Elfriede Stegemeyer - elde steeg. Doppelleben einer Avantgardistin.

Laufzeit: 10. Oktober 2010 bis 09. Januar 2011

Im Kreise der Kölner Progressiven und im engen Austausch mit Raoul Hausmann entwickelt die vielseitige Künstlerin (1908 - 1988) ihre eigene, abstrakte Formensprache. Erstmalig werden in dieser Ausstellung Fotografien, Gemälde, Zeichnungen, dreidimensionale Raumbilder und ein Experimentalfilm von Elfriede Stegemeyer/elde steeg gemeinsam gezeigt, um die Bedeutung von Strukturbildungsprozessen im Gesamtwerk der Künstlerin herauszustellen.

Inspiriert von den Rheinischen Dadaisten und den Kölner Progressiven entwickelt Elfriede Stegemeyer (1908-1988) ihre ganz eigene Formsprache, die sie zu einer der bemerkenswertesten - wenn auch weniger bekannten - Künstlerinnen der modernen Kunstgeschichte macht.
In den frühen Schaffensjahren der 1930er Jahre konzentriert sich Elfriede Stegemeyer noch ganz auf die Fotografie. Nach Kriegsende beginnt sie unter dem selbstgewählten Pseudonym elde steeg zu arbeiten und sich auch anderen künstlerischen Ausdrucksformen zuzuwenden. Verweisen diese Tatsachen auch auf einen klaren Bruch, so lassen sich dennoch verbindende Momente in ihrem Gesamtwerk beobachten: Die geistige Offenheit und Querdenkermentalität, aber auch das Motiv der materiellen Strukturen und Verbindungen, das in allen Schaffensphasen zum Tragen kommt und in dieser Ausstellung im Mittelpunkt steht.

Elfriede Stegemeyer gehört der zweiten Generation von Künstlerinnen an, die einen wesentlichen Beitrag zur modernen Kunst geleistet haben - ein Jahr nach Paula Modersohn-Beckers Tod wird sie geboren. Vom fünften bis zum einundzwanzigsten Lebensjahr lebt Elfriede Stegemeyer in Bremen, wo ihr Vater als technischer Direktor für Kaffee HAG tätig ist, die Firma ihres Onkels Ludwig Roselius. Der Lebensweg der Künstlerin ist somit eng mit der Geschichte der Kunstsammlungen Böttcherstraße verbunden.
Während ihres Studiums in Berlin und Köln bewegt sich Elfriede Stegemeyer in dadaistischen Kreisen und schließt sich den Kölner Progressiven an, die einen prägenden Eindruck bei ihr hinterlassen. Künstler wie Raoul Ubac, Otto Coenen, Otto Freundlich, Franz Wilhelm Seiwert und Heinrich Hoerle zählen zu ihren Weggefährten.
Zwischen 1932 und 1938 konzentriert sich Elfriede Stegemeyers Arbeit auf die Fotografie in der Tradition der ‚Neuen Fotografie‘. Im Mittelpunkt steht die Analyse von formalem und ästhetischem Potential alltäglicher Gegenstände oder vorgefundener Strukturen in der Natur. Im Jahre 1935 fotografiert sie gemeinsam mit Raoul Hausmann auf Ibiza.
Der Nationalsozialismus, gegen den sie im Untergrund Widerstand leistet, hindert die Künstlerin an der geplanten Fortführung ihres Studiums am Bauhaus in Dessau und zwingt sie letztendlich zum künstlerischen Rückzug. Bei einem Bombenangriff auf Berlin 1943 wird ein Großteil ihres Werks zerstört. Nach Kriegsende widmet sich Elfriede Stegemeyer unter dem Pseudonym elde steeg verstärkt der Malerei und Zeichnung und experimentiert mit surrealistischen und konstruktivistischen Ausdrucksweisen. 1974 zieht sie nach Innsbruck und arbeitet dort bis zu ihrem Tod.
Schon früh zeichnet sich Stegemeyers Interesse an Strukturen und Vernetzungen ab, die sich durch ihr gesamtes künstlerisches Œuvre ziehen. Das gilt für die gegenständlichen Arbeiten des Frühwerks ebenso wie für die abstrakten Kompositionen des Spätwerks, die oftmals stark an Mikroskop-Aufnahmen biologischer Systeme oder Zellstrukturen erinnern. Netze, Durchbrüche, Gitter, Linien und Spiegelungen sind immer wiederkehrende Motive.
Die Ausstellung zeigt erstmalig die Bedeutung von Strukturbildungsprozessen im Gesamtwerk Elfriede Stegemeyers auf: Fotografien aus dem Frühwerk sowie Gemälde, Zeichnungen und dreidimensionale Objektbilder aus dem Spätwerk stellen visuelle Korrespondenzen her. Auch der Experimentalfilm Kaleidoskop, der 1956 bei den internationalen Filmfestspielen von Venedig im Rahmen der Biennale das Prädikat "wertvoll" erhielt, ist in der Ausstellung zu sehen.
So bietet die Schau einen Einblick in das umfassende Gesamtwerk Elfriede Stegemeyers/elde steegs, wodurch die gestalterische Vielfalt dieser progressiven Künstlerin eindrucksvoll zur Geltung kommt.

Die Ausstellung wird am Sonntag, den 10. Oktober 2010, um 11.30 Uhr eröffnet und ist bis zum 9. Januar 2011 dienstags bis sonntags von 11-18 Uhr zu besichtigen. Abweichenden Öffnungszeiten am 1. Weihnachtsfeiertag und an Neujahr. An Heiligabend und an Silvester bleibt das Museum geschlossen.

Kategorien:
Film | Fotografie | Kunst |  Ausstellungen im Bundesland Bremen | Ort:  Bremen |
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