Pinakothek der Moderne
80333 München
Barer Str. 40

GegenKunst »Entartete Kunst« - NS-Kunst - Sammeln nach '45

Laufzeit: 20. Mai 2015 bis 31. Januar 2016

Als Schauplatz der 1937 parallel veranstalteten ersten »Großen Deutschen Kunstausstellung« und der Feme-Ausstellung »Entartete Kunst« spielte München eine zentrale Rolle in der Kulturpolitik des Nationalsozialismus. »GegenKunst« stellt aus der Sammlung der Pinakothek der Moderne erstmals zwei Triptychen und zwei Großskulpturen gegenüber, die exemplarisch für die beiden nationalsozialistischen Gegen-Ausstellungen in der »Hauptstadt der Bewegung« stehen. Kritisch beleuchtet wird die als NS-Propaganda zu verstehende pauschale Konfrontation vermeintlicher Kunststile, die auf der einen Seite eine systemkonforme »neue deutsche Kunst« etablieren und auf der anderen die europäische Moderne der ersten drei Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts diffamieren wollte.

Die von den Nationalsozialisten als »entartet« denunzierten Künstler Max Beckmann und Otto Freundlich treffen in einem Saal der Pinakothek der Moderne auf die NS-Künstler Adolf Ziegler und Josef Thorak, die von Adolf Hitler mit bedeutenden Staatsaufträgen und Ämtern ausgestattet wurden, um das neue nationalsozialistische Menschenbild in der Kunst zu manifestieren. Auf der einen Seite stehen mit der »Versuchung« von Max Beckmann und dem »Aufstieg« von Otto Freundlich wegweisende Hauptwerke der Moderne, die auf das Engste mit der Emigration und Verfolgung der Künstler im »Dritten Reich« verknüpft sind. Der jüdische Künstler Otto Freundlich, der mit seiner 1929 geschaffenen Skulptur »Der Aufstieg« der sozialen Utopie einer neuen Gemeinschaft Ausdruck verlieh, wurde 1943 von den Nationalsozialisten im KZ Lublin-Majdanek ermordet. Max Beckmann, dessen Kunstwerke in Deutschland seit 1937 öffentlich als »entartet« diffamiert wurden, hatte das Land unmittelbar nach Hitlers Rede zur Eröffnung des »Hauses der Deutschen Kunst« am 18. Juli 1937 verlassen. Sein Triptychon »Versuchung« stand ein Jahr später im Zentrum der »Exhibition of 20th Century German Art« in den Burlington Galleries, der Londoner Protest- und Gegenausstellung zur Münchner Schau »Entartete Kunst«. Entgegengesetzt hierzu verkörpern »Die Vier Elemente« von Adolf Ziegler sowie die »Zwei Menschen« von Josef Thorak die avantgarde-feindlichen Positionen nationalsozialistischer Kunst. Die in den Aktfiguren und der Monumentalplastik zum Ausdruck gebrachten rassistischen und ideologisch begründeten Rollenbilder wurden in Fotoreproduktionen zudem massenwirksam verbreitet.

Als weiterer Gegenentwurf und drittes Triptychon der Ausstellung öffnet »Kreuzigung« (1965) von Francis Bacon den Blick auf die internationale figürliche Malerei der Nachkriegszeit und die erneute Befreiung von ideologisch geprägten Menschen- und Körperbildern nach 1945. »Kreuzigung« ist als erste und bahnbrechende Erwerbung des 1965 gegründeten Fördervereins »Galerie-Verein« gleichermaßen ein Mahnmal gegen die Gewalt totalitärer Regimes sowie ein Meilenstein in der internationalen Neuausrichtung der Sammlung nach 1945.

Im Konflikt stehen zwei gegenläufige sammlungsgeschichtliche Entwicklungen: Einerseits die erfolgreichen Bemühungen um den Erwerb von Meisterwerken der Moderne bis hin zur internationalen Gegenwartskunst der 60er Jahre, andererseits die zahlreichen sogenannten »Überweisungen aus Staatsbesitz«, die seit den 50er Jahren aus dem enteigneten Kunstbesitz der NSDAP und hochrangiger Parteimitglieder an die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen überstellt wurden und in den Depots verwahrt werden, darunter auch die beiden ausgestellten Werke von Thorak und Ziegler.

»GegenKunst« definiert mit der kritischen Gegenüberstellung von Kunstwerken Rahmenbedingungen, unter denen NS-Kunst jenseits der Dämonisierung oder Verharmlosung auch im Kunstmuseum – als Ort ästhetischer Reflexion und Diskussion – präsentiert werden kann. Die Ausstellung wird durch ein umfangreiches Begleitprogramm ergänzt, das mit regelmäßigen Ausstellungsgesprächen, einer Podiumsdiskussion und vier Vorträgen führender Experten zum Dialog über den Umgang mit der NS-Kunst in München anregen soll.

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