzen Stücken angehängt wird, ist beim Einkauf genau zu achten, weil andere Fabrikanten die Louvierstuche nachmachen und den Namen Louviers und den eines bekannten Manufakturisten in schon gewalkte und appretierte Stücke sticken lassen.

Drap monstre, engl. Hammercloth, besonders starke und dichtgewebte und gewalkte Tuche zum Ueberziehen der Fortepiano- Hämmerchen als Ersatz der Belederung. Aachener Tuchfabriken liefern dieselbe Ware.

Draps de Montagne sind gemeine französische Tuche, die besonders um Limour gewebt und auf den Messen zu Beaucaire, Pezenas und Bourdeaux abgesetzt werden. Das meiste davon wird in verschiedenen Gegenden der ehemaligen Provence und nach Italien ausgeführt.

Draps de Sedan, feine französische Tuche aus Sedan, in verschiedenen Sorten, jedoch alle aus feiner spanischer Wolle auf holländische Art gearbeitet und appretiert. Die schwarzen Tuche von Sedan gehören, sowohl in Rücksicht aut die Farbe, als auf ihre Dauerhaftigkeit, zu den vollkommensten Geweben dieser Art; man verfährt aber auch beim Färben mit der grössten Vorsicht und kein Stück darf verkauft werden, ehe es bei der Schauanstalt aufs genaueste untersucht ist; dies gilt auch z. T. von scharlachroten und blauen Tuchen, welche vormals, wie die schwarzen, häufig nach England gingen. In Schwarz, Scharlachrot und Königsblau hatten überhaupt vor der ersten Revolution die französischen Tuche einen entschiedenen Vorzug vor den englischen und den deutschen, was lange aufgehört hat.

Draps de Silesie sind französische Tuche, die den schlesischen nachgemacht werden. Abbeville, Rheims und umliegende Ortschaften liefern diese Ware.

Drap de Soie; unter dieser allgemeinen Benennung begreift man meistens alle schweren in der Regel geköperten Seidenzenge und Armüren welche zu Kleiderstoffen getragen und in sehr grosser Mannigfaltigkeit gefertigt werden, wenngleich ihr Verbrauch durch wollene und baumwollene Stoffe sie verdrängt haben. Die gewöhnhchsten dieser Draps de Soie sind Cote satinee, Royale, Serge de Rome, Croisee u. s. w. auch hierin erscheinen fortwährend neue Artikel unter den willkürlichsten Benennungen, meistens in schwarzen Stoffen.

Draps de Vire, eine Art geringer Tuche, die in Vire in der ehemaligen Normandie gemacht werden.

Draps de Wilton sind feine englische Tuche.